«Das ist kein Witz, das ist Realität»

Interview mit Jan Luis zum Elektroauto «Luis Free»

Die großen Hersteller werden frühestens 2010 die ersten Elektroautos auf den deutschen Markt bringen. Jan Luis probiert es schon früher. Im Interview mit der Autogazette spricht er über den «Luis Free».

Der Unternehmer Jan Luis bringt ein Elektroauto für knapp 12.000 Euro auf den Markt. Der «Luis Free» soll eine Reichweite von 130 Kilometern im Stadtverkehr aufweisen. Noch in diesem Jahr will Luis 200 Fahrzeuge absetzen. «Die Luis AG in Ahrensburg hat zusammen mit Partnern aus der Automobilbranche zweieinhalb Jahre intensiv an diesem Auto gearbeitet, bis wir es zur Marktreife gebracht haben. Im kommenden Jahr werden wir zudem einen SUV mit Elektroantrieb anbieten», sagte Luis im Interview mit der Autogazette.

«Das ist kein Witz»

Autogazette: Sie bieten seit dem 9. September das Elektroauto «Luis Free» für 11.990 Euro an. Ist das ein Witz?

Jan Luis: Nein, das ist kein Witz. Das ist Realität. Wir arbeiten bereits seit 2007 an diesem Fahrzeug und der Zeitpunkt für den Marktstart ist jetzt genau der richtige.

Autogazette: Große Autokonzerne mit riesigen Entwicklungsabteilungen bringen ihre Elektroautos frühestens Ende 2010 auf den Markt. Warum können Sie das schon jetzt?

Luis: Da müssen Sie die großen Hersteller fragen. Die Luis AG in Ahrensburg hat zusammen mit Partnern aus der Automobilbranche zweieinhalb Jahre intensiv an diesem Auto gearbeitet, bis wir es zur Marktreife gebracht haben. Im kommenden Jahr werden wir zudem ein SUV mit Elektroantrieb anbieten.

Autogazette: Ist der Luis Free ein reines Elektro-Auto?

Luis: Ja, es ist ein reines Elektroauto mit einer simplen Technologie. Es gibt vier Räder, eine Karosserie, Akkus, ein Ladegerät. Viel Technik ist da eigentlich nicht drin.

«Ein Auto für den Stadtverkehr»

Die Einparkhilfe im Luis Free Foto: Luis

Autogazette: Wie bitte?

Luis: Natürlich sehen das die großen Hersteller anders. Sie gehen auch von anderen Voraussetzungen und anderen Ansprüchen ihrer Kunden aus.

Autogazette: Von welchen Ansprüchen gehen Sie aus?

Luis: Es ist ein Auto für den reinen Stadtverkehr, der vier Personen, zur Not auch fünf, Platz bietet. Für die Fahrt in den Urlaub ist er nicht konzipiert. Dafür werden wir im kommenden Jahr unser SUV anbieten.

Autogazette: Sie versprechen eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern. Stehen die Entwicklungs-Ingenieure aus Wolfsburg und Stuttgart bei Ihnen schon Schlange?

«130 Kilometer Reichweite realistisch»

Gentankt wird an der Steckdose Foto: Luis

Luis: Das ist eine theoretische Reichweite, sie liegt sogar bei 210 Kilometer, wenn Sie auf einer geraden Fläche mit 40 km/h fahren würden, ohne Anfahr- und Stoppvorgänge.

Autogazette: Und was ist realistisch?

Luis: Unter realen Bedingungen sind 120 bis 130 Kilometer Reichweite möglich. Das ist dann ein Fahrzyklus in der Stadt.

Autogazette: Welche Leistung weist der Elektromotor auf?

Luis: Wir haben zwei Varianten: Die größere kommt auf 8,5 kW-Dauerleistung und 27 kW-Spitzenleistung.

«Abgeregelt auf 80 Stundenkilometer»

Der Innenraum des Luis Free Foto: Luis

Autogazette: Wie schnell kann man mit dem Luis Free unterwegs sein?

Luis: Praktisch über 100 Stundenkilometer, doch wir haben ihn zur Schonung der Akkus auf 80 Stundenkilometer abgeregelt.

Autogazette: Glauben Sie wirklich, dass das dem Kunden reicht? Will er nicht auch in einem E-Auto Fahrspaß haben?

Luis: Gegenfrage: Wie schnell fahren Sie in der Stadt? In der Regel zwischen 50 und 70 km/h. Wie gesagt: Es ist ein reines Stadtauto. Für längere Fahrten und schnellere Geschwindigkeiten kommt das SUV.

Autogazette: Die Hersteller setzten bei E-Autos wegen der höheren Speicherfähigkeit auf Lithium-Ionen-Batterien. Welche Batterien kommen bei Ihnen zum Einsatz?

Luis: Standardmäßig kommen bei uns sogenannte AGM-Batterien zum Einsatz. Das ist eine Weiterentwicklung der Gel-Batterien. Gegen Aufpreis können Sie aber auch Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien, kurz LiFePO4- bzw. LFP-Akkus, bestellen. Sie sind nicht so explosionsgefährlich wie Lithium-Ionen-Batterien.

«Auto erfüllt alle Sicherheitsanforderungen»

Jan Luis Foto: Luis

Autogazette: Ist das Auto mit diesen AGM-Batterien überhaupt sicher genug?

Luis: Natürlich, sie sind nicht gefährlicher als andere Gel-Batterien auch. Ansonsten erfüllt das Auto auch alle anderen Sicherheitsanforderungen, sonst hätten wir keine Straßenzulassung erhalten. Auf Wunsch sind auch Airbags, Rückfahrwarner oder ein Fahrspurassistent bestellbar.

Autogazette: Welcher Aufpreis fällt für die Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie an?

Luis: Dafür verlangen wir 11.990 Euro. Doch den Kunden empfehle ich die AGM-Batterien, die reichen für die private Nutzung vollkommen aus. Mit der Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie kommen wir nur dem Wunsch von Großkunden nach.

Batterien halten vier bis sechs Jahre«

Autogazette: Wie lange halten die Batterien?

Luis: Je nach Nutzung zwischen vier bis sechs Jahren. Danach können sie zum Preis von 1000 bis 1500 Euro gewechselt werden.

Autogazette: Wo wird das Auto gebaut?

Luis: Es gibt zwei Produktionsstätten: Eine in China und die andere in Japan.

»Reparatur in jeder Werkstatt«

So sieht der Luis Free von der Seite aus Foto: Luis

Autogazette: An wenn können sich Kunden wenden, wenn sie ein technisches Problem haben.

Luis: Sie können in jede Werkstatt fahren, denen wir dann die Garantiebestätigung geben.

Autogazette: Welche Anlaufkapazität planen Sie?

Luis: Wir wollen noch 200 Fahrzeuge in diesem Jahr verkaufen, 5000 Autos im kommenden Jahr. Ende Februar kommt dann das SUV in drei Varianten auf den Markt: Als Elektroauto, als Benziner und als Gasfahrzeug.

Das Interview mit Jan Luis führte Frank Mertens

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