Viel Power mit nur zwei Zylindern

Neue Motorengeneration bei Fiat und VW

Fiat arbeitet an einer neuen Motorengeneration. 2010 bringen die Italiener einen neuen Zweizylinder auf den Markt.

Von Stefan Grundhoff

Größer, schöner, neuer - das war einmal. Steckten die Entwicklungsabteilungen der Autohersteller lange Jahre nahezu jeden Cent in die Entwicklung von neuer Dieseltechnik, so wird nun das Downsizing als technisches Allheilmittel angepriesen. Fiat, durch die ehemalige Powertrain-Kooperation mit General Motors lange Jahre nahezu ausschließlich auf Diesel kapriziert, ist das beste Beispiel. Zukünftig setzen die Norditaliener verstärkt auf Benzintriebwerke - und diese sind kleiner als anderswo. Denn derzeit werkeln die Fiat-Ingenieure in Turin an breit gefächerten Modultriebwerken. «Das Grundkonzept besteht aus einem Basiszylinder mit 450 Kubikzentimetern Hubraum», so Klaus Schühle, technischer Kopf bei Fiat Deutschland, «damit ist dann einiges denkbar. Vom Zweizylinder bis zu einem Motor mit sechs oder acht Zylindern.»

Dieseltrend auf Talfahrt

Nahezu alle Hersteller rechnen damit, dass der große Dieseltrend gerade bei Fahrzeugen unterhalb der Mittelklasse schon bald der Vergangenheit angehört. Dieselmotoren sind im Gegensatz zu Benzinern vergleichsweise teuer in der Produktion. Mancher Selbstzünder kostet den Autohersteller im Vergleich zu einem vergleichbaren Benziner mehr als das doppelte. Nachdem das Pendel in den Entwicklungsabteilungen zuletzt deutlich in Richtung Benziner mit Direkteinspritzer und Turboaufladung ausgeschlagen ist, stehen die Hightech-Diesel gerade in kleineren Fahrzeugklassen auf dem Prüfstand.

Gefördert wird dieser Trend durch das nahezu identische Preisniveau von Diesel- und Superkraftstoff. Autohersteller wie Fiat, Audi oder Volkswagen zeigen, welche Leistung man bei ansprechenden Verbräuchen aus kleinvolumigen Triebwerken herausholen kann. Die 1,4-Liter-Riege aus Wolfsburg oder Turin schafft problemlos 140 bis 180 PS - einfache und doppelte Turboaufladungen machen es möglich. Dafür hatte man vor Jahren mindestens sechs Zylinder und 2,5 Liter Hubraum gebraucht.

1,3 Liter für 150 PS

Dem Panda wird auf die Sprünge geholfen Foto: press-inform

Das neue Meisterstück soll im Hause Fiat ein Zweizylinder mit Direkteinspritzung und Turboaufladung sein, der die nächste Generation von Kleinwagen antreiben dürfte. Fiat 500, Panda und Co sollen mit einem 900 Kubikzentimeter großen Zweizylinder zwischen 70 und 100 PS angetrieben werden, bestätigt auch Klaus Schühle. Sogar am Sounddesign werde bereits gewerkelt, damit sich das Nähmaschinen-Motörchen nicht anhört wie ein rasselnder Trabbi.

Wenn bereits die kleine Einsteigerklasse im Hause Fiat dank Zwangsbeatmung aus zwei Zylindern bis zu 100 PS holt, kann man sich vorstellen, was mit drei oder vier Zylindern möglich ist. Knapp 1,3 Litern ständen 150 PS gegenüber und ein 1,8-Liter-Aggregat läge in der 200-PS-Liga.

Drei Zylinder sind hip

Auch Hersteller wie Volkswagen und Audi geben es längst unumwunden zu, dass Zukunftsmodelle die VW Up-Familie oder ein neuer Audi-Einsteiger nicht zwangsläufig mit mindestens vier Brennkammern auskommen müssen. Drei Zylinder scheinen bei mehreren neuen Modellen im Gespräch zu sein; schon weil die immer präsentere Turbotechnik den kleinvolumigen Dreizylindern genug Pferde aus dem Motorraum entlockt.

Nachdem Zweizylinder sich in Autos bisher nie ernsthaft durchsetzen konnten und auch Dreizylinder kaum über ein belächeltes Schattendasein herauskamen, sponn Volkswagen auf den Automessen in Frankfurt und Tokio im letzten Jahr erstmals öffentlich die Idee von kleinvolumigen Benzinern mit zwei und drei Zylindern. Der VW Up und sein Microbus-Zwilling Space Up bieten trotz kompakter Abmessungen Platz für vier Personen. Für den Antrieb sollen bei beiden Up-Studien sparsame Zwei- und Dreizylindertriebwerke sorgen. Das clevere Raumkonzept des Space Up hat seine Grundlage in der baulichen Struktur und der Anordnung des Motors, der ähnlich wie beim Hauptkonkurrenten Smart Fortwo im Heck untergebracht ist.

Das Lächeln auf der Straße

Der VW up! kommt 2010 Foto: Volkswagen

«Die Weltpremiere des up! auf der IAA in Frankfurt war ein erster Test, wie das Konzept unserer New Small Family in Europa ankommt. Und dieser Test verlief mehr als positiv», so Dr. Ulrich Hackenberg, Technologievorstand bei VW. Walter de Silva, Chefdesigner der Volkswagen Gruppe, unterstreicht diese Einschätzung: «Man sieht dem space up! förmlich an, dass er Spaß macht und dabei auf kleinster Fläche maximalen Raum bietet. Unsere New Small Family bringt das Lächeln zurück auf die Straße.»

Auf den Markt kommen soll der VW Space Up in seinen verschiedenen Konfigurationen als Cityhopper und Microbus noch vor Ende dieses Jahrzehnts - zunächst jedoch mit einem sparsamen Dreizylinder-Dieselmotor. Ein Jahr später könnte dann der Fiat-Zweizylinder folgen.

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