Genesis GV80: Ein Gefühl von ganz weit oben

Genesis GV80: Ein Gefühl von ganz weit oben
Mit einer Länge von 4,95 Metern spielt der GV80 in einer Liga mit Audi Q7 oder Mercedes GLE © Genesis

Der Genesis GV80 bietet nicht bloß Technik – das Flaggschiff der Marke ist obendrein ein Hingucker. Und es gibt jede Menge Auto fürs Geld.

Wer mit seinem Auto zeigen will, dass er es zu etwas gebracht hat, machte bislang um Modelle koreanischer Hersteller meist einen Bogen. Doch mit der 2021 offiziell in Deutschland eingeführten Premiummarke Genesis und dem SUV-Flaggschiff GV80 kommen geltungssüchtige wie anspruchsvolle Kunden gleichermaßen auf ihre Kosten.

Ob extrabreiter Genesis-Schriftzug am Heck, glänzende 22-Zoll-Räder, reichlich Chromzierrat, der riesige Kühlergrill oder die schiere Größe – in mehrfacher Hinsicht hebt sich der GV80 von anderen Autos ab. Drehende Köpfe, filmende Handys sowie fragende Nachbarn und Passanten sind aktuell noch ständige Begleiter für einen GV80-Fahrer. Den Allrad-Riesen richtig einzuordnen, fällt vielen schwer. Das liegt auch daran, dass er wohl nicht ganz zufällig mit einer Lackierung in Cardiff-Green und seinen mächtigen Luftöffnungen im Bug ein wenig mit dem Flair britischer Nobelkarossen kokettiert.

Digitales Cockpit mit 3D-Effekt

Innen gibt es neben viel Platz außerdem ein feines Ambiente und viel Technik. Foto: Genesis

Seinen Gästen vermittelt das propere SUV mit schicken Lederwelten und feinem Ambiente das Gefühl, oben angekommen zu sein. So gibt es Platz im Überfluss. Kein Zwangskontakt von Ellenbogen vorne, kein Kniekontakt mit den Rückenlehnen der Vordersitze auf der Rückbank, kein nerviges Kofferraum-Tetris, sollte das Gepäck mal größer sein. Sind es lediglich ein Trolley oder eine Einkaufstasche wirken diese – wie auch kleinere Gäste im variabel nutzbaren Fond – fast ein wenig verloren. Die nüchternen Zahlen bestätigen den Eindruck: Zwischen 735 und 2152 Liter lassen sich hinter der elektrisch betätigten Klappe einladen.

Vorne verzückt der GV80 den Fahrer auf bisweilen sogar verblüffende Art. Da wäre das digitale Cockpit, das klassische Rundinstrumente mit einem schicken 3D-Effekt zeigt – ganz ohne Spezialbrille. Kameras überwachen permanent die Augen, um so im Display eine räumliche Tiefe vorzugaukeln. Der extrabreite 14,5-Zoll-Touchscreen des Infotainmentsystems, ein Head-up-Display im XL-Format sowie ein kleineres Display für die Klimatechnik runden den Digital-Exzess ab.

Die Bedienung der vielen Funktionen über verschiedene Schnittstellen ist jedoch nicht über jeden Zweifel erhaben. So muss man als Fahrer den rechten Arm weit strecken, um Eingaben über den Touchscreen zu machen. Alternativ kann man in der Mittelkonsole auf den Dreh-Drücksteller mit Touchpad-Funktion zurückgreifen. Das sowohl Auge als auch die Hand schmeichelnde Bedienteil setzt jedoch nicht immer präzise das im Display um, was der Finger ihm zu befehlen versucht. Schließlich sorgt zudem eine gelegentlich begriffsstutzige Sprachsteuerung für Verdruss. Man sollte also etwas Eingewöhnungszeit und in mancher Situation auch etwas Geduld mitbringen. Gut gelöst ist die Konnektivität, die ein unkompliziertes Koppeln mit dem Smartphone ermöglicht, das sich per Induktion kabellos mit Strom versorgt.

Diesel zeigt sich als attraktive Alternative

Noch ist der GV80 in Deutschland eine unbekannte Größe. Foto: Genesis

Ebenfalls unkompliziert lässt sich der GV80 fahren. Ein Druck auf den Startknopf neben dem Lenkrad erweckt einen mächtigen R6-Diesel zum Leben. Sein markig-grummeliger Klang verspricht gehobenes Leistungsniveau, das der fast 2,3 Tonnen schwere Allradler in fast allen Lebenslagen auch überreichlich bietet. Mit einem Dickschiff dieses Formats erlebt man den in der jüngeren Vergangenheit vielgescholtenen Selbstzünder als weiterhin attraktive Alternative, was vor allem dem mit 588 Newtonmeter Drehmoment geschuldet ist, das von einer flink wechselnden Achtgang-Automatik verwaltet wird.

Der Sprint auf Tempo 100 dauert 7,5 Sekunden, maximal sind 230 km/h drin, die mit durchgehend strammen Durchzug auch zügig erreicht werden. Angesichts moderater Windgeräusche sowie einer bei hohem Tempo vertrauenerweckenden Straßenlage sollte man den Tacho stets im Blick behalten, sofern man nicht ungewollt als Temposünder unterwegs sein will. Helfen kann die Assistenztechnik, denn dank Verkehrszeichenerkennung passt der Abstandstempomat das Tempo automatisch nicht nur an den Vordermann, sondern auch an das jeweils geltende Limit an.

Spritverbrauch wird schnell zweistellig

Auch die Klimabedieneinheit verfügt über ein kleines Display. Foto: Genesis

Der kontrollierende Blick auf die Tempoanzeige empfiehlt sich auch beim Abbiegen und bei Kurvenfahrten, denn gelegentlich merkt man anhand einer gewissen Schlagseite, dass man schneller als gewollt ums Eck fährt. Trotz der komfortbetonten Art und des hohen Gewichts lässt sich der GV80 durchaus spaßbetont und zügig durch Kurven scheuchen. Hilfreich ist dabei eine im Kern auf Heckantrieb ausgelegte Plattform, die mit einer Kraftverteilung auf beide Achsen und einem elektronischen Sperrdifferenzial kraftvolles Herausbeschleunigen ohne Traktionsprobleme erlaubt.

Wer zügiger unterwegs ist, wird den Spritkonsum leicht auf zweistelliges Niveau treiben. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 8,9 Litern haben wir den WLTP-Herstellerwert zwar lediglich um zwei Zehntelliter überboten, aber er liegt ohnehin rund zwei Liter über dem eines Mercedes GLE ähnlicher Leistung. Einen Umweltengel hat sich der GV80 sicherlich nicht verdient.

Viel Feines und davon reichlich ist das Motto des GV80, was vor allem auf die von uns getestete Topausstattung Luxus zutrifft, die in Kombination mit dem 3,0-Liter-Diesel für knapp über 70.000 Euro angeboten wird. Neben einigen Einzelextras kann man noch das empfehlenswerte Technikpaket für 4300 Euro hinzubestellen, das neben dem sehenswerten 3D-Kombiinstrument auch Head-up-Display und den Autobahnassistenten II beinhaltet. Auf rund steigt der 85.000 Euro, wenn man noch einige Häkchen setzt. Angesichts des Gebotenen ist das relativ günstig im Vergleich zur noch teureren deutschen Premium-Liga und der GV80 in dieser Hinsicht eben doch ein typischer Koreaner, der unterm Strich viel Auto fürs Geld bietet. (SP-X)

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