«70 Kilometer reichen für den Stadtverkehr»

Bis vor kurzem hat sich nur Mitsubishi zum Elektromotor als Antrieb der Zukunft bekannt. VW setzt auch auf die Kraft der Batterie und auf ein Umdenken der Autofahrer.

Von Thomas Flehmer

Die Zukunft von VW sieht elektrisch aus. Die Wolfsburger setzten auf die Kraft der Batterie. «Ein Full-Hybrid-System ist Kokolores und wird der Batterie nicht gerecht. Wir setzen stärker auf Elektrifizierung, denn dort haben wir eine drei Mal so große Energieeffizienz als beim heutigen Motor», sagt Wolfgang Steiger, Leiter der Konzernforschung Antriebe bei VW.

Vor zehn Jahren begonnen

Dabei hat VW bereits vor zehn Jahren mit dem Projekt für Elektrotechnologie begonnen. «Wir sind jetzt soweit, haben den Reifegrad erreicht. Jetzt können wir anfangen, nachdem wir massiv in die Batterietechnologie investiert haben», so Steiger. Reifegrad heißt aber noch nicht Serienreife. Denn bis die Batterie die Arbeit übernehmen kann, wird es noch etwas dauern. Und das ist auch gut so.

«In zehn Jahren wird die Batterie alle Anforderungen erfüllen«, sagte Steiger. Bereits heute kann man mit ihr aber schon 70 Kilometer zurücklegen. Dass 70 Kilometer nicht gerade viel sind, weiß der Konzernforscher auch. Doch Steiger setzt auch auf die Reife der Menschen. «In 20 Jahren ist definitiv jeder bereit, nur 70 Kilometer zu fahren. Heute noch nicht. Aber 70 Kilometer reichen für den Stadtverkehr allemal.»

«Vom Öl abkoppeln»

Um den Menschen Zeit zum Umdenken zu geben, wird die Batterie noch mit einem Verbrennungsmotor kombiniert, der dann bis zu 1000 Kilometer schaffen soll. Allerdings wird dieser Motor dann nicht mit Erdöl unterwegs sein, sondern - so gut wie es geht - mit den so genannten Biokraftstoffen der zweiten Generation. Diese müssen nicht nur eine CO2-Reduktion von mindestens 80 Prozent vorweisen, sondern dürfen auch nicht mit der Nahrungsmittelproduktion konkurrieren. «Wir wollen uns komplett abkoppeln vom Öl. Das können wir in 20 Jahren schaffen - wenn alle es wollen», sagt Steiger.

VW setzt dabei - zusammen mit Daimler - auf Bioethanol aus Stroh und Biomass to Liquid (BTL), das VW Sunfuel nennt. Als Biomasse werden schnell wachsende Pflanzen herangenommen, aber auch Bioabfälle aus Stroh und Holz mit verbrannt. Darum ist auf der Werbekampagne «Driving Ideas», die VW am 1. Dezember gestartet hatte, auch eine Zapfpistole aus Stroh zu sehen.

CO2-Reduktion bis zu 90 Prozent

Opel Flextreme Foto: Press-Inform

Gemeinsam mit zwei Unternehmen, der kanadischen Firma Iogen und Choren Industries aus dem sächsischen Freiberg, arbeiten die Wolfsburger an industriellen Anlagen, um im größeren Umfang Biomasse in Kraftstoff umzuwandeln. «In drei Jahren ist das Werk fertig, und wenn die funktioniert, haben wir einen Meilenstein gesetzt. Dann haben wir eine CO2-Reduzierung von bis zu 90 Prozent sowie eine saubere Verbrennung, die nicht stinkt», sagt Steiger, der damit rechnet, dass man ab 2015 «richtig loslegen» könne.

Auch wenn der Weg bis dahin noch weit voraus zu sein scheint, ist das Hier und Jetzt eher der letzte Zeitpunkt, in die neue Antriebswelt einzusteigen, so Steiger: «Jetzt müssen wir in die richtigen Energieträger investieren, die in 20 Jahren benötigt werden.»

So wie VW setzt auch General Motors auf den Elektroantrieb. Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September in Frankfurt hatte Opel den Flextreme vorgestellt. Zum Antrieb nutzt die sogenannte E-Flex-Architektur einen Elektromotor, der von einer Lithium-Ionen-Batterie gespeist wird. Der Flextreme besitzt im reinen Batteriebetrieb eine Reichweite von 55 Kilometern. Durch einen 1.3 Liter Dieselmotor besteht die Möglichkeit, die Batterie während der Fahrt aufzuladen und die Reichweite entsprechend zu erhöhen.

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