«Meilenstein für Klimaschutz»

Elektrofahrzeug von VW

VW-Chef Martin Winterkorn will «Meilensteine für den Klimaschutz» setzen. Dabei hinken die Wolfsburger fast schon traditionell der Konkurrenz hinterher. Jetzt wollen sie das Feld von hinten aufrollen.

Von Thomas Flehmer

Der Begriff Zukunft ist sehr dehnbar. So sprach Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), den die Fehler der Vergangenheit der Autoindustrie noch in der Gegenwart beschäftigen, ausgesprochen erfreut von dem Projekt, das am Donnerstag in Berlin Premiere feierte. Gemeinsam mit dem Wolfsburger Autobauer Volkswagen und sechs weiteren Partnern aus Forschung und Technik soll der Elektroantrieb forciert werden. «Wir produzieren nicht für die Zukunft von übermorgen, sondern die Zukunft beginnt heute und fängt morgen an», sagte der SPD-Politiker auch mit Blick auf das Klimapaket der Bundesregierung, das allerdings erst ab 2020 greift.

«Meilenstein für Klimaschutz»

Gemeinsam mit VW-Chef Martin Winterkorn gab Gabriel den Startschuss für den von der Bundesregierung initiierten «Flottenversuch Elektromobilität». «Das wird ein Meilenstein für den Klimaschutz», sagte Winterkorn vollmundig. Ab 2010 sollen insgesamt 20 Fahrzeuge in Berlin und Wolfsburg hauptsächlich elektrisch herumfahren.

Als Prototyp stellten Winterkorn und Gabriel, dessen Ministerium ein Drittel der Prjojektkosten von 45 Millionen Euro beisteuert, den Golf «TwinDrive» vor. Dieser kann rund 50 Kilometer rein elektrisch mit regenerativ erzeugtem Strom via Wind-, Wasser- und Sonnenkraft zurücklegen, ehe ein Diesel- oder Benzinmotor den Elektromotor ergänzt. Auf 100 Kilometer werden so lediglich 2,5 Liter Kraftstoff verbraucht. Klaus-Dieter Maubach, Vorstandsvorsitzender der teilnehmenden Energieversrogers E.ON, sprach zudem davon, dass sich durch diesen Antrieb die Fahrtkosten halbieren würden.

«Revolution für Mobilität»

Der VW Golf TwinDrive Foto: VW

Maubach setzte den vollmundigen Ankündigungen des VW-Chefs die Krone auf, in dem er von einer «Revolution für Mobilität» sprach. Dabei hinken die Wolfsburger einmal mehr hinterher. So hat Opel-Chef Hans Demant unlängst in der Autogazette angekündigt, schon 2011 ein Elektrofahrzeug in Serie auf den Markt zu bringen. Zu einem Zeitpunkt, bei der der Flottenversuch noch mit lediglich 20 Fahrzeugen unterwegs ist. Auf den Rüsselsheimer Konkurrenten angesprochen, ob nicht dort bereits die «Revolution für Mobilität» eingesetzt habe, sagte Winterkorn. «Die Lithium-Ionen-Technologie ist sehr schwierig und noch nicht ausgereift, wir sind da etwas vorsichtiger. Wie aber üblich, wenn wir kommen, kommen wir zuverlässig.»

Für VW ist der Flottenversuch ein weiterer Schritt hin zum reinen elektrischen Fahren. «Die automobile Zukunft gehört den Elektro-Fahrzeugen», so der Automanager. Das neue Projekt hindert dabei nicht die Entwicklung des «Up!». «Der Kleinwagen ist lediglich für den Stadtverkehr bestimmt, mit dem Golf TwinDrive ist man in Stadt und Land elektrisch unterwegs.»

Zehn Millionen Fahrzeuge in 2030

Der Golf TwinDrive ist dagegen mit einer rund 160 Kilogramm schweren Batterie ausgestattet, die an einer Steckdose innerhalb von vier Stunden wieder aufgeladen werden kann. E.ON-Chef Maubach schwebt deshalb vor, Parkplätze und Parkhäuser mit Steckdosen auszustatten, damit der TwinDrive wieder weiter fahren kann.

Ausgehend von der Planung, im Jahr 2020 eine Million und zehn Jahre später zehn Millionen elektrische Fahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben, sieht Maubach keine Schwierigkeiten bei der Infrastruktur. «Selbst bei zehn Millionen Fahrzeugen müssten wir nicht extra investieren.» Zugleich aber kündigte der E.ON-Chef den Ausbau der Windkrafttechnologie an. Denn gerade bei dieser Technologie würde überschüssige Energie erzeugt werden, die dann zum Aufladen der Energie-Fahrzeuge genutzt werden könne.

Kleine Runde mit dem Prototypen

Auf Elektro-Fahrt: Sigmar Gabriel (vorn), Martin Winterkorn Foto: dpa

Für Gabriel ist neben dem Umweltgedanken auch das Wohl der Verbraucher ein wichtiges Ziel. «Wenn man gegen steigende Preise nichts ausrichten kann, muss man etwas gegen steigende Kosten tun», sagte Gabriel, bevor er, Winterkorn und Maubach eine kleine Runde mit dem Prototypen drehten - und zwar wirklich nur eine kleine Runde, da der Prototyp sehr teuer ist. Der Chevrolet Volt wird ungefähr 23.000 Euro kosten, wenn er 2011 nach Deutschland kommt. Spätestens dann hat die Zukunft begonnen.

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