Ein Deutscher baut das Elektroauto von GM

«Mister Volt»

Ein Deutscher baut das Elektroauto von GM
Der Chevrolet Volt © Foto: GM

Von Oldtimern zu Zukunftsvisionen: Frank Weber läutet bei General Motors die elektrische Zukunft ein. «Grüne Zukunft und Spaß am Auto passen bestens zusammen», so Weber.

Von Roland Freund

Gut drei Dutzend seltene Oldtimer hat Frank Weber neben seinem Maschinenbaustudium Ende der 80er Jahre in Darmstadt mühevoll restauriert. Heute steht der leidenschaftliche Bastler für die Zukunftsvision des US-Autokonzerns General Motors: Der 41-Jährige baut für die Opel-Mutter das neue Elektroauto «Volt». Als Öko-Freak und Autonarr zugleich ist der Deutsche überzeugt: «Grüne Zukunft und Spaß am Auto passen bestens zusammen.»

Plattform für Insignia

Schon in zwei Jahren will General Motors (GM) mit seiner Marke Chevrolet den «Volt» auf den US-Markt bringen. «Sehr zeitnah» soll es das Zukunftsauto danach auch als Opel-Variante in Europa geben. Das Besondere am «Volt» im Unterschied zu heutigen umweltfreundlichen Hybridautos: Die sportliche Limousine wird allein von einem bis zu 160 PS starken Elektromotor angetrieben. Ein Generator an Bord springt nur ein, wenn die Batterien nach gut 60 Kilometern leer sein sollten. «So kann ich bis zu 90 Prozent des Fahrens ohne Benzin und Krach erledigen», sagt Weber begeistert.

Den gebürtigen Wiesbadener reizte schon als Kind alles Neue: Weil ihn die klassische Klavierstunde langweilte, komponierte er kleine Jazzstücke. «Ich folge nicht gern ausgetretenen Pfaden.» Von der Uni kam Weber 1991 zu Opel ins Rüsselsheimer Entwicklungszentrum. Dort entwarf der Ingenieur die globale Plattform für den in diesem Jahr startenden Vectra-Nachfolger Insignia. Fast wöchentlich flog er dafür zu GM in die USA - bis sie ihn im März 2007 gleich dort behielten.

Später Gegenschlag

Der Autoriese hatte mit seinem starren Festhalten an wuchtigen Limousinen und bulligen Pickups den Trend zu umweltfreundlichen Fahrzeugen verschlafen. Der japanische Erzrivale Toyota führte den US-Konzern auf dem eigenen Markt mit «grünen» Hybrid-Autos vor. Spät, aber umso ehrgeiziger holt GM nun zum Gegenschlag aus. Schneller als die Konkurrenz wollen die Amerikaner in Serie gehen. Im ersten Jahr sollen es 10.000 Stück sein, ab 2011 sind weit mehr angepeilt. Der «Volt» soll so viel kosten wie normale Mittelklassewagen - das wären grob 35.000 Dollar (23.000 Euro).

«GM hat das Projekt zur Chefsache gemacht», betont Weber. Etwa 200 Ingenieure und 50 Designer zählt sein Team im GM-Entwicklungszentrum Warren (Michigan) unweit der Zentrale in Detroit heute. Nächstes Jahr sollen es rund 1000 Mitarbeiter sein. Weitere 300 Experten tüfteln eng verzahnt mit Webers Mannschaft an der Brennstoffzelle, die in späteren Modellen für den Strom im Elektroauto sorgen könnte. Ein Großteil dieser Fachleute sitzt im hessischen Mainz-Kastel.

Zwei Jobs gleichzeitig

Weil die Zeit drängt und täglich viele Entscheidungen zu treffen sind, setzte GM-Chef Rick Wagoner seinem «Mister Volt» gleich zwei Hüte auf: Weber ist sowohl Baureihenleiter als auch Chef des globalen Entwicklungsteams für das «E-Flex»-System des «Volt». Jeder Job für sich allein ist gewöhnlich schon mehr als genug Stress. «Eines habe ich bei dem Projekt schnell gelernt: Was man aufschiebt, gelingt nachher oft nicht mehr», sagt der Ingenieur.

Auch beim Herzstück des Chevrolet «Volt» setzt Weber auf deutsches Know-how: Für das 180-Kilo-Kraftpaket aus Lithium-Ionen-Batterien ist der deutsche Continental-Konzern einer von nur nur zwei Zulieferern weltweit. «Die Batterie ist das kritische Element des Projekts», sagt Weber. Aber alle Fragen der Leistung und Sicherheit seien lösbar. Zur ersten «Volt»-Präsentation auf der Autoshow in Detroit vor einem Jahr habe es in der Branche noch viele Zweifel gegeben. «Heute kommt statt Skepsis von vielen Seiten größtes Interesse, was wir da machen.»

Daheim Batterie aufladen

Um die Kunden vom Elektroauto zu überzeugen, verspricht Weber gewohnten Komfort: «Die Leute sollen sich reinsetzen und so fahren wie in jedem anderen Mittelklassewagen.» Die Passagiere sollen zudem entscheiden können, wie viel Strom sie etwa in Klima- und Musikanlage stecken oder lieber für mehr Kilometer sparen. «So ungefähr wie die Wahl bei der Spülmaschine zwischen Umwelt-Taste und Vollprogramm.»

Bei allem Arbeitseifer legt Öko-Fan Weber («Kein Fleisch, kein Alkohol, nur Bio-Lebensmittel») Wert auf sein Leben fern des Büros. Nach seinem «Baby» in der Firma warten daheim drei leibhaftige Kinder im Alter von acht, sechs und einem Jahr auf den Familienvater. Und manchmal bleibt sogar Zeit für den neuen Flügel, den sich Weber in Amerika gekauft hat: «Auch der fleißigste Ingenieur muss mal seine Batterien aufladen.» (dpa)

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