Europäische Autobauer fordern Hilfe der Regierungen

Absatzschwäche

Der Absatz auf dem Automarkt in Europa ist eingebrochen. Nun fordern die europäischen Hersteller von den europäischen Regierungen Hilfe. In der EU zeigt man sich ablehnend.

Unter massivem Druck der immer stärkeren weltweiten Konkurrenz suchen Europas Autohersteller Unterstützung bei den nationalen Regierungen und bei der EU-Kommission in Brüssel. Mehr öffentliche Gelder, eine «kluge und selektive» Gesetzgebung sowie handelspolitische Anstrengungen zur besseren Öffnung ausländischer Märkte seien nötig. Dies sind Kernbotschaften eines Berichts von Spitzenvertretern der Industrie, der Politik und der Gewerkschaften über die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Autoindustrie in den kommenden Jahren.

EU-Industriekommissar Antonio Tajani sagte am Mittwoch in Brüssel, er wolle ein Förderprogramm für umweltfreundliche Fahrzeuge um 50 Prozent auf künftig 1,5 Milliarden Euro aufstocken. Fiat-Chef Sergio Marchionne betonte, die Industrie bitte keineswegs darum, dass die Kosten für die Restrukturierung von den Steuerzahlern getragen werden. Diese Kosten werde sie selbst tragen.

In diesem Jahr werden in Europa schätzungsweise 12,4 Millionen Autos verkauft, drei Millionen weniger als vor der Finanzkrise und so wenig wie 1996. Die Zahl der Beschäftigten sank um rund 12 Prozent auf 12 Millionen. Die Exporte erreichten hingegen 2011 einen neuen Rekord von 160 Milliarden Euro. Zuwächse verbuchte die Branche in Europa bei teureren Autos - ansonsten auf heftig umkämpften Auslandsmärkten wie beispielsweise in China und den USA.

Überkapazitäten in Europa

In dem Bericht der Arbeitsgruppe «Cars21» wird die Notwendigkeit betont, die Produktion in der EU zu erhalten. Zu den Mitgliedern der «Cars21»-Gruppe gehören unter anderem die Unternehmenschefs Dieter Zetsche (Daimler), Sergio Marchionne (Fiat) und Philippe Varin (Peugeot) ebenso wie sieben Mitglieder der EU-Kommission und der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler.

Die Autoindustrie müsse aber große Überkapazitäten, vor allem bei Kleinwagen und vor allem im südlichen Europa, beseitigen. Diese wurden nicht beziffert, weil die Zahlen auch zwischen den Unternehmen umstritten seien. «Es scheint, als überstiegen die vorhandenen Kapazitäten beträchtlich die in den kommenden Jahren zu erwartende Produktion», heißt es in dem Bericht lediglich. Es gebe erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Firmen und Ländern.

Die Industrie betonte, sie habe alleine 2009 rund 28 Milliarden Euro in die Forschung, unter anderem für schadstoffärmere Motoren und Elektroantriebe, investiert. In bestimmten Bereichen wie Batterien und Hybridtechnologie sei Europa aber nicht führend und müsse besser werden. Die Branche brauche deswegen «verstärkte Unterstützung für Forschung und Entwicklung» auf europäischer und nationaler Ebene.

Zudem habe die Industrie «sogar unter normalen Umständen einen erheblichen Finanzierungsbedarf für die Produkterneuerung». Nach Beginn der Finanzkrise war die Autoindustrie bereits durch eine Reihe von Maßnahmen, unter anderem Verschrottungsprämien, mit insgesamt rund 30 Milliarden Euro unterstützt worden. Auch in den kommenden Jahren müssten aber «die auf EU- und nationaler Ebene verfügbaren finanziellen Ressourcen für die Unterstützung der industrielle Akteure mobilisiert» werden.

Marchionne, der auch Vorsitzender des Verbandes der europäischen Autohersteller ACEA ist, forderte die EU auf, genau zu prüfen, ob sie wirklich ein Freihandelsabkommen mit Japan abschließen wolle. Das schon bestehende Abkommen mit Südkorea habe den dortigen Markt jedenfalls nicht für europäische Hersteller geöffnet.

Mehr Flexibilität

In dem Bericht heißt es, die Auswirkungen neuer Vorschriften auf die Gesellschaft, aber auch auf Kosten und Gewinne, müssten genau geprüft werden. Bei der Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen von Autos bis 2020 und in den Jahren brauche die europäische Autoindustrie mehr «Flexibilität». Die Verringerung des CO2-Schadstoffausstoßes bis 2020 sei technisch «machbar» und die Kosten dafür niedriger als in früheren Schätzungen. Bei der Überprüfung der Einhaltung der Zielwerte - der CO2-Ausstoß von Personenwagen muss bis 2015 auf 130 Gramm pro Kilometer und bis 2020 auf 95 Gramm gesenkt werden - solle «Flexibilität» möglich sein, «um eine kostengünstige Umsetzung der Ziele zu erreichen, ohne tatsächlich die (Klima-)Ziele aufzuweichen». (dpa)

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