Opel Adam: Blick in die Sterne inklusive

Überzeugender Kleinwagen

Opel Adam: Blick in die Sterne inklusive
Der Opel Adam kommt vor allem bei Frauen gut an. © Opel

Sein Name wurde zunächst belächelt. Doch das Lachen dürfte der Konkurrenz ab Januar vergehen. Denn der Opel Adam bringt alles mit, um das Kleinwagensegment aufzurollen.

Von Frank Mertens

Das Segment der Kleinwagen wächst und wächst. Und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. So stieg der Absatz von modischen Kleinwagen mit einer Länge von rund 3,70 Metern seit dem Jahr 2000 um 30 Prozent, bei den luxusorientierten Kleinen mit einer Größe von rund vier Metern waren es sogar satte 110 Prozent. Von diesem Kuchen will sich nun auch Opel ein Stück abschneiden. Im Januar schickt der Rüsselsheimer Autobauer deshalb mit einem Einstiegspreis von 11.500 Euro den Opel Adam ins Rennen um die Kundengunst.

"Allein im Vorjahr wurden von diesen Modellen europaweit 630.000 Fahrzeuge verkauft", stellt Opel-Marketing-Direktor Andreas Marx fest. Angesichts der Steigerungsraten im A-Segment ist der Adam damit nicht irgendein neues Modell, sondern ein besonders wichtiges für die Rüsselsheimer. Dem in Deutschland entwickeltem Adam kommt eine wichtige Rolle innerhalb der Wachstumsstrategie der GM-Tochter zu.

Opel Adam stellt sich starker Konkurrenz

Welche Absatz-Erwartungen man hegt, verraten die Opel-Verantwortlichen nicht. Doch mit Blick auf die Zuwachsraten in diesem Segment kann man sich vorstellen, dass es sich beim Adam um einen Volumenbringer handelt. Kein Wunder, dass Opel mit dem Adam etwas Besonderes anbieten wollte. Schließlich buhlt man im Segment gegen so starke Konkurrenz wie beispielsweise einen Mini, Audi A1, Citroen DS3, aber vor allem einen Fiat 500. Wer hier Kunden gewinnen will, der muss sich anstrengen. "Uns war klar, dass der Adam anders sein musste, deswegen haben wir auch nicht auf die Retro-Schiene gesetzt", sagt Marx. Das heißt? "Wir wollten ein modernes, ein einzigartiges Auto anbieten, das voll von Innovationen steckt."

Das Cockpit des Opel Adam.
Das Cockpit im Opel Adam Opel

Und, konnten die Opelaner ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden? Absolut! Mit dem Adam haben die Ingenieure aus dem Entwicklungszentrum in Rüsselsheim ein knuffiges, frech daherkommendes Auto auf die Straße gebracht. Mit seiner Länge von rund 3,70 Metern bringt es nicht nur ideale Maße für die Stadt mit, sondern versprüht dabei mit seinen stimmigen Proportionen sogar einen Hauch Sportlichkeit.

Vor allem das breite Heck steht dem Adam dabei gut zu Gesicht, dadurch liegt er optisch satt auf der Straße. Gut, das tun auch andere Autos, doch der Adam will ja mehr bieten als die Konkurrenz – und das schafft er mit einer Vielzahl von Individualisierungsmöglichkeiten.

Sternenhimmel wie bei Rolls-Royce

Der Sternenhimmel im Opel Adam kostete 280 Euro Aufpreis.
Sternenhimmel inklusive im Opel Adam Opel

Dazu gehören beispielsweise zwölf Karosseriefarben und drei Dachfarben, 31 Rad-Felgen-Kombinationen, 15 Sitzdesigns und für die, die so etwas mögen, auch ein LED-Sternenhimmel. So etwas kennt man sonst nur von Rolls-Royce. Doch während bei den Briten dafür so viel Geld verlangt wird wie bei Opel für den ganzen Wagen, kostet dieser Gag beim Adam 280 Euro. Der Kunde hat hier also in der Tat die Qual der Wahl bei der Zusammenstellung seines Adams. Eines ist damit so gut wie sicher: allzu häufig wird man einen gleich aussehenden Adam nicht zu Gesicht bekommen. Gerade für die Lifestyle-orientierte Kundschaft wird das ein wichtiger Kaufgrund sein.

Das sind Differenzierungsmöglichkeiten, die man in dieser Breite von keinem Hersteller in diesem Segment kennt, sieht man vielleicht von der BMW-Tochter Mini ab. Opel glaubt deshalb auch daran, eine Vielzahl neuer Kunden für den Adam zu gewinnen. "Wir rechnen mit 50 Prozent Neukunden", sagt Marx. Ansonsten erwartet man unter den Käufern 80 Prozent Privat- und 20 Prozent Flotten- und Gewerbekunden. Um ihnen die Kaufentscheidung zu erleichtern, bietet Opel gleich zum Start auch eine Vollkaskoversicherung für 9,90 Euro monatlich an – und das unabhängig vom Schadensfreiheitsrabatt.

Wertiger Innenraum

Individualisierungsmöglichkeiten sind schön und gut, doch sie allein machen ein Auto noch nicht attraktiv. Doch auch hier hat sich Opel keine Schwächen erlaubt. So bietet der Innenraum für Fahrer und Beifahrer ausreichend Platz, die Sitze sind bequem, bieten selbst für Großgewachsene einen guten Sitzkomfort einschließlich eines guten Seitenhalts. Im Fond können zwei Kinder durchaus bequem Platz nehmen, als Erwachsener indes möchte man hier nicht längere Strecken zurücklegen müssen.

