Elektro-Beats

Zukunft des Autos

Gegenwärtig arbeiten viele Hersteller mit Hochdruck an der Elektrifizierung des Antriebstranges. Aber, was für kleine Autos schon absehbar ist, könnte sich für Familienfahrzeuge noch eine Weile hinziehen.

Die Automobilindustrie ist «elektrisiert»: Kein Thema wird derzeit heftiger diskutiert als das Elektroauto. Zwar ist die Idee vom Fahren mit Strom nicht neu. Doch sind alle Projekte bislang an den Kosten und schlechten Akkus gescheitert. Fortschritte in der Batterietechnik und der wachsende Leidensdruck durch die steigenden Spritpreise könnten das Blatt nun wenden: Fast alle Hersteller kündigen Elektroautos an.

Nach 2010 neue Ära

Branchenexperten wie Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen läuten daher bereits das Ende des Verbrennungsmotors ein: «Nach dem Jahr 2010 beginnt eine neue Ära des Automobils.» 2025 würden alle neuen Autos von Elektromotoren angetrieben. Auf dem Weg dorthin wird es schon in wenigen Jahren zahlreiche Modelle mit E-Antrieb geben. So hat VW-Chef Martin Winterkorn für 2010 die erste Kleinserie batterieelektrischer Fahrzeuge angekündigt. Mercedes will den Smart laut Umwelt- und Forschungschef Herbert Kohler noch in dieser Modellgeneration mit Lithium-Ionen-Akkus aufrüsten. 2010 sollen die neuen Modelle auf die Straße kommen. Auch BMW hat Versuche mit mehreren hundert Elektro-Minis angekündigt.

Akkutausch statt aufladen

Elektrofahrzeuge in großen Stückzahlen planen die Konzernschwestern Renault und Nissan. Für ein Projekt in Israel wollen sie nach Angaben von Umweltchefin Alice de Brauer von 2011 an bis zu 30 000 Kleinwagen mit Batterieantrieb auflegen. Um die Reichweite zu erhöhen, planen sie eine innovative Service-Kette: «Statt den leeren Akku über mehrere Stunden zu laden, kann man ihn einfach an jeder Tankstelle gegen einen vollen austauschen.» Allerdings haben alle Stromer ein Problem: «Im Stadtverkehr und auf kurzen Strecken werden kleine Autos allein mit ihrer Batterie fahren können», sagt Renault-Entwickler Patrick-Henri Girard. «Doch für familientaugliche Fahrzeuge und große Distanzen wird der Fortschritt bei der Batterietechnik so schnell nicht reichen.»

Golf-Dieselhybrid in Kleinserie

Der Golf TwinDrive als Dieselhybrid Foto: VW

Als Brückenlösung gelten deshalb Fahrzeuge mit kombinierten Antrieben, die auch größere Distanzen im Elektromodus zurücklegen können. Dafür hat zum Beispiel VW den Golf «TwinDrive» vorgestellt, dessen 60 kW/82 PS starker Elektromotor mit einer Akkuladung rund 50 Kilometer schafft. Ist die Batterie leer, muss sie aufgeladen werden. Oder man fährt mit dem Dieselmotor, der weiterhin an Bord bleibt. Während VW vom Golf «TwinDrive» für 2010 nur eine Kleinserie von etwa 20 Fahrzeugen plant, will General Motors dann bereits mit der Produktion des Chevrolet Volt begonnen haben. Auch wenn der Volt den neuen Boom der Elektroautos ausgelöst hat, ist er kein reines Elektoauto: Denn viel mehr als 100 Kilometer Reichweite seien heute nicht darstellbar, so Projektchef Frank Weber. Deshalb hat der Volt einen kleinen Verbrennungsmotor, der Strom für 500 Kilometer erzeugt.

Imagevorteil gegenüber Ferrari

Der Trend zum Elektroauto hat neben den etablierten Herstellern auch eine Reihe neuer Anbieter auf die Straße gelockt. So spricht man plötzlich wieder über den norwegischen Kleinfahrzeughersteller Think, der mit einem batteriegetriebenen Zweisitzer die ersten Märkte in Europa beschicken will. In Hollywood gilt der mit mehr als 1000 Handy-Akkus bestückte Elektro-Roadster von Tesla manchen Glamourstars mehr als jeder Ferrari. Und in der Schweiz plant der ehemalige VW-Chefdesigner Murat Günak mit seiner Firma Mindset ein neu entwickeltes Elektroauto, das Vernunft und Vergnügen unter einen Hut bringen soll.

(dpa/gms)

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