Chryslers Öko-Visionen

Sparsam und trotzdem sportlich

Selbst im kleinsten texanischen Kuhkaff klettern die Spritpreise. So spielen US-Autobauer zähneknirschend die Umweltkarte. Chrysler vereint Elektro-Hightech und atemberaubendes Design zu echten Autoträumen.

Von Sebastian Viehmann

Amerikas Autohersteller schielen bei ihren flauen Verkaufszahlen neidisch auf die Konkurrenz aus Europa und Japan. Doch sie wagen auch die Flucht nach vorn, und die Devise lautet: Strom ist sexy. Gleichzeitig fürchten die Amerikaner optischen Einheitsbrei wie der Teufel das Weihwasser. «Wie unterscheiden wir Chryslers Design vom Rest der Meute?», beschreibt Chefdesigner Trevor Creed das Credo für die Zukunft. Wie die aussehen könnte, zeigen die Show Cars Chrysler ecoVoyager und Dodge ZEO.

Yacht-Atmosphäre im Voyager

Der 4,8 Meter lange und 1,9 Meter breite ecoVoyager ist ein eleganter Viersitzer mit Yacht-Atmosphäre im Innenraum. Das Heck erinnert ein wenig an einen Bootsrumpf, in das geschwungene Dach sind zwei große Panoramafenster eingelassen. Die hinteren Türen sind an der C-Säule angeschlagen und öffnen sich wie die vorderen in einem 90 Grad-Winkel. So gibt es beim Einsteigen weder eine störende B-Säule noch sonstige Hindernisse. Die Passagiere gleiten auf anschmiegsam geformte Einzelsitze.

Die Vordersitze verwöhnen zusätzlich mit einer Massage-Funktion. Unter den Voyager-Sesseln verbirgt sich ein klimatisierter Stauraum, der Krimskrams aufnimmt oder Getränke kühl hält. Die Armaturen sind nicht vor dem Lenkrad, sondern in einem breiten Band voller Digitalanzeigen unter der Scheibenkante platziert - ähnlich wie man das in einigen französischen Vans schon heute findet.

268 PS-starker Elektromotor

Yacht-Atmosphäre im Innenraum Foto: Chrysler

Der ecoVoyager wird von einem 268 PS starken Elektromotor angetrieben, gespeist von Lithium-Ionen-Akkus. Der komplette Antriebsstrang ist im Unterboden verbaut. Die Batterie-Packs reichen allerdings nur für eine Strecke von etwa 65 Kilometern, rechnet Chrysler vor.

Um die Reichweite zu erhöhen, steht eine Brennstoffzelle zur Verfügung. Ein Show Car hat schließlich den Vorteil, dass es keine serienreife Technik vorführen muss. Mit der Brennstoffzelle an Bord rennt der ecoVoyager immerhin 480 Kilometer weit.

Spaßauto der Zukunft

Der ecoVoyager ist eine visionäre Familienkutsche Foto: Chrysler

Während der Chrysler ecoVoyager eine visionäre Familienkutsche ist, soll der Dodge ZEO zeigen, wie sich die Designer das Spaßauto der Zukunft vorstellen. Das gold-orange lackierte Show Car wirkt wie ein überdimensioniertes Spielzeugauto von Hot Wheels. Beim Einsteigen schwenken die Flügeltüren des 2+2-Sitzers nach oben. «Ein Elektroauto kann genau so ausdrucksstark sein wie ein Benziner», meint der ZEO-Chefdesigner Bill Zheng.

Der «Need for Speed» soll auch im Elektrozeitalter nicht auf verlorenem Posten stehen. Und so beschleunigt das elektrische Muscle Car in knapp sechs Sekunden auf 100 Km/h, erst bei 210 Km/h wird der Vorwärtsdrang gestoppt. Angetrieben wird das 4,4 Meter lange Gefährt vom gleichen 268 PS starken Elektromotor wie der ecoVoyager. Das Kürzel ZEO steht schließlich für «Zero Emissions Operation» - Antrieb ohne Abgase lautet die Devise.

Grün vor Neid

Spezieller Charme dank Flügeltüren Foto: Dodge

Bleibt zu hoffen, dass aus den automobilen Träumen keine Schäume werden, wie bei so vielen Show Cars. Immerhin hat Chrysler im vergangenen Jahr eine eigene Abteilung namens ENVI gegründet, mit der die Entwicklung elektrischer Antriebe vorangetrieben wird. Ziel ist es, neue Technologien modular aufzubauen, damit sie zwischen den Sparten Dodge, Chrysler und Jeep ausgetauscht und natürlich kostengünstig produziert werden können.

In der Entwicklungs-Pipeline sind sowohl reine Elektroantriebe als auch Hybridmodelle inklusive eines Plug-In-Hybrids, außerdem die Brennstoffzelle. Dass die offizielle Bezeichnung der Abteilung (Environmentally Responsible Electric-drive Vehicle Technology) auf die Abkürzung ENVI zusammengestaucht wurde, dürfte nicht nur praktische Gründe haben: «Envy» ist das englische Wort für Neid. Und die amerikanischen Autobauer wünschen sich nichts sehnlicher, als dass die europäische und japanische Konkurrenz irgendwann endlich wieder neidisch auf sie sein kann.

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