Die Seitenlinie des Opel Adam.
Die Seitenansicht des Opel Adam Opel

Doch was heißt das schon? Der Adam ist nun einmal kein Familienauto, sondern ein Auto für die Stadt, was nicht heißen soll, dass man mit ihm nicht auch lange Strecken zurücklegen kann, halt nur nicht mit vier Erwachsenen und dem Anspruch viel Gepäck mit auf die Fahrt nehmen zu wollen. Im Kofferraum ist gerade mal Platz für 170 Liter Gepäck, legt man die Rücksitzlehne um, werden es 484 Liter. Aber auch das ist verzeihlich. Denn wer mehr Platz möchte, der entscheidet sich entweder für den Corsa, Meriva oder, wenn er es kleiner mag, für den Agila. Für viele Kunden dürfte der Adam zudem ein klassischer Zweitwagen sein.

Doch auch für alle anderen, die ihn als Erstwagen nutzen wollen, ist er eine gute Wahl. Wer erstmals in den Adam einsteigt, wird dabei angenehm überrascht, wie wertig er ist. Die Materialien sehen nicht nur gut aus, sie fühlen sich auch so an. Das trifft vor allem auf das kleine Lederlenkrad zu. Es macht einfach Spaß, es anzufassen. Und da der Adam gerade in der Stadt seinen wahren Bestimmungszweck hat, hat Opel ihm serienmäßig einen so genannten City-Modus spendiert. Dahinter versteckt sich eine Lenkunterstützung bei geringem Tempo. Das ist gewöhnungsbedürftig, weil das Fahrgefühl verschwindet, aber der Adam lässt sich damit leichthändig in fast jede Parklücke bewegen. Gerade in der Stadt freut man sich über dieses Feature.

Einparkassistent mit Tot-Winkel-Warner

Mit seiner Länge von 3,70 Metern ist der Adam zwar ein ideales Stadtauto, doch die Sicht nach hinten ist, wie so häufig in dieser Klasse, etwas eingeschränkt. Deshalb sollte man sich auf jeden Fall für die Einparkhilfe entscheiden. Sie kostet zwar einen Aufpreis von 500 Euro, parkt dabei aber nicht nur automatisch in Längs- und Querlücken ein, sondern verfügt auch über einen Totwinkel-Assistenten. Damit auch die Generation iPhone sich gut im Adam aufgehoben fühlt, hat Opel seinem Kleinsten das Multimedia-System Intelli-Link spendiert. Es kostet überschaubare 300 Euro Aufpreis – und es ist eine Investition, die sich lohnt.

Denn über eine USB-Schnittstelle lässt sich beispielsweise das iPhone, iPod oder der Tablet-PC mit dem Fahrzeug verbinden. Entsprechend können fast alle Features des mobilen Endgeräts wie beispielsweise Navi-Apps oder Videos auf dem sieben Zoll großen Farbdisplay des Intelli-Link übertragen werden. Ansonsten stehen für den Adam unter den drei Ausstattungsvarianten mit den hippen Namen Jam, Glam, Slam alle Optionen offen, sich den Kleinen nach seinen Wünschen zu konfugieren: Dazu gehören beispielsweise Ledersitze, eine Lenkradheizung oder beispielsweise der Fahrradträger Flex-Fix.

Modellfamilie würde Sinn machen

Das breite Heck des Opel Adam.
Das Heck des Opel Adam Opel

Zur Glückseligkeit fehlen dem Adam nur noch modernere Motoren. Zum Marktstart wird er mit drei Benzinmotoren, dem 1.2 Liter mit 70 PS und dem 1.4 Liter mit 87 und 100 PS angeboten. Aggregate, die man bereits aus anderen Opel-Modellen kennt. Die neue Motorengeneration mit modernen Turbobenzinern und Dieseln kommen erst ab 2014. Wer bis dahin Spaß mit dem Adam haben will, sollte sich für die 87-PS-Variante entscheiden – und dann natürlich zugleich nicht auf das optionale und gut funktionierende Start-Stopp-System verzichten. So lässt es sich auch abseits der City recht zügig vorankommen. 12,5 Sekunden braucht man bis Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit des Vierzylinders ist bei 172 km/h erreicht.

Auf der Autobahn wird dieser Benziner aber doch recht präsent, wenn man das Gaspedal aufs Bodenblech durchdrückt – das Fehlen eines sechsten Ganges macht sich hier dann bemerkar. Als Verbrauch werden durchschnittlich 5,1 Liter angeben. Doch bei unseren Testfahrten standen 6,5 Liter auf dem Bordcomputer, das könnte besser sein. Dafür machte unser Testwagen, der mit 18 Zoll-Rädern und einem Sportfahrwerk ausgestattet war, auch abseits des Stadtverkehrs eine sehr, sehr gute Figur. Der Kleine lässt sich flott durch die Kurven bewegen, verhält sich dabei ausgesprochen souverän. Opel hat mit dem Adam ein überzeugendes Auto auf die Straße gebracht. Es wird den Mitbewerbern deutlich Konkurrenz machen – es hat das Zeug dazu, den Absatz der Rüsselsheimer zu beflügeln.

Man kann zudem gespannt sein, ob Opel auch Derivate des Adam anbieten wird. So wie beispielsweise gerade der Fiat 500 L auf den Markt gebracht hat und Mini mit dem Countryman Verkaufserfolge feiert, würden weitere Modellvarianten des Adam Sinn machen. Aber jetzt darf sich Opel erst einmal darüber freuen, mit dem Adam alles richtig gemacht zu haben.

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