«Autofahrer zahlen die Zeche»

VCD-Umweltliste

Der Verkehrsclub Deutschland hat trotz einer erfreulichen Entwicklung die Politik deutscher Autohersteller bemängelt. Das fehlende Tempo bei der Entwicklung neuer Technologien schade der Gesellschaft, sagte Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand.

Von Thomas Flehmer

Es wurde die erwartete Abreibung für die deutsche Automobilindustrie. Wie jedes Jahr, wenn der Verkehrsclub Deutschland (VCD) die neue Umweltliste präsentiert, müssen sich die Hersteller von VW, Mercedes oder BMW zum Teil massive Kritik anhören. «Wir sehen zwar eine erfreuliche Entwicklung», sagte Hermann-Josef Vogt vom VCD-Vorstand, «doch den deutschen Herstellern fehlt immer noch die Breite. Es geht viel zu langsam voran.»

Langweilige Klagelieder

Besonders der Hinweis auf die großen Investitionssummen für die alternativen Antriebe stieß sauer auf. «Wir haben das Gejammer der Autoindustrie satt, die immer mit den gleichen Klageliedern langweilt», so Vogt. Während die Automanager beschwören, dass die Entwicklung zu Lasten der Arbeitsplätze gehe, kritisierte Vogt, dass das langsame