BMW 6er Gran Coupé: Spätstarter für Ästheten

Münchner komplettieren Baureihe

BMW 6er Gran Coupé: Spätstarter für Ästheten
BMW komplettiert mit dem Gran Coupe die 6er-Baureihe. © AG/Mertens

Es hat gedauert, doch nun hat auch BMW das viertürige Coupé entdeckt. Was das Gran Coupé der 6er-Baureihe zu bieten hat, zeigt unser Fahrbericht.

Von Frank Mertens

Ein solches Auto entwerfen zu dürfen, sagt Design-Chef Adrian van Hooydonk, sei natürlich etwas Besonderes. "Es hat viel Spaß gemacht." Der Niederländer spricht über das jüngste Modell von BMW, das 6er Gran Coupé. Mit diesem Fahrzeug komplettieren die Münchner nach dem Cabrio und Coupe die 6er Baureihe und drängen damit in ein neues Fahrzeugsegment vor. Ein viertüriges Coupé hat es in der Geschichte von BMW bislang noch nicht gegeben.

Konkurrenz Mercedes CLS und Porsche Panamera

Die Konkurrenz, der sich BMW mit dem 6er Gran Coupé stellt, ist dabei nicht zu unterschätzen: die Münchner buhlen mit dem Mercedes CLS und dem Porsche Panamera um zahlungskräftige Kundschaft. Und zahlungskräftig muss die Kundschaft sein, will sie mit diesem Modell unterwegs sein. Denn der 640i mit 320 PS kostet mindestens 79.500 Euro und für den 640d mit 313 PS werden mindestens 83.000 Euro aufgerufen. Im dritten Quartal rundet dann noch das Achtzylinder-Modell 650i mit 450 PS und Allradantrieb und einem Einstiegspreis von 96.000 Euro das Angebot ab.

Der V6-Motor im BMW 640i leistet 320 PS.
Der V6 im BMW 640i leistet 320 PS AG/Mertens

Wer ein Auto anbietet, für das mit einigen Nettigkeiten schnell ein sechsstelliger Betrag bezahlt werden muss, muss dafür seiner anspruchsvollen Kundschaft auch einiges bieten. Das beginnt bei einem ansprechenden Design – und ansprechend sieht dieses Gran Coupé mit seiner langgestreckten Motorhaube und seiner flachen nach hinten versetzten Fahrgastzelle auch aus.

In seiner gesamten Länge erstreckt sich das Gran Coupé über satte fünf Meter, kommt auf eine Breite von 1,89 Metern und eine Höhe von 1,39 Metern. Natürlich fehlt auch an dem neusten Modell der Münchner der Hofmeisterknick an der C-Säule nicht. Wer dieses Auto mit seinem Radstand von 2,96 Meter vor sich stehen sieht, versteht, weshalb van Hooydoonk davon spricht, dass es ihm Spaß gemacht habe, dieses Auto im Zusammenspiel mit den Ingenieuren zu entwickeln.

Wer sich für ein Coupé entscheidet, der erwartet vor allem einen komfortablen Innenraum. Hier wird der Kunde nicht enttäuscht. Serienmäßig verfügt dieses Auto bereits über weiße Ledersitze, ein mit Leder überzogenes Armaturenbrett und auch die A-Säulen und der Dachhimmel sind mit hochwertigen Leder überzogen. Das sieht nicht nur gut aus, sondern fühlt sich auch so an.

Der Innenraum im neuen BMW 6er Gran Coupe.
Komfortabel ist der Innenraum im BMW 640i AG/Mertens

Wenn es denn im Innenraum etwas gibt, was das Auge des Betrachters stört, sind es die weißen Zierleisten an den Seitentüren und der Mittelkonsole: Sie sehen auf den ersten Blick wie Plastik aus, sind aber aus weiß lackiertem Eschenfaserholz. Der Rest ist so, wie man es auch aus anderen BMW-Modellen kennt: Die Mittelkonsole ist leicht zum Fahrer hin geneigt, entsprechend bequem kann Radio und Navi bedient werden. Das mindestens 3050 Euro teure Navigationssystem Professional mit seinem 10,2 Zoll großen und auch bei Sonnenschein gut ablesbaren Farbbildschirm thront dabei präsent auf der Mittelkonsole.

BMW bietet ausreichend Platz im Fond

Wer im Fond Platz nimmt, der findet dort selbst als Großgewachsener ausreichend Kopf- und Kniefreiheit vor, selbst dann, wenn Fahrer und Beifahrer selbst jenseits der 1,80 Meter sind. Dafür sorgt der gegenüber dem Coupé um 11,3 Zentimeter längere Radstand. Trotz der für ein Coupé abfallenden Dachlinie kann man aus dem Fond recht gut aus den hinteren Seitenscheiben schauen, ohne sich dafür extra nach vorn neigen zu müssen.

Offiziell firmiert das Gran Coupé zwar als Fünfsitzer, doch das kann man getrost vergessen. Denn aufgrund der nach hinten reichenden Konsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz ist höchstens noch Platz für ein Kind, auch das nur für sehr, sehr kurze Strecken. Im Kofferraum findet sich Platz für 460 Liter Gepäck, ein sehr akzeptabler Wert.

Die Seitenlinie des BMW 640i Grand Coupe.
Die Seitenansicht des BMW 6er Gran Coupé AG/Mertens

Doch kommen wir zu den Fahrleistungen: Sie sind durchaus sportlich. So bringt der 2993 ccm große Sechszylinder-Diesel den immerhin über 1,8 Tonnen schweren 640d in gerade einmal 5,4 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit endet bei abgeregelten 250 km/h.

Die Leistungsentfaltung des Selbstzünders ist dabei beeindruckend; ein Drehmoment von 630 Newtonmetern sind eine Ansage, die man dann so richtig zu spüren bekommt, wenn man das Gaspedal im 640d beim Dahingleiten auf der Landstraße bei niedrigen Drehzahlen mal kräftig durchtritt. Nach einem kurzen Luftholen schiebt das Gran Coupé dann mächtig nach vorn. Die serienmäßige Achtgang-Sportautomatik verrichtet dabei einen glänzenden Job. Nicht minder überzeugend ist der 640i, der mit 320 PS sogar sieben PS mehr aufweist als der Diesel. So motorisiert schafft es der Benziner ebenso in 5,4 Sekunden auf 100 Stundenkilometer. Das maximale Drehmoment des 640i liegt bei 450 Nm. Ob man sich am Ende nun für den Diesel oder Benziner entscheidet, ist Geschmackssache, doch der Selbstzünder bietet aufgrund seines höheren Drehmoments noch einen Hauch mehr Fahrspaß.

BMW 6er Gran Cioupe auf Komfort ausgerichtet

Das Heck des BMW 640i Gran Coupe.
Das Heck des BMW 640i AG/Mertens

Dass das 6er Grand Coupé auf größtmöglichen Komfort ausgelegt ist, merkt man an der elektromechanischen Lenkung, die einen Hauch zu weich abgestimmt ist, wenn man im Comfort-Modus unterwegs ist. Etwas mehr Direktheit stände ihr gut zu Gesicht. Doch das lässt sich ändern, wenn man beim Fahrerlebnisschalter den Sportmodus einschaltet, dann bekommt die Lenkung etwas mehr Direktheit. Dass Fahrwerk gibt unter Komfortgesichtspunkten keinen Anlass zur Kritik, schlechte Straßenverhältnisse steckt es souverän weg, ohne dass die Insassen davon viel mitbekommen.

Wie man es bereits von anderen Modellen von BMW kennt, ist auch das Gran Coupé mit einem so genannten Fahrerlebnisschalter ausgestattet. Er ermöglicht über einen Schalter auf dem Mitteltunnel die Wahl zwischen verschiedenen Fahrmodi wie beispielsweise Comfort, Comfort plus, Sport und dem Eco Pro Modus. Er stellt das Ansprechverhalten des Motors, die Schaltvorgänge und auch, wie bereits erwähnt, die Lenkung auf die Wünsche des Fahreres ein. Wer sich für den Eco-Modus entscheidet, der kann in der Instrumententafel ablesen, wieviele Kilometer mehr er aufgrund seiner effizienteren Fahrweise unterwegs sein kann, womit wir beim Verbrauch sind. Er liegt beim 640d laut Hersteller bei durchschnittlich 5,6 Liter auf 100 Kilometern, beim 640i wird ein Verbrauch von 7,7 Liter in Aussicht gestellt, was einem CO2-Ausstoß von 179 g/km entspricht.

Mit dem 6er Gran Coupé stellt sich BMW zwar spät der etablierten Konkurrenz, aber problematisch dürfte das kaum sein. Denn das jüngste Modell der Münchner bringt alles mit, um im Segment der viertürigen Coupés zu einem Erfolg zu werden.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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