Durchbruch in weiter Ferne

Elektroautos

Der Hype um Elektroautos ist auf der IAA ungebrochen. Allerdings wird der Verbrennungsmotor auch die nächsten automobilen Jahre bestimmen. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch sprach deshalb von Etikettenschwindel.

Das Elektroauto wird sich aus Sicht der deutschen Industrie auf absehbare Zeit nicht durchsetzen. Bei einer Veranstaltung mit den Entwicklungschefs der deutschen Hersteller sagte VW-Vorstandsmitglied Ulrich Hackenberg am Mittwoch auf der IAA in Frankfurt, der Verbrennungsmotor werde in den nächsten 15 bis 20 Jahren noch eine dominante Rolle spielen.

2020 Marktanteil von 1,5 Prozent

Neue Antriebstechnologien zählen zu den Schwerpunkten der diesjährigen Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA). Umweltschützer halten den Wirbel um das Elektroauto aber für völlig überzogen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warf der Autoindustrie sogar Etikettenschwindel in Sachen Klimaschutz vor.

Nach einer VW-Prognose erreichen reine Elektroautos im Jahr 2020 einen Marktanteil von nur 1,5 Prozent. Es gebe noch viele Probleme. Dazu zählten die Batterietechnologie, die Reichweite, der Preis und die Infrastruktur zum Aufladen der Batterien. Eine stärkere Zusammenarbeit der Hersteller bei der Technologie soll es vorerst aber nicht geben. Die Batterie sei ein «Wettbewerbsfaktor», sagte Hackenberg. Volkswagen will sein erstes Elektrofahrzeug 2013 auf den Markt bringen.

Warnung vor übertriebener Euphorie

Auch der Chef der Automobilsparte beim Zulieferer Bosch, Bernd Bohr, warnte vor übertriebener Euphorie: «Es wird noch zehn Jahre dauern, bis ein Elektrofahrzeug im Markt ist, das sich wirklich selber finanziert und bezahlbar ist.» Die Kosten der Batterie müssten noch auf ein Drittel reduzierten werden. Derzeit koste eine Batterie für rund 200 Kilometer Reichweite 8000 bis 12 000 Euro.

Aus Sicht von DHU-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sind Elektroautos derzeit ein reines Forschungsthema. «Wir werden noch viele Jahre brauchen, bis die Batterien bezahlbar sind und große Reichweite haben.» Bislang hätten die deutschen Hersteller nur «Placebo-Modelle» im Angebot - das heißt Studien und Kleinstserien für Elektroautos. Mit einem Aufpreis von 10.000 bis 26.000 Euro gegenüber gängigen Modellen seien die Wagen zu teuer. Im August seien in Deutschland nur vier Fahrzeuge mit Elektroantrieb zugelassen worden. Dagegen unternehme die Industrie zu wenig, um den Verbrauch klassischer Verbrennungsmotoren zu senken. «Die Industrie kann offensichtlich nur von Spitzen-Geschwindigkeiten reden.»

Kritik an deutschen Herstellern

Nach einer Umfrage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) sind 70 Prozent der Deutschen der Meinung, die Automobilbranche biete zu wenig klimafreundliche sparsame Autos an. «Fast 15 Prozent der Haushaltsausgaben gehen in die Mobilität. Da ist es kein Wunder, dass die Verbraucher genau auf den Spritverbrauch eines Autos achten», sagte vzbv-Vorstand Gerd Billen. Auch die Klimabelastung falle bei der Kaufentscheidung immer häufiger ins Gewicht. Darauf hätten die deutschen Hersteller bisher nicht ausreichend reagiert. «Die Autoindustrie hat lange Zeit versagt», betonte Billen.

Daimler-Vorstand Thomas Weber widersprach der Kritik, die deutsche Automobilindustrie habe das Thema Elektroautos und Umweltfreundlichkeit von Autos verschlafen. «Wir sind hellwach und haben riesige Fortschritte gemacht.» Die Hersteller seien «dramatisch» dabei vorangekommen, die Autos sauberer und sparsamer zu machen. Bei großen Fahrzeugen sei Hybrid die Schlüsseltechnologie, bei kleinen Autos Elektro.

Vernichtendes Fazit

Die Deutsche Umwelthilfe zog unterdessen ein vernichtendes Fazit der vergangenen IAA 2007 und sprach von der «Mär von der 'grünen' Automobilausstellung». Resch kritisierte: «Die Hersteller haben ihre Versprechen nicht eingehalten. Es fehlen grüne Fahrzeuge, die 2008 und 2009 eigentlich in Serie gehen sollten. (dpa)

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