Diesel genauso teuer wie Benzin

Neue Preisrunde an Tankstellen

Die Zeiten niedriger Preis für Diesel sind endgültig vorbei. Im Schnitt müssen derzeit 1,52 Euro für einen Liter bezahlt werden.

Der Ölpreis hat am Mittwoch die psychologisch wichtige Marke von 130 Dollar durchbrochen. Der Anstieg des Ölpreises hat sich zugleich an den Tankstellen bemerkbar gemacht. Hier Diesel erstmals deutschlandweit so viel wie Benzin.

1,52 Euro für den Liter

Nach einer Preisrunde am Dienstag und Mittwoch kosteten im bundesweiten Durchschnitt alle Sorten an Markentankstellen rund 1,52 Euro je Liter, wie Sprecher der Mineralölwirtschaft in Hamburg und Bochum mitteilten. Ursache seien die hohen Preise für Diesel am europäischen Ölmarkt in Rotterdam. Dort kostete eine Tonne Benzin am Mittag 1088 Dollar, eine Tonne Diesel dagegen 1290 Dollar. Dieser Preisunterschied habe den steuerlichen Vorteil von Diesel von rund 22 Cent je Liter aufgezehrt. Diesel hat damit abermals ein Rekordniveau erreicht und sich allein seit Mitte März um mehr als 15 Cent je Liter verteuert.

Bereits im vergangenen Dezember hatte der Dieselpreis in einigen Regionen den Benzinpreis überflügelt, doch war der Grund damals ein kurzfristiger Preiskampf beim Benzin. «Jetzt haben wir den Eindruck, dass sich diese Tendenz verfestigt», sagte Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Hamburg. Ursache sei die steigende Nachfrage nach Diesel auf den Weltmärkten. So kauft China nach Aussagen von Experten offenbar vor den Olympischen Spielen große Mengen des Treibstoffs, auch die steigende Zahl von Diesel-Aggregaten zur Stromerzeugung in Afrika, Südamerika und Asien trage zur Erhöhung der weltweiten Nachfrage bei.

Knappes Erdöl

Das zur Herstellung von Diesel benötigte Erdöl wird nach Einschätzung von Energie-Experten schon in den kommenden Jahren knapp. Die Ölförderung habe ihr Maximum bereits überschritten, die Nachfrage steige aber weiter, heißt es in einer Studie der Energy Watch Group. Bis 2030 könnte die weltweite Ölförderung auf die Hälfte zurückgehen. Die Expertengruppe der Ludwig-Bölkow-Stiftung stellt sich damit gegen die vorherrschende Meinung, dass kein Mangel auf den Ölmärkten zu erwarten sei.

Auch der MWV betonte, die wirtschaftlich förderbaren Ölreserven seien mit 181 Milliarden Tonnen so hoch wie noch nie. «Berechnungen zum nahenden Ende der Ölreserven gibt es seit Jahrzehnten», sagte der Hauptgeschäftsführer Klaus Picard in Hamburg. «Wären sie richtig gewesen, wäre uns das Öl längst ausgegangen.» Die Endzeit-Szenarien ließen außer Acht, dass der technologische Fortschritt die Reichweite der Ölreserven um viele Jahrzehnte verlängern werde.

Vier Faktoren gelten als Hauptgrund für den starken Anstieg: Zum einen die Sorge vor einer weiter steigenden Nachfrage nach Rohöl auf den Weltmärkten und daraus möglicherweise entstehenden Versorgungsengpässen. Zum anderen die Haltung des mächtigen OPEC- Kartells, das seine Fördermengen vorerst nicht erhöhen will. Hinzu kommt der schwache Dollar. Aber auch Spekulationen treiben die Preise nach oben. Seit Jahresanfang ist der Ölpreis um rund ein Viertel gestiegen, binnen eines Jahres hat er sich in etwa verdoppelt. Entspannen dürfte sich die Lage kaum: Analysten gehen von weiter steigenden Preisen aus, die Experten der Investment-Bank Goldman Sachs erwarten sogar einen Zuwachs auf bis zu 200 Dollar in den nächsten zwei Jahren. (dpa)

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