Elektroauto selbst gebaut

Geschick benötigt

Elektroautos sind derzeit noch selten erhältlich und zudem recht teuer. Eine Alternative ist der Baukasten zum Eigenbau, der in den USA recht verbreitet ist. Ein wenig handwerkliches Geschick ist dabei aber unabdingbar.

Von Holger Holzer

Elektroautos sind in aller Munde, aber kaum zu bekommen. Trotz optimistischer Ankündigungen der Hersteller wird es noch einige Zeit dauern, bis jedermann die Öko-Autos beim Händler kaufen kann. Eine Alternative zum Warten ist der Eigenbau. Ein kleiner Ratgeber.

Baukästen für bestimmte Modelle

Billig ist der Elektroauto-Bau in Eigenregie nicht. Zu den Materialkosten für die E-Technik kommen noch die Kosten für das Fahrzeug. Und auch die für die Montage benötigte Zeit muss gerechnet werden. Am einfachsten gelingt der Umbau mit Komplett-Sätzen, mit denen sich aus konventionellen Autos Elektromobile bauen lassen. Im Angebot sind sowohl Universal-Baukästen als auch solche, die für bestimmte Modelle entwickelt wurden.

Die Kits enthalten in der Regel Motor, Akkus, Steuerungselektronik und sämtliche benötigte Kabel, Schräubchen und Halterungen. Einen Umbausatz für den Kleinstwagen Smart etwa hat die Bochumer Firma BEA-Tricks für 18.200 Euro im Programm. Ähnliche Angebote für den Zweisitzer gibt es bei E-Car Tech aus Heubach oder Turn-E aus München.

Ältere Autos besser geeignet

In den USA ist das Umbauen von Autos weiter verbreitet als hier; Anbieter wie Electro Automotive haben auch Sets für Fahrzeuge wie den VW Golf oder den Porsche 914 im Programm. Preiswerter und flexibler ist der komplett selbst vorgenommene Umbau. Prinzipiell sind fast alle Pkw auf E-Antrieb umrüstbar. Allerdings wird die Arbeit komplizierter, je mehr Elektronik das Basisauto an Bord hat. Wegfahrsperre, Traktionskontrolle und ESP müssen auch nach dem Umbau funktionieren - da sollten sich nur Vollprofis dran wagen.

Besser geeignet sind daher ältere Autos. Zudem ist dort die nach dem Umbau nötige TÜV-Freigabe bei Autos mit Erstzulassung vor 2002 deutlich billiger, denn bei neueren Autos muss der Prüfingenieur die sogenannte Elektromagnetische Verträglichkeits-Prüfung vornehmen, die rund 8000 Euro kosten kann. Ansonsten sind die Gebühren von Art des Umbaus und Prüforganisation abhängig; je nachdem werden zwischen 250 Euro und mehreren tausend Euro fällig.

Rund 10.000 Euro für Eigenbau

Wenn die für den Umbau benötigten Teile einzeln zusammengekauft werden müssen, macht das Mühe, ist in der Regel aber deutlich billiger als der Kauf von Komplettsets. Benötigt wird ein Motor, der je nach Leistung zwischen rund 2000 Euro und 6000 Euro kostet. Hinzu kommt ein Ladegerät für rund 1000 Euro bis 2000 Euro. Je nach benötigter Reichweite kostet die Batterie zwischen 1500 Euro und 3500 Euro.

Preiswert, aber weniger leistungsfähig sind Bleiakkus. Die elegantere, aber teurere Lösung sind Lithium-Phosphat-Eisen-Akkus. Des Weiteren fallen Kosten für Verkabelung, Montagematerial und Werkzeug an, so dass mit knapp 10.000 Euro kalkuliert werden sollte.

Identische Leiden

Ein billiger Spaß ist die Elektroauto-Umrüstung nicht. Zudem muss handwerkliches Geschick und Erfahrung beim Schrauben vorhanden sein. Wenn dann der TÜV das Ergebnis akzeptiert, kann man als Heimwerker aber immerhin die Automobilindustrie alt aussehen lassen.

Große Sprünge sind mit den selbstgebauten E-Autos aber nicht zu machen, denn sie leiden an den gleichen prinzipiellen Schwierigkeiten wie die Fahrzeuge der Industrie: Ihre Reichweite ist gering und schrumpft bei Kälte noch weiter; die Geschwindigkeit ist begrenzt und die Aufladung an der Steckdose dauert mehrere Stunden. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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