Sparen ist zunächst eine Rechenaufgabe

Gas-Alternativen

Die Neuzulassungen bei Erd-, und Autogasfahrzeugen blieben im zurückliegenden Jahr verhalten. Allerdings brummte das Umrüstgeschäft zumindest bei Autogas, das sich für den Autofahrer auch 2010 durchaus lohnt.

Von Martin Woldt

Nach Lage der Dinge bleibt das Thema Autokosten auch 2010 von hoher Brisanz. Zwar dürfte die anhaltende Absatzschwäche die Hersteller wohl weiter zu lukrativen Rabatten bewegen. Auf der anderen Seite aber ziehen die Kraftstoffpreise wieder an und thronen auf anhaltend hohem Niveau. Und da sich das Elektroauto auf absehbare Zeit nicht als bezahlbare Lösung aufdrängt, bleiben die etablierten Alternativen wie Autogas (LPG) oder Erdgas mehr oder weniger attraktiv. Aus den Neuzulassungen des vergangenen Jahres kann man allerdings nicht auf einen ungewöhnlich großen Zuspruch schließen. Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt wurden von Januar bis Dezember 11.083 LPG-Fahrzeuge Neufahrzeuge angemeldet, bei den Erdgasautos kamen im gleichen Zeitraum 10.062 hinzu. Neu angemeldete E-Mobile wurden 162, neue Hybridautos 374 gezählt. Hingegen wuchs der Bestand an Benzinern gleich um 2.608.767 Neufahrzeuge, der der Dieselautos um 1.168.633 Einheiten.

Umrüstermarkt bei Autogas

Allerdings verraten nach Meinung von Peter Sobotta, ADAC-Kostenexperte, die Neuzulassungen nicht die ganze Wahrheit über die Veränderungen im Markt der Alternativen Antriebe. Zumindest beim Autogas tat sich erheblich mehr. Tatsächlich rüsteten knapp 380.000 Fahrzeughalter nach Angaben des Fachverbandes DFVG auf LPG um. Bei Erdgas waren keine aktuellen Umrüsterzahlen zu bekommen. Ihre Zahl dürfte aber nach Expertenmeinung verschwindend gering sein. Da die Erdgastanks in der Regel nur im Kofferraum verbaut werden können, erkauft man die Ersparnis mit Platzeinbußen. Andererseits verweist Sobbota auf die Autohersteller. Mit 19 Erdgas-Modellen sei das Angebot hier zwar etwa gleich geblieben.

Zwischen 400 und 3.300 Euro

Der Daihatsu Terios Foto: Press-Inform

Jedoch bei den Autogas-Offerten gab es deutlichen Zuwachs. Zuletzt stieg sogar der Kleinwagenspezialist Daihatsu mit dem Terios 1,5 LPG 2WD ein. Insgesamt offerieren 15 Hersteller mittlerweile 70 Modelle. Die meisten Fahrzeuge mit einer Werksumrüstung auf Autogas gibt es bei Kia. Die Marke hat mit 14 Modellen in fast allen Klassen ein Angebot. Üblich ist, dass ein neues Gas-Fahrzeug in der Anschaffung teurer als ein vergleichbarer Benziner kommt. Die vom ADAC ermittelten Aufpreisspannen liegen zwischen 400 und 3.300 Euro. Und weil das so ist, sollte vor dem Umbau der Taschenrechner sein Einverständnis signalisieren. Denn schließlich gilt es, mit dem Auto noch eine ganze Weile zu fahren, ehe sich das verlockend günstige Tanken wirklich lohnt.

Das Tankstellen-Problem

So muss man beispielsweise mit einem VW-Golf 1.6, dessen nachträgliche Umrüstung etwa 2.400 Euro verschlingt, rund 52.000 Kilometer im reinen Gasbetrieb unterwegs sein, bis sich die Autogasnachrüstung bezahlt macht. Ob man es schafft, möglichst häufig im reinen Gasbetrieb unterwegs zu sein, ist unter anderem eine Frage der Nähe von Wohnort und der nächsten geeigneten Tankstelle. Da sind Autogasfahrer deutlich im Vorteil. Sie können inzwischen bundesweit auf ein Netz von 5.600 Zapfsäulen zurückgreifen, während Erdgasautos mit lediglich 860 Tankstellen zurechtkommen müssen. Dabei kann, wer den Tankstopp nicht strikt plant, von der Faustregel ausgehen: Je größer die Entfernung von der Wohnung zur Tankstelle, umso größer die Wahrscheinlichkeit häufiger teureren Benzinbetrieb unterwegs zu sein. „Wer gleich so kalkuliert, dass er nur zur Hälfte oder auch nur zu 40 Prozent mit Gas unterwegs sein wird, ist mit einem reinen Benziner besser dran,“ erklärt Peter Sobotta.

ADAC-Kostentabelle

Der Dacia Logan MCV Foto: AG/Flehmer

Um da die richtige Entscheidung treffen zu können, hat der ADAC gerade seine im Internet abrufbare Kostenvergleichstabelle aktualisiert, die das jeweilige Modell mit seinem tatsächlichen Kilometerpreis bei unterschiedlichen Antriebsarten ausweist. Im Kilometerpreis drücken sich sämtliche Kosten des Fahrzeuges einschließlich des Wertverlustes sowie der mögliche Wiederverkauf nach vier Jahren aus. So wird etwa für einen Dacia Logan MCV 1.6 Laureate mit einem Grundpreis von 11.150 Euro deutlich: Schon nach einer Laufleistung von 10.000 Kilometern ist man bei einem Gesamtkostenpreis von 48,1 Cent pro Kilometer teurer unterwegs, als mit der 1.500 Euro teureren LPG-Version, die nur 45,4 Cent verlangt. Das bedeutet, hier rechnet sich Autogas schon nach wenigen Tausend Kilometern. Andererseits, wer davon ausgeht, seinen Logan MCV mehr als 30.000 Kilometer pro Jahr zu behalten, ist unter Umständen mit einem Diesel (1.5dCi Laureate, 13050 Euro) besser bedient. Der Kilometerpreis nähert sich dem des LPG-Logans stetig an. Bei 30.000 Kilometer jährlicher Laufleistung ist er fast gleich (23,0: 22,8 Cent). Langfristig wäre ein Diesel die bessere Wahl.

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