Die gelben Taxis werden grün

New York

Immer mehr Taxifahrer in New York steigen auf Hybridmodelle um. Hohe Kosten und eine zu kurze Garantiezeit verhindern einen größeren Erfolg.

Von Stefan Grundhoff

Es ist wieder einiges los an der BP-Tankstelle im New Yorker Distrikt Tribeca. Dutzende von Taxis stehen Schlange und warten auf eine Tankfüllung. Doch einige kommen immer seltener. Grund: Immer mehr sind mit sparsamer Hybridtechnik unterwegs.

14.000 Yelow Cabs unterwegs

Die gelben Taxis gehören zu New York wie der Central Park, das Empire State Building oder die Park Avenue. Rund 14.000 Fahrzeuge halten Big Apple am Leben. Tag und Nacht bevölkern sie die unzähligen Straßenschluchten einer Weltstadt, die niemals schläft. Allein auf der Insel Manhattan leben rund sechs Millionen Einwohner. Und gerade südlich von Harlem bewegen sich viele New Yorker ausschließlich mit den gelben Ameisen fort.

Doch wer ein paar Minuten auf die Straßen schaut, merkt schnell, dass sich etwas geändert hat. Die Übermacht des klassischen Taximodells Ford Crown Vicoria gerät aufgrund neuer Emissions-Vorschriften zunehmend ins Wanken - die großen Limousinen mit ihren V8-Motoren verbrauchen einfach zu viel Kraftstoff. Immer mehr Betreiber setzen daher auf Hybridtechnik. In den nächsten Jahren sollen die alten Ford Crown Victorias völlig von den Straßen New Yorks verschwinden und von Hybridmodellen wie der Ford Escape oder dem Toyota Camry ersetzt werden.

80 Millionen Benzin weniger im Jahr

Der Altima wird gern gewählt Foto: Nissan

Ein Indiz für die beginnende Änderung sind die Kunden der Taxi-Tankstelle im Szene-Viertel Tribeca. "Es werden immer mehr Hybridautos. Das merkt man auch beim Tanken", erzählt Tankwart George. Schaffen die über fünf Meter langen Crown Victorias mit einer Gallone (3,8 Liter) im zähen New Yorker Berufsverkehr zumeist gerade einmal 12 bis 14 Meilen, so sollen es mit den Teilzeit-Elektromobilen zukünftig 25 bis 30 Meilen sein. "Wir gehen davon aus, dass die neuen Standards pro Jahr über 80 Millionen Liter Benzin sparen", so der Chef der Taxi and Limousine Comission (TLC), Matthew Daus.

Gab es in den Taxiflotten anfangs nur einzelne Hybridmodelle, so wächst die Zahl von Monat zu Monat. Der Toyota Prius erfreut sich den Fuhrunternehmern dabei allerdings keiner allzu großen Beliebtheit. "Zu schlecht verarbeitet", "nicht robust genug" und "ein zu schlechtes Fahrwerk für die Straßen von New York" hört man immer wieder, wenn man bei den bevorzugt aus Pakistan stämmigen Taxifahrern nachfragt.

Kurze Garantiezeit

Der Prius ist bei Taxifahrern nicht so beliebt Foto: Toyota

Daher hat Toyota seine Hybridflotte in New York auf andere Modelle ausgeweitet. Deutlich beliebter sind der SUV Toyota Highlander im Format einer Mercedes M-Klasse und der Toyota Camry. Beliebtestes Hybridmodell ist derzeit jedoch der Ford Escape und zunehmend die Mittelklasselimousine Nissan Altima. Doch so sparsam die neuen Taxis auch sind, zwei Probleme bleiben: Hersteller wie Ford, Toyota oder Nissan übernehmen für den Akku im Hybridfahrzeug nur eine Garantie von zwölf Monaten.

Pro Jahr legen die Taxis rund 100.000 Meilen zurück. "Nach dieser Zeit sind rund 6000 Dollar für einen neuen Akku fällig", erzählt Mohammad Iqbal zerknirscht. Das sind in einem Taxileben 25.000 bis 30.000 Dollar zusätzliche Kosten. Zudem sind die Hybridtaxis bereits deutlich teurer als die Crown Victorias. Ein Ford Crown Victoria kostet als Taxi rund 27.000 Dollar, ein Ford Escape Hybrid dagegen mindestens 35.000 Dollar. Das größte Problem sind jedoch die Reparaturkosten. "Günstiger als die alten Crown Vics ist keiner", rückt Taxifahrer Wronge seine Kappe zurecht, "die können an jeder Ecke repariert werden - auch mit gebrauchten Teilen."

Hybridisierung bei der Polizei

Auch die Polizei von New York hat mittlerweile ihr Herz für die Hybridtechnik entdeckt. Schließlich will man nach dem Vorgaben von Bürgermeister Bloomberg mit gutem Beispiel vorangehen. Bisher waren die Ordnungsbehörden zwischen Financial District, Queens, Upper West Side und George-Washington-Bridge zumeist mit dem Crown Victoria von Ford oder dem Chevrolet Impala unterwegs.

Viele Fahrzeuge werden derzeit gegen Nissan Altima Hybrid-Modelle ausgetauscht. Während diese Fahrzeuge überwiegend im Streifendienst unterwegs sind, stellt auch die New Yorker Verkehrspolizei um. Bereits seit vielen Jahren wird der ruhende Verkehr von einer Armee benzingetriebener Dreiräder überwacht. (mid)

Vorheriger ArtikelStrategische Kooperation vereinbart
Nächster ArtikelVon Viktoria bis zum Fetzenflieger
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden