Keine Angst vor der fehlenden Reichweite

Peugeot iOn

Peugeot setzt auf nachhaltige Mobilität. Ende des Jahres bringen die Franzosen das Elektro-Auto iOn auf den Markt. Für den Kleinwagen hat man sich hohe Ziele gesetzt.

Von Frank Mertens

Das Auto ist noch gar nicht auf dem Markt, doch dem französischem Autobauer Peugeot liegen für sein Elektrofahrzeug iOn bereits 3000 Vorbestellungen vor. Eine Zahl, die überrascht. Zwar kann das Auto im
Internet bereits seit Dezember bestellt werden, doch ein Preis steht noch nicht fest. Wie teuer es letztlich sein wird, darüber schweigt sich Peugeot noch aus. Im Interview mit dem Geschäftswagen-Magazin Newfleet (März-Ausgabe) spricht Geschäftsführer Thomas Bauch vage "von einer offensiven Preisgestaltung". Seit Donnerstag liegt zumindest schon einmal der Leasing-Preis vor, bislang jedoch nur für Frankreich.

Offensive Preisgestaltung

Schaut man nach Japan, wo Mitsubishi den baugleichen i-MIEV bereits anbietet, wird das Fahrzeug für rund 34.000 Euro angeboten. Nimmt man das als Maßstab, dann dürfte der iOn bei einer "offensiven Preisgestaltung" in Deutschland ab Oktober wohl für 30.000 Euro in den Schauräumen der Händler stehen, so er denn auch verkauft und nicht nur geleast werden kann.

Null Emission, zumindest lokal: Der iOn von Peugeot Peugeot

Natürlich wollen die Franzosen mit ihrem Elektroauto auch den Privatkunden ansprechen, aber nicht nur. Vor allem auch für den Geschäftskundenbereich spielt dieses zumindest lokal emissionsfreie Fahrzeug eine wichtige Rolle. "Ich rechne damit, dass wir noch in diesem Jahr mindestens 150 Einheiten des iOn im reinen Großkundengeschäft absetzen werden", sagte Stefan Moldaner im Gespräch mit Newfleet.

Moldaner, der bei Peugeot den Vertrieb Businesskunden, Nutzfahrzeuge und Gebrauchtwagen verantwortet, sieht in alternativen Antriebstechnologien einen wichtigen Ansatz zur Ansprache von Firmenkunden. "Wer sich für einen iOn in seinem Fuhrpark entscheidet, bekennt sich zu seinem Umweltbewusstsein. Entsprechend wird ein solches Fahrzeug für den Kunden auch zu einem Image-Träger“, ist Moldaner überzeugt. Zu welchen Konditionen das Auto vertrieben werden soll, steht noch nicht endgültig fest. Moldaner und sein Team stehen mit Blick auf die Angebotsgestaltung für dieses Fahrzeug noch vor etlichen Fragen. Dazu gehört beispielsweise, mit welchen Restwerten für den iOn kalkuliert werden kann. „Wir stehen derzeit mit namhaften Forecast-Instituten in Verbindung, um den Restwert des Fahrzeuges zu ermitteln", sagte Moldaner.

Noch einige Unwägbarkeiten

Derzeit werden bei Peugeot noch die verschiedenen Absatzmöglichkeiten geprüft. Ein Gedankenspiel ist dabei auch, dass man das Auto kauft, die Batterie jedoch least. Aber hier sind die Planungen noch nicht beendet. Um jedoch mit dem iOn wettbewerbsfähig zu sein, musste das Auto beim Leasing unter 700 Euro eingepreist werden. Soviel kostet derzeit nämlich der Elektro-Smart, der momentan in Berlin zu Testzwecken unterwegs ist. In Frankreich wird das Auto für knapp unter 500 Euro angeboten. Ein Preis, der in Deutschland etwas höher liegen wird, da die französische Regierung den Kauf von Elektroautos mit einmalig 5000 Euro subventioniert.

Damit sich der iOn in Deutschland jedoch nicht nur in homöopathischen Dosen verkauft, sondern in nennenswerter Stückzahl, sind auch hier Anreizsystemen des Staates nötig. „Natürlich bedarf es solcher Incentives, damit sich eine neue Technologie wie das Elektroauto auch durchsetzt“, sagt Moldaner und verweist ins Nachbarland. Zwar gibt es in Deutschland den Aktionsplan Elektromobilität, doch der sieht solche konkreten Kaufanreize bisher nicht vor.

Der iOn lässt sich auch an einer herkömmlichen Steckdose aufladen Peugeot

"Eine solche Förderung brauchen auch wir in Deutschland, sonst wird eine schnelle Marktdurchdringung nicht funktionieren." Doch Anreizsysteme können auch anders ausschauen als nur einmalige Kaufanreize zu gewähren. In London beispielsweise sind Elektroautos von der City-Maut ausgenommen. "Hier bieten sich entsprechend viele Möglichkeiten, den Kauf eines Elektroautos zu fördern“, so Moldaner. Natürlich steht auch Peugeot zu seiner unternehmerischen Verantwortung, wie der Großkundenchef sagte. "Selbstverständlich gehen auch wir als Autohersteller ins Risiko. So werden die Restwerte auf absehbare Zeit für uns schwer kalkulierbar bleiben."

Der iOn jedenfalls machte bei einer ersten kurzen Testfahrt in Berlin einen anständigen Eindruck. Gut, als Großgewachsener fällt der Einstieg aufgrund der sehr niedrig angebrachten Lenksäule etwas schwierig aus, doch wenn man erst einmal Platz genommen hat, fühlt man sich keineswegs beengt in diesem gerade einmal 3,48 Meter langen Kleinwagen. Ausreichend Platz finden zwei Erwachsene übrigens auch im Fond. Hier verfügt der Viertürer nicht nur über ausreichend Knie- sondern auch Kopffreiheit.

Gute Fahreigenschaften

Die Fahreigenschaften des kleinen Elektroflitzers sind ebenso wenig zu beanstanden. Wendig und flott lässt sich der 64 PS starke iOn durch den Berliner Stadtverkehr dirigieren – und das soll dank moderner Lithium-Ionen-Batterien bis zu einer Reichweite von 130 Kilometer möglich sein. Die Energie aus der Batterie soll zudem Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h ermöglichen. "Mit dieser Reichweite ist der iOn ein ideales Stadtfahrzeug", sagt Michael Speh aus der Pariser Zentrale von Peugeot. Mit Blick auf die Infrastruktur kooperiert Peugeot mit den Energieversorgern EnBW und RWE. Die Ladezeit für den iOn beträgt übrigens sechs Stunden an einer herkömmlichen Steckdose. Bei einer Schnellladestation sind 30 Minuten nötig, um den Batterien wieder 80 Prozent ihrer Energien zuzuführen. Als Betriebskosten gibt Peugeot für den iOn derzeit übrigens rund 1,50 Euro pro 100 Kilometer an.

Perspektivisch hat sich Peugeot mit dem iOn übrigens hohe Ziele gesetzt: Bis Ende 2015 will man in Europa bis zu 50.000 Einheiten dieses Elektroautos abgesetzt haben. Peugeot rechnet damit, dass bis 2015 schon zwischen 1,5 und 3 Prozent aller Pkw in Europa über einen Elektroantrieb verfügen. Und die Franzosen beanspruchen in diesem Zukunftsmarkt mit dem iOn nicht weniger als die Marktführerschaft zu übernehmen, wie Peugeot-Chef Jean-Marc Gales sagt.

Optimierter Flottenverbrauch

Das Heck des Elektroautos Peugeot

Dass nachhaltige Mobilität bei Peugeot großgeschrieben wird, versuchen die Franzosen auch mit dem Flottenverbrauch ihrer Modell zu beweisen. So verfügen bereits heute 21 Modelle aus acht Baureihen über eine CO2-Emission von unter 130 Gramm pro Kilometer. "Natürlich kommt dem Aspekt des geringen Verbrauchs im Flottengeschäft eine hohe Bedeutung zu. Wir können unseren Kunden entsprechende Fahrzeug anbieten, wie diese Zahl beweist", so Moldaner.

Mit Blick auf das Absatzjahr 2010 sehen sich Moldaner und sein Team einer hohen Erwartungshaltung gegenüber. Nachdem Peugeot in 2009 nur auf 13.000 gewerbliche Verkäufe inklusive der Nutzfahrzeugsparte kam, peilt Bauch mit 25.000 Einheiten fast eine Verdoppelung der Verkäufe an. Seinen kleinen Beitrag zur Zielerfüllung soll dabei auch der iOn leisten. Die Kunden jedenfalls scheinen mit Blick auf die Vorbestellungen auf so einen Cityflitzer gewartet zu haben. Das belegt auch ein Blick auf das veränderte Mobilitätsverhalten. So nehmen die Kurzstreckenfahrten deutlich zu. Bereits schon jetzt sind 70 Prozent der Fahrten kürzer als 30 Kilometer. Entsprechend erfüllen Elektroautos mit ihrer Reichweite von bis zu 130 Kilometern wie beim iOn die Erfordernisse der Kunden. Angst vor der fehlenden Reichweite brauchen die Nutzer eines E-Mobils im urbanen Verkehr damit also nicht zu haben.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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