Im Concept-Car Blue Zero lassen sich drei Modelle mit unterschiedlichen Elektroantrieben realisieren. Die Reichweiten der Fahrzeuge reichen dabei von 200 bis 600 Kilometer.
Von Frank Mertens
Eines ist auch für die Verantwortlichen von Daimler trotz des Hypes um Elektroautos ganz klar. Das Rückgrat der Mobilität bleibt noch für lange Jahre der Verbrennungsmotor. Es gilt, ihn mit Blick auf seine Verbrauchswerte weiter zu optimieren. Als bestes Beispiel in der aktuellen Modellpalette gilt dabei der Mercedes E 250 CDI BlueEfficency. Die Limousine kommt auf einen Verbrauch von 5,3 Litern auf 100 Kilometern. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 139 Gramm.
Drei Säulenmodell
Deshalb setzt der Stuttgarter Autobauer auf seinem Weg zu einer emissionsfreien Mobilität auf ein Drei-Säulenmodell. Dazu gehört neben der Optimierung der Verbrennungsmotoren eine weitere Effizienzsteigerung durch eine stärkere Hybridisierung bis hin zu einem zumindest lokal emissionsfreien Fahren mit der Brennstoffzelle oder einem reinen Elektrofahrzeug.
Nachdem in London bereits seit 2007 ein Pilotprojekt mit 100 Elektro-Smarts läuft, startet das Projekt Ende dieses Jahres auch in Berlin. Die Lithium-Ionen-Batterien, mit denen der Smart dann unterwegs sein werden, kommen vom us-amerikanischen Elektroautobauer Tesla, an dem Daimler mit zehn Prozent beteiligt ist.
Spätestens Anfang 2010 werden die Schwaben eine Kleinserie der Mercedes B-Klasse mit Brennstoffzelle an den Start schicken. Weltweit werden 200 Fahrzeuge unterwegs sein, um diese Technologie in einem großen Praxistest zu erproben. Das F-Cell genannte Fahrzeug verfügt über einen Elektromotor mit 136 PS Leistung, der gleich nach dem Start ein Drehmoment von 320 Newtonmetern zur Verfügung stellt.
Geräuschfreies Fahren
Beeindruckend an diesem Auto ist vor allem neben seinem satten Drehmoment das geräuschfreie Fahren. Wer den Zündschlüssel dreht, ist zunächst irritiert. Läuft der Motor überhaupt? Er läuft. Er läuft indes so leise, dass man es kaum wahrnehmen kann. Ein Unterschied zu einer herkömmlichen B-Klasse ist im F-Cell-Fahrzeug mit Blick auf die Fahrdynamik nicht feststellbar. Die Spitzengeschwindigkeit ist bei 170 Kilometer erreicht. Die Reichweite des 700-Bar-Wasserstoff-Drucktanks mit einem Fassungsvermögen von vier Kilo liegt bei 400 Kilometern. Ein Kilo Wasserstoff kostet derzeit neun Euro. Umgerechnet zu einem Dieselantrieb verbraucht die Mercedes B-Klasse gerade einmal 2,9 Liter auf 100 Kilometer.
Infrastruktur muss stimmen
Die Technologie des F-Cell ist weit fortgeschritten, wie die Testfahrten im Großraum Stuttgart zeigten. Woran es mangelt, ist indes die Infrastruktur. Ohne ausreichende Wasserstofftankstellen bleibt diese Technologie indes noch lange von einem Markteintritt entfernt.
Derzeit gibt es in Deutschland erst Wasserstofftankstellen in Berlin, Stuttgart, Frankfurt und München. Sollte die Infrastruktur stimmen, stände aus Sicht von Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber einem Marktstart für das F-Cell-Fahrzeug im Jahr 2015 nichts entgegen.
Referenzobjekt der Daimler-Forschung ist das Concept-Car BlueZero.
Es ist das Fahrzeug, mit dem sich aufgrund seiner Architektur, dem aus der A- und B-Klasse bekannten Sandwichboden, die unterschiedlichsten Antriebsarten verwirklichen lassen. Neben dem F-Cell-Konzept lässt sich mit BlueZero zudem das Konzept eines reinen Elektroautos (E-Cell) mit einer Reichweite von 200 Kilometern beziehungsweise das eines Elektroautos mit Verbrennungsmotor (E-Cell-Plus) mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometer umsetzen, davon 100 Kilometer rein elektrisch. Diese modulare Bauweise bietet dem Stuttgarter Autobauer die Option, Fahrzeuge mit alternativen Antrieben auch kosteneffizient anbieten zu können.