Sieg für den Strom-Opa

Columbia Elektroauto

Das Fahren mit Strom ist fast so alt wie das Automobil. Das Columbia-Elektroauto von 1904 gehörte einst den Rockefellers, doch mit ein bisschen Nachrüstung läuft es immer noch – und gewann bei einer Sparsamkeits-Wettfahrt gegen Smart und Co.

Von Sebastian Viehmann

Eigentlich ist das Auto und Technik-Museum Sinsheim für seine XXL-Exponate bekannt. Schon Kilometer vor dem Museum kann man von der Autobahn A6 aus die riesigen Flugzeuge sehen, die von den Dächern der Gebäude dramatisch in den Himmel ragen - darunter eine originale Concorde der Air France. Doch zurzeit ist ein Fortbewegungsmittel Star des Museums, das nicht mal Golf-Ausmaße erreicht: Ein Elektroauto von 1904, mit einem 3 kW starken Motor, offenem Passagierabteil, plumpen Speichenrädern und kleinen Laternchen als Beleuchtung. «Der Wagen wurde von der Firma Columbia in den USA gebaut und war einst im Besitz der Millionärsfamilie Rockefeller», sagt Museumssprecher Markus Weinstock. Jahrelang war der Strom-Methusalem kaum mehr als ein nett anzuschauender Staubfänger, doch dann stach die Sinsheimer der Hafer. «Unsere Techniker haben einfach mal neue Batterien angeschlossen, und der Wagen lief sofort», erzählt Weinstock.

Wettfahrt über 54 Kilometer

In den Kindertagen des Automobils war keineswegs klar, dass der Verbrennungsmotor das Rennen machen würde. Schon damals waren Abgase ein Grund zum Ärgernis, und auch der Lärm der knatternden Benzinkutschen ließ den leisen Elektroantrieb attraktiv erscheinen. Um zu überprüfen, wie effizient das mehr als 100 Jahre Fahrzeug sein kann, ließ das Museum den Columbia bei einer Wettfahrt gegen eine Reihe anderer Autos antreten - einen Messerschmitt Kabinenroller von 1957, einen Opel Super Six Baujahr 1938, eine Maybach-Limousine, ebenfalls Baujahr 1938, und einen aktuellen Smart mit Benzinmotor.

Zweieinhalb Stunden umkreisten die Fahrzeuge das Museum. Nach 54 Kilometern wurde gestoppt - die Batterien des Columbia waren fast leer gefahren. Auf dem ganzen Museumsgelände hatten sich zahlreiche Elektroauto- und Hybridbesitzer mit ihren Fahrzeugen versammelt, und auch 2010 soll es in Sinsheim wieder ein Treffen «Alternative Antriebsformen» geben. Besitzer von Elektroautos können ihre Fahrzeuge kostenlos an einer neuen Solartankstelle aufladen.

Meilenweit geschlagen

Fünf Liter auf 54 Kilometern Foto: Museum Sinsheim

Als ein Kfz-Sachverständiger von der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) nach der Wettfahrt die Verbrauchsmessung vornahm, hatte der historische Stromer das Feld in Sachen Fahrtkosten weit hinter sich gelassen. Die komplette Ladung der Batterien hatte bei einem derzeitigen Strompreis um 20 Cent pro Kilowattstunde rund 1,20 Euro gekostet. Der Smart benötigte für die gleiche Strecke 2,9 Liter Benzin und verursachte damit, bei einem Tagespreis von 1,25 Euro pro Liter, Treibstoffkosten von rund 3,62 Euro.

Der Verbrauch des Messerschmitt Kabinenrollers mit seinem winzigen 200 Kubik-Zweitaktmotor lag bei fünf Litern (etwa sechs Euro), der Opel Super Six hatte 6,1 Liter (7,32 Euro) Benzin verbrannt. Der letzte Wert war wenig überraschend - der 200 PS starke Zwölfzylinder-Motor des Maybach Zeppelin DS8 wollte auf der Wettfahrt-Distanz mit 17,5 Litern gefüttert werden und verursachte somit Spritkosten um 22 Euro.

Ein bisschen Nachhilfe

Vor allem beim Verbrauch vorne Foto: Museum Sinsheim

Ein wenig hatten die Techniker allerdings nachgeholfen, um das alte Elektroauto konkurrenzfähig zu machen. Als Energiespeicher bekam der Wagen neue Blei-Gel-Batterien mit einer Kapazität von sechs Kilowattstunden. «Die Batterieblöcke bestehen aus jeweils fünf in Reihe geschalteten 12-Volt-Batterien mit einer Kapazität von 50 Amperestunden», erklärt ein Techniker. Die Gesamtkapazität von 100 Amperestunden reiche für ungefähr zwei Stunden Fahrbetrieb bei voller Leistung.

Um noch ein bisschen mehr Strom zur Verfügung zu haben, wurden außerdem fünf Solarmodule auf dem Dach des Elektrowagens installiert. Schließlich hat der Wagen noch einen Stromgenerator, um im Bedarf während der Fahrt die Batterien wieder aufzuladen - nach dem gleichen Prinzip arbeiten auch die Elektroautos Chevrolet Volt und Opel Ampera. Bei der Wettfahrt blieb der Generator des Columbia-Wagens allerdings ausgeschaltet, der Stromer musste allein mit der in der Batterie gespeicherten Energie auskommen.

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