Hybrider Funkenflieger

Porsche 918 Spyder

Porsche bekommt wieder einen Supersportwagen. Die Studie des 918 Spyder soll Lust machen auf Elektro-Power und der Konkurrenz mit Stromstößen das Fürchten lehren.

Von Stefan Grundhoff

Nach dem Carrera GT war erst einmal Schluss. Den 612 PS starken Über-Porsche ereilte das gleiche Schicksal wie den Mercedes SLR – beide liefen aus. Doch während Mercedes mit dem exzellenten Flügeltürer SLS einen mehr als legitimen Nachfolger mit echten Sportwagenambitionen ins Rennen schickte, gab es in Zuffenhausen erst einmal Stillschweigen und hängende Köpfe zu einem Nachfolger des Carrera GT. Doch der Genfer Salon 2010 dürfte für den Sportwagenbauer aus dem Westen von Stuttgart zum Wendepunkt in der Firmengeschichte werden. Neben dem neuen Porsche Cayenne / Cayenne Hybrid und dem 911 GT3 R Hybrid gibt es am Genfer See ein weiteres Elektrospielzeug zu bestaunen: den Porsche 918 Spyder. Ein offener Straßenrenner, mit dem sich Porsche zur wahren Ökomarke am Lac Leman aufschwingt. Denn das grandiose Aussehen als Mischung aus dem Carrera GT und einem knackigen Boxster ist nur das eine. Unter dem knapp sitzenden Bikini-Blechkleid in CFK-Bauweise gibt es nicht nur Motorleistung ohne Grenzen, sondern auch einen hoch effizienten Hybridantrieb.

Regenerativ bremsen

Dass der Renner mit dem sexy Auftritt grandiose Fahrleistungen bietet und mehr als 320 km/h Spitze laufen soll, mag schon angesichts von Design und Familienabstammung nicht weiter überraschen. Er ist schließlich ein Porsche-Supersportler. Auf Basis des ausgelaufenen Rennwagens RS Spyder wurde das 3,4 Liter große V8-Triebwerk überarbeitet und leistet vor der Hinterachse liegend Dank Hochdrehzahlkonzept mehr als 500 PS.

Der Verbrenner bekommt jedoch tatkräftige Unterstützung aus der Elektro-Fachabteilung. Zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse leisten weitere 160 KW / 218 PS. Das soll je nach Betriebsart nicht nur einen Minimalverbrauch von bis zu drei Litern auf 100 Kilometern garantieren, sondern bei Bedarf die Nordschleife des Nürburgrings in weniger als 7:30 Minuten bezwingen. Als Kraftübertragung dient ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, über das wird zudem die Elektropower an die Hinterachse übertragen wird. Der vordere Elektroantrieb treibt die Räder über eine feste Übersetzung an. Die elektrische Energie wird in einem Lithium-Ionen-Akku hinter den beiden Schalensitzen gespeichert. Die nötige Zusatzenergie holt sich der knapp 1,5 Tonnen schwere 918 Spyder an der Elektro-Steckdose und durch ein regeneratives Bremssystem.

Zwischen Bestzeit und Ökomobil

Auch geschlossen eine Augenweide Foto: Porsche

Entweder Bestzeiten pulverisieren oder als Ökomobil durch die Innenstadt rollen – der Plug-In-Hybrid des 918ers soll es möglich machen. Über einen Knopf am Sportlenkrad lassen sich vier Betriebsmodi ansteuern. Im Elektromodus ist der offene Zweisitzer rein elektrisch unterwegs und kann so nahezu geräuschlos bis zu 25 Kilometer zurücklegen. Im Hybridmodus nutzt der Spyder je nach Fahrweise Elektro- und Verbrennungsmotoren, um einen möglichst günstigen Verbrauch zu realisieren.

Im Fahrprogramm "Sport Hybrid" geht es dynamischer zu. Zwar arbeiten die beiden Elektrotriebwerke und der V8-Verbrenner auch hier Hand in Hand, jedoch mit einem klaren Schwerpunkt auf entsprechend sportlichen Fahrleistungen. Der Vortrieb des Allradlers erfolgt durch den Einsatz eines aktiven Hinterachsdifferentials heckbetont. Wer auf der Nordschleife eine Zeit von deutlich unter acht Minuten angreifen will, sollte nicht nur über entsprechenden Streckenkenntnisse verfügen, sondern auch den Rennmodus am sehenswerten Steuer vorgewählt haben. Ähnlich wie beim KERS-System kann je nach Ladungszustand eine Boostfunktion gezündet werden, um die Konkurrenz zu pulverisieren.

Warten auf die Realität

Futuristisches Cockpit Foto: Porsche

Die einzelnen Betriebsmodi werden über das Lenkrad gesteuert. Ansonsten treffen im Cockpit Tradition und Moderne aufeinander. Auf der einen Seite sieht der Fahrer bekannte Runduhren für Drehzahl, Tempo und Energiemanagement; auf der anderen Seite könnte die Mittelkonsole mit ihrer berührungsempfindlichen Oberfläche auch aus einem Zukunftsstreifen stammen.

Je nach Betriebsart färben sich die Instrumente von grün bis dunkelrot und passen sich so dem Gedankengut des Piloten an. Bleibt abzuwarten, ob der Porsche 918 Spyder ein hybrider Traum bleibt oder jemals Realität für Straße und Rennstrecke wird.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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