Opel Astra OPC: Die Rückkehr des „Boah Ey“

280 PS und 400 Newtonmeter

Opel Astra OPC: Die Rückkehr des „Boah Ey“
Der Opel Astra OPC verfügt über 280 PS © AG/Flehmer

Das Opel Performance Center hat wieder zugeschlagen. In der neuen Generation erhielt der Opel Astra OPC gleich 100 PS mehr. Nicht nur deshalb wächst der Fahrspaß in ungeahnte Sphären.

Von Thomas Flehmer

In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erreichte der Opel Manta-Hype einen Höhepunkt. In der Musik besungen, im Kino wurde der sportliche Vertreter mit dem Blitz sogar als Titelstar geadelt. Allerdings wurde die Kundschaft des Mantas auch sehr schnell in eine Schublade gesteckt. Der Fuchsschwanz durfte bei der Anhängerschaft ebenso wenig fehlen wie bei anderen die unter selbst Gehäkeltem versteckten Alltagsutensilien. Knapp drei Jahrzehnte später würde sich der Autobauer einen solchen Hype wünschen. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Denn der neueste Spross des Opel Performance Centers (OPC) hat das Zeug dazu, dass man anerkennend in der damaligen Manta-Sprache sagen muss: "Boah Ey".

Ausgezeichnetes Gesamtpaket des Opel Astra OPC

Es sind nicht allein die 280 PS, immerhin 100 Pferde mehr als im Vorgänger, die der neue Opel Astra OPC aus zwei Litern Hubraum hervorbringt. Es ist das Gesamtpaket, das von Anfang an mächtig Eindruck schindet. Der Astra OPC tritt sichtlich geschärft, ja gedrungen auf. Eine grimmige Front unterstreicht den Auftritt der nochmals um zehn Millimeter tiefer gelegten Karosserie. Ein zweigeteilter Dachspoiler mit Kohlefaserkern am Heck ist auch für die hinterher fahrenden Verkehrsteilnehmer eine Ansage.

Diese werden auch den Sound vernehmen, der in Richtung Achtzylinder-Musclecar aus Hollywood geht. Gerade in Tiefgaragen oder Unterführungen wird der Opel Astra OPC den reinrassigen Sportwagen eine akustische Konkurrenz sein. Und so mancher wird anerkennend sagen: "Boah Ey".

Opel Astra OPC in sechs Sekunden auf 100 km/h

In schnellen sechs Sekunden ist der Opel Astra OPC auf 100 km/h. Die 400 Newtonmeter stehen beim laut Opel "stärksten Serienbenziner in Europa" bereits ab 2450 Kurbelwellenumdrehungen zur Verfügung. Hier wurde gleich ein Viertel mehr Drehmoment im Vergleich zum Vorgänger eingepflanzt. Bemerkbar macht sich dass, das die Kraft auch schon beim kleinsten Druck auf das Gaspedal vorhanden ist und das so genannte Turboloch nicht gespürt wird.

Die sechs Gänge lassen sich schnell hochschalten, so dass auf der Autobahn ebenso schnell die linke Spur eingenommen werden kann. Und selbst im sechsten Gang klettert die Geschwindigkeit von 150 km/h recht fix in Richtung der eingeregelten Spitze von 250 km/h, sodass die sich hinter dem Astra OPC langsam entfernenden Verfolger anerkennend sagen: "Boah Ey".

Mächtig Fahrspaß im Opel Astra OPC

Der Opel Astra OPC verfügt über 280 PS
Der Opel Astra OPC liegt wie ein Brett auf der Straße AG/Flehmer

Doch die Fahrt auf der Autobahn ist nicht das Metier des kompakten Boliden. Auf den Kurven der Landstraße oder gar der Rennstrecke tritt die eigentliche Heimat des OPC dank eines exzellenten Fahrwerks zu Tage. Die Hiperstrut-Federbeine, also Hochleistungsfederbeine, sowie das Lamellen-Sperrdifferenzial sorgen dafür, dass zügig nach der Kurve beschleunigt werden kann, ohne dass Traktionsprobleme auftreten.

Drei Fahrmodi für Rennstrecke, Landstraße oder normalen Betrieb vergrößern dabei den Fahrspaß, den der neue Kompakt-Bolide versprüht – und das in Mengen. Der Astra OPC liegt wie ein Brett auf der Straße. Auch das ESP kann in drei verschiedenen Modi eingestellt werden, auf den ersten Kilometern auf Landstraße oder Handlingkurs war ein Eingriff aber nicht zu bemerken. Der Sportfahrer nickt anerkennend "Boah Ey".

Alltagsschwierigkeiten für den Opel Astra OPC

Der Innenraum passt sich den Anforderungen an. Auch hier ist alles auf sportlich getrimmt. Ein übersichtliches Instrumentenboard, eine etwas überfrachtete Mittelkonsole, alles hauptsächlich in Schwarz oder Alu. Im OPC-Fahrmodus verwandelt sich der Instrumentenhintergrund von Weiß in ein aggressives Rot. Die gut einstellbaren Sportsitze sind eine OPC-Eigenentwicklung, die aber auch mit dem Gütesiegel Aktion Gesunder Rücken (AGR) ausgezeichnet wurden. Die benötigte sportliche Härte der Karosserie wird im Cockpit gut abgefedert. In manchen Serienlimousinen sind Unwägbarkeiten stärker zu spüren.

Trotzdem ist der Astra OPC nicht gerade ein Modell für den Alltag. Dass auf den hinteren Sitzen des Dreitürers nicht unbedingt Personen Platz nehmen sollten, ist dem Konzept des Fahrzeugs geschuldet. Angesichts der Kurvengierigkeit fördert der enge Raum auch schnell den Griff zur Tüte. So mancher sagt dann anerkennend "Boah Ey".

Opel Astra OPC kostet 34.250 Euro

Die Kombination aus Leistung und Fahrdynamik fördert beim Opel Astra OPC natürlich den Fahrspaß. Und auch der hiesige Tankstellenpächter bekommt dicke Backen. Denn die auf der Rolle erzielten 8,1 Liter sind weniger wert als niederländische Ambitionen auf den Titel bei der Fußball-EM. Das Gaspedal möchte gedrückt werden, die Karosserie in den Kurven die Spur halten – der Fahrer wird kontinuierlich gelockt, die Leistungswerte des stärksten Astras aller Zeiten auch präsentieren zu können. Drei bis vier Liter mehr – je nach Untergrund – sollten schon eingeplant werden.

So ist die vergnügliche Ausfahrt mit dem Opel Astra OPC kein günstiges Vergnügen. 34.250 Euro müssen bezahlt werden, ehe der erste Tankvorgang erledigt werden kann. Trotz einer guten Ausstattung locken natürlich weitere Komfortelemente, die zwar überschaubar bleiben im Vergleich zu anderen Anbietern, aber die 40.000er Grenze streifen. Da mag so manchem Manta-Fahrer vielleicht das "Boah Ey" im Halse stecken bleiben. Aber in Zeiten des Opel Astra OPC sagt man ja auch eher "Geil" – und das zu Recht.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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