Vor der Schallmauer

Kias neue Spritsparer

Vor der Schallmauer
Der Kia Ceed Hybrid © Foto: press inform

Schon 2012 könnte der EU-Grenzwert beim durchschnittlichen CO2-Flottenausstoß 120 Gramm pro Kilometer lauten. Selbst kleine Hersteller müssen deshalb Spritspar-Techniken entwickeln. Kia setzt beim Ceed auf Start-Stopp-Systeme und Hybrid.

Von Sebastian Viehmann

Eigentlich lernt man das ja schon in der Fahrschule: Bei längerem Halt an der Ampel bitte Motor abstellen, um Brennstoff zu sparen. Doch meistens lässt man es aus Bequemlichkeit sein. Abhilfe schaffen Systeme zur automatischen Motorabschaltung. Bei BMW (1er und 3er) sowie Mercedes (A- und B-Klasse) gibt es bereits Spritsparpakete inklusive Start-Stopp-Technik. Die Kompaktklassekönige Ford, Opel oder VW haben sie bislang nicht zu bieten. Dabei gab es im Volkswagen-Konzern schon Anfang der 80er Jahre Systeme zur Motorabschaltung. Wolfsburg baut beim BlueMotion-Konzept stattdessen auf Gewichtseinsparung, Leichtlaufreifen, verbesserte Aerodynamik oder eine geänderte Getriebeübersetzung. Ford setzt bei Fahrzeugen wie dem Fiesta Econetic aufs gleiche Pferd, ebenso Opel mit seinen Ecoflex-Modellen.

Unklarer Aufpreis

Bei Kia stehen Modelle mit Start-Stopp-Technik ab 2009 beim Händler. Der Ceed ISG mit 1,4-Liter Benzinmotor macht den Anfang. Das System werde ungefähr 600 Euro Aufpreis kosten, heißt es bei Kia. Die genauen Zahlen stehen noch nicht fest. Die Koreaner wollen erst testen, ob die Kunden bereit sind, in der Kompaktklasse für Spritspartechniken mehr Geld auf den Tisch zu legen. Bei BMW und Mercedes kostet die Start-Stopp-Automatik keinen Aufpreis.

Motor aus unter vier km/h

Verbraucheranzeige im Cockpit Foto: press inform

Kias System heißt ISG (Idle Stop and Go). Es schaltet den Motor ab, wenn der Wagen langsamer wird als vier km/h. Voraussetzung dafür ist, dass die Batterie mindestens 75 Prozent ihrer maximalen Ladung zur Verfügung hat. Wenn im Winter der Motor kalt ist und andere Verbraucher wie Scheinwerfer oder Heizung ihren Stromanteil aus dem Bordnetz fordern, schaltet die Elektronik das System zunächst ab. Ähnlich arbeiten auch die Start-Stopp-Systeme anderer Hersteller.

Auf einer ersten Testfahrt im Ceed ISG mit dem 109 PS starken 1,4-Liter Motor hinterließ das System einen positiven Eindruck. Das automatische An- und Abschalten des Motors geht fast unbemerkt vonstatten und erweist sich im City-Betrieb nicht als störend. Wenn man vor dem Anfahren die Kupplung tritt, springt der Motor wieder an, bevor man den ersten Gang eingelegt hat. Man muss sich allerdings daran gewöhnen, immer kurz vor dem Halten den Ganghebel in den Leerlauf zu schalten.

Noch keinen Termin für die Serienreife

Der Kia Ceed Hybrid Foto: press inform

Mit Start-Stopp schluckt der Kia Ceed laut Herstellerangaben bis zu 15 Prozent weniger Benzin. Knapp über fünf Liter Verbrauch und ein CO2-Ausstoß um 140 Gramm pro Kilometer sollten dann im Durchschnitt drin sein. Während Kia vielen großen Konkurrenzunternehmen in Sachen Start-Stopp eine Nasenlänge voraus ist, gibt es bei Hybridfahrzeugen noch keinen Termin für die Serienreife.

Der Ceed Hybrid ist mit einem 1,6 Liter großen Benzinmotor und einem 15 Kilowatt starken Elektromotor bestückt, die Gesamtleistung des Wagens beträgt 140 PS. Der Ceed ist ein Mild Hybrid, kann also nicht rein elektrisch fahren - der Elektromotor unterstützt nur das Benzinaggregat. Der Verbrauch soll so um immerhin ein Viertel sinken.

Plus und Minus beim Flottenverbrauch

Kia Hybrid als Mild-Hybrid Foto: press inform

Bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes ihrer Fahrzeugflotten machen die Autohersteller unterschiedliche Fortschritte. Das britische Internetmagazin Clean Green Cars veröffentlichte vor kurzem eine Statistik, die die CO2-Flottenemissionen im ersten Halbjahr 2008 mit denen im gleichen Zeitraum 2007 vergleicht.

Die größten Fortschritte erzielten demnach Jeep (etwa 17 Prozent Verbesserung), Subaru (14 Prozent) und BMW (11 Prozent). Zu den Verlieren zählten laut Clean Green Cars unter anderem Dodge und Chevrolet - bei ihnen stiegen die Flottenemissionen sogar an. Bei den absoluten Zahlen des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes liegt Fiat als umweltfreundlichste Marke an der Spitze, dicht gefolgt von Mini und Peugeot.

Der von der EU für 2012 angestrebte CO2-Grenzwert für PKW von durchschnittlich 120 Gramm pro Kilometer erreicht bislang noch keiner der Hersteller, der aktuelle Durchschnitt liegt EU-weit bei rund 160 Gramm.

Dabei sind keineswegs nur deutsche Autobauer die Buhmänner - Ford, Volkswagen und BMW etwa stehen beim durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer Flotten noch ganz passabel da. Viele Hersteller müssen sich auf Strafzahlungen an Brüssel einstellen. Für den Autokäufer heißt das wohl: Viele Autos dürften empfindlich teurer werden.


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