Nicht sauber, sondern rein

Audi Q7 3.0 TDI

Zum Jahreswechsel kommt der neue Audi Q7 3.0 TDI. Den voluminösen SUV gibt es zunächst nur in den USA. Mit dem neuen Sauber-Diesel will Audi den Amerikanern endlich Geschmack auf effiziente Europa-Technik machen.

Von Stefan Grundhoff

Für die meisten Amerikaner sind Diesel lahm, dreckig und laut. Das in den frühen 80ern entstandene Bild konnte auch der finanzstarke Einsatz von Mercedes und Volkswagen in den letzten beiden Jahren nicht ändern. In diesem Winter gibt es eine neue Dieseloffensive und insbesondere Audi prescht mit seinem neuen Q7 voran. Dass der V6 TDI mit 165 kW / 225 PS weniger Leistung hat und auch einen Hauch mehr verbraucht als das bekannte Europa-Modell soll dem Ingolstädter nicht als Schwäche ausgelegt werden. Im Gegenteil: der 3.0 V6 TDI ist der erste Audi-Diesel in den USA. Er schafft dank Harnstoffeinspritzung und zahlreicher innermotorischer Maßnahmen die strenge Abgasvorschriften. So gilt der Q7 3.0 TDI als ULEV - ultra low emission vehicle - und erfüllt die strengste Abgasvorschrift der Welt, die kalifornische LEV II BIN 5, die weitgehend der für 2014 geplanten Euro-6-Norm entspricht.

Testballon für Europa

Insofern ist der neue Q7 nicht nur eine Diesel-Eintrittskarte für den begehrten US-Markt, sondern auch ein Testballon für Europa. Innerhalb des Jahres 2009 soll der Saubermann-Q7 auch nach Deutschland kommen. Das einzige, was dem neuen Hoffnungsträger aus Ingolstadt fehlt, ist ein Name. Denn anders als Mercedes-Benz, die ihren Clean-Diesel-Modellen den imageträchtigen Namenszusatz «Bluetec» verpassten, heißt der Audi Q7 schlicht «TDI» und somit genauso wie seine erfolgreichen Diesel-Brüder aus Europa.

Im Gegensatz zum bekannten 3.0-TDI-Aggregat verfügt der US-Q7 nicht nur über Abgasrückführung und einen Partikelfilter der neusten Generation, sondern auch über Zusatzkatalysator und AdBlue-Tank, aus dem eine Harnstofflösung in den Abgasstrom eingespritzt werden kann. Dieses Abgasreinigungssystem reduziert die Stickoxide um bis zu 90 Prozent.

Weitere Modelle folgen

Dafür gibt es 225 statt 240 PS, 550 Nm maximales Drehmoment, eine Spitzengeschwindigkeit von 216 km/h, ein besseres Ansprechverhalten des Turbos und einen Durchschnittsverbrauch von gut 9,2 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Der soll die Verbrauchsvorgaben der Hybridmodelle gerade auf Autobahnen und Landstraßen deutlich schlagen. Während der Q7 V6 TDI in den USA generell mit dem Clean-Diesel-Paket ausgestattet ist, wird der deutsche Kunde dies ab kommendem Jahr als Extra ordern können - für ein reines Gewissen und eine handvoll zusätzliche Euros. Der Aufpreis steht jedoch noch nicht fest. «Wir haben den Preis für den US-Markt noch nicht kalkuliert», so Johan de Nysschen, Chef von Audi of Amerika, «wahrscheinlich wird man 2.500 bis 3.000 Dollar über dem Preis des V6-Benziners liegen.»

Und beim Topmodell Audi Q7 wird es mittelfristig nicht bleiben. Als nächste Modelle sollen A4 und Q5 folgen. Auch Modelle wie der Audi A3 Sportback und der im nächsten Jahr auf den Markt kommende neue A8 dürften eine ULEV-Zukunft haben. «In fünf Jahren können wir über die ganze Palette einen Dieselanteil von 15 Prozent erreichen», blickt Johan de Nysschen hoffnungsfroh in die Zukunft.

Anfang durch Mercedes

Der Mercedes E 320 Bluetec Foto: Mercedes

Mercedes machte vor knapp zwei Jahren mit dem E 320 Bluetec den Sprung ins kalte Wasser. Mittlerweile sind auch GL-, ML- und R-Klasse mit dem 210 PS starken Bluetec-Diesel zu bekommen. Doch die Zeiten für die Einführung einer neuen Idee könnten besser sein. Die Vorurteile der Amerikaner in Sachen Diesel sind trotz aller Hightech-Bestrebungen mächtig. Zudem ist der amerikanische Kraftstoffpreis in den letzten drei Monaten wieder mächtig in den Keller gegangen.

Von weit über vier Dollar pro Gallone (3,8 Liter) normal bleifrei ist der US-Markt flächendeckend wieder unter drei Dollar angekommen. Der gefallene Rohölpreis macht es möglich. Zudem ist Diesel in den USA nach wie vor um 20 bis 25 Prozent teurer als Benzin. Wer fühlt sich da schon genötigt, auf einen sparsamen und hoch effizienten Diesel umzusteigen? Schließlich haben viele Amerikaner derzeit ganz andere wirtschaftliche Probleme.

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