«Teufel mit Beelzebub austreiben»

Aktionsplan der Bundesregierung zur Elektromobilität

Den guten Willen hat die Bundesregierung in ihrem jetzt verabschiedeten Plan zur Einführung der Elektromobilität bekundet. Nicht gesagt hat sie, wie sie den Kauf von E-Autos tatsächlich unterstützen will.

Deutschland soll nach dem Willen der Bundesregierung Marktführer für Elektromobilität werden. In den nächsten zwei Jahren müssten unter anderem die Standards für Batterietechnologie und Ladestellen entwickelt werden, sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Mittwoch in Berlin. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bezeichnete das Ziel, dass auf deutschen Straßen in elf Jahren etwa eine Million Autos mit Elektromotor rollen, als ehrgeizig, aber machbar. Das Bundeskabinett hatte am Vormittag Pläne für die künftige Elektro-Mobilität verabschiedet.

500 Millionen Euro für Forschung

Für Forschung und Entwicklung in diesem Segment stünden 500 Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm bereit, sagte Guttenberg. Die Markteinführung für die ersten 100.000 E-Fahrzeuge soll 2012 dem Beschluss zufolge über Kaufhilfen für die Autofahrer gestützt werden. Beträge und die Form der Unterstützung wurden noch nicht vereinbart. Dies soll der kommenden Bundesregierung überlassen werden.

Modellregionen für den Aufbau einer Infrastruktur für die Elektro- Mobilität sind den Angaben zufolge Hamburg, Bremen-Oldenburg, Rhein- Ruhr, Rhein-Main, Stuttgart, München, Sachsen und Berlin-Potsdam. Bisher ist das Netz der Ladestationen lückenhaft.

Guttenberg und Tiefensee wiesen Darstellungen zurück, wonach die deutschen Autobauer und -entwickler den Rückstand im Rennen mit anderen Staaten nicht aufholen könnten. Es gehe dabei vor allem um die Batterie-Technik. Bei diesem Wettbewerb müsse Deutschland wieder Gas geben. Heute koste eine relativ schwere Batterie für ein Elektro- Auto 10 000 bis 15 000 Euro bei einer Reichweite von 200 Kilometern.

Kritk vom NABU und Grünen

Kritik am Aktionsplan kommt etwa vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), der vor «Augenauswischerei» warnt. Es gebe noch zu viele Stolpersteine und Unklarheiten. So sei nicht sichergestellt, dass die Elektroautos der Zukunft mit Strom aus Sonne, Wind und Wasser fahren. «Dem Weltklima ist nicht allein mit dem Austausch eines Verbrennungs- durch einen Elektromotor geholfen. Ein herkömmliches Auto durch ein mit Kohlestrom gespeistes E-Auto zu ersetzen hieße, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben», sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Auch Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, kritisierte den Beschluss als «zu spät, zu wolkig, zu wenig». Der große Plan sei zunächst nicht mehr als ein unverbindliches Papier, so Hermann, «denn konkrete Einzelmaßnahmen - etwa Strategien, Zeitpläne, Mittel - wie das Ziel erreicht werden soll, bleibt die Koalition schuldig. Auch Geld gibt es erstmal nicht. So fehlen Beschlüsse zu Kaufanreizen.»

Zudem verweist der Grünen-Politiker auf das Absurdum in Vergleich mit der durchgeführten Umweltprämie: «Es ist doch verrückt, mit dem Papier die Zukunft der Elektromobilität zu beschwören und gleichzeitig mit mehr als fünf Milliarden Euro im Rahmen der Abwrackprämie veraltete Autotechnik zu subventionieren.» (dpa/AG)

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