Porsche Taycan Sport Turismo: Starkstromer mit Stauraum

Porsche Taycan Sport Turismo: Starkstromer mit Stauraum
Zwischen dem Top-Modell und der Einstiegsvariante liegen 100.000 Euro Unterschied © Porsche

Pfeilschnell – und doch geräumig: Der Porsche Taycan Sport Turismo vereinbart E-Antrieb, Sportlichkeit und Platz.

Porsche macht beim Taycan wieder auf große Klappe, verzichtet aber beim zweiten Ableger auf die dicken Backen. Herausgekommen ist ein Elektro-Gleiter für die ganz schnelle Ladung. So flott, dass er Sport im Namen tragen darf. Und obendrein die Bezeichnung Turismo, weil sie sich in Zuffenhausen vermutlich nur bei „Dreizylinder“ noch mehr gruseln als bei „Kombi“.

Porsche-Kunden sollen schließlich nicht an Bretter und Baumarkt denken, sondern an Top-Performance – gepaart mit dem Komfort einer Reiselimousine. Hinten gibt’s deshalb deutlich mehr Kopffreiheit, an den Beinen indes wird es trotz „Fußgarage“ nicht größer als im normalen Taycan. Aber das wäre Jammern auf hohem Niveau.

Alltagstauglichkeit ohne Minderleistung

In Zuffenhausen hören sie Kombi nicht gerne. Deshalb heißt die Version Sport Turismo. Foto: Porsche

Den Kollateralnutzen gesteigerter Alltagstauglichkeit gibt’s gänzlich ohne Minderleistung. Bis zur dreistelligen Tacho-Anzeige vergeht kein Zehntel mehr als im jeweiligen Coupé. Wer immer noch glaubt, ein E-Mobil sei was für Langweiler, sollte schleunigst umdenken. Trotz 2,3 Tonnen schießt der Strom-Schnelle vorwärts, als habe jemand einen Treibsatz gezündet. Ganz besonders natürlich in der Version Turbo S.

Die stromert mit 761 PS in 2,8 Sekunden auf 100, bis 200 dauert’s keine zehn – und Ende ist erst bei 260. Wer da nicht über das Gemüt eines kretischen Ziegnhirten verfügt, lebt ständig am Rande des Tempo-Rauschs. Um runterzukommen, muss man eine ordentliche Scheibe haben. Bei den Top-Varianten klugerweise aus Keramik. Die vorderen messen knapp 17 Zoll, die hinteren kaum weniger.

Am unteren Ende wartet das Basismodell mit bis zu 300 kW (408 PS). Als einziger Sport-Turismo im Quintett treibt er allein hinten und beschert Porsche-Liebhabern das gewohnt druckvolle Heck. Von Zeit zu Zeit schätzt so mancher Connaisseur achtern eben doch ein bisschen Winkel. Und weniger Gewicht obendrein. Vor allem beim Akku mit 79,2 kWh, den es auch für den 4S gibt – alle anderen sind ab Werk mit der Batterie „Performance Plus“ und 93,4 kWh unterwegs.

Opulenter Kommandostand

Alles im Blick: Der Taycan Sport Turismo verwöhnt mit schickem Cockpit. Foto:Porsche

So oder so hat man es höchst komfortabel. In Sitzen mit gutem Seitenhalt, umgeben von feinem Interieur und inmitten von Displays und Touchscreens. Vor sich: ein horizontal betontes Cockpit mit Anklängen an den ersten 911er. Mittig indes der Tacho. Umringt im Wortsinn von einem „Powermeter“. Den über Jahrzehnte geradezu kulthaft zentrierten Drehzahlmesser braucht es ja nicht mehr.

Ein opulenter Kommandostand für die Reise ins Niemandsland der Fahrphysik. Dort nämlich glaubt man sich, wenn der Sport Turismo zeigen darf, was er kann. Weniger als einen Wimpernschlag braucht die Elektronik, um Antrieb, Dämpfung und Ansprechverhalten auf das Optimum zu bringen. Das Resultat: Bei jeder Art von Fahrmanöver kommt der Taycan Sport Turismo sehr viel später an Grenzen als die Allermeisten, die ihn bewegen.

Umgeklappt finden 1,2 Kubikmeter Platz

Große Klappe, viel dahinter: Der ST packt bis zur dreifachen Menge des Taycan Coupé weg. Foto: Porsche

Bei derart viel Sportlichkeit merkt man kein bisschen, dass man vor ordentlich Stauraum herfährt. Maximal 446 Liter sind es bei voller Bestuhlung, umgeklappt finden bis zu 1,2 Kubikmeter Platz – das Dreifache dessen, was der normale Taycan fasst. Wem das nicht reicht: Die optionale Dachbox ist bis Tempo 200 zugelassen. Neu ist die Überkopfverglasung mit „Sunshine Control“. Verdunkelt wird über Kristalle, die auf Strom reagieren. Und wer mag, parkt den Sport Turismo lässig von außen ein – per App.

Ob man nun rast oder reist – irgendwann ist der beste Akku leer. Und auch hier steht der Sport Turismo für schnelle Ladung. An der Power-Säule bringen fünf Minuten 100 Kilometer Radius, von fünf auf 80 Prozent Kapazität vergehen bei beiden Batterie-Versionen nur 22,5 Minuten. Damit das genau so klappt, versetzt der Taycan auf Wunsch die Zellen in eine Art „Wohlfühlbereich“ um die 30 Grad.

Je nach Modell bis zu 498 Kilometer Reichweite

Markante Heckpartie – aber anders als beim Cross Turismo ohne dicke Backen. Foto: Porsche

Die meiste Energie indes holt der Fünf-Meter-Sauser aus Rekuperation. Bis zu 265 Kilowatt kann er einspeisen. Man lasse doch kein Watt liegen, heißt es. Wozu derartige Kompromisslosigkeit führt? Erstmals in der Geschichte von Porsche gibt es ein Wartungsintervall von sechs Jahren für die Bremse. Die Beläge könnten zwar noch dick genug sein – womöglich aber zu alt…

Sie wollten in Zuffenhausen halt auch kein E-Auto bauen, auf dem Porsche steht, sondern einen Porsche mit E-Antrieb. Die Seele der Marke in ein neues Zeitalter bringen, hieß es offiziell. Das verpflichtet: Zu einer Nordschleifen-Zeit von deutlich unter acht Minuten – und je nach Modell bis zu 498 Kilometern Reichweite. Getrennt voneinander, versteht sich.

Die schlechte Nachricht: Unter 187 288 Euro tut sich nix in Sachen „Turbo S“. Auch wenn da schon so ziemlich alles an Bord ist, was das Lager hergibt. Es geht aber auch für weniger als die Hälfte: Beim Einstiegsmodell kommt man mit 86.495 Euro davon. Trotzdem: Große Klappe muss man sich halt auch leisten können.

Keine Beiträge vorhanden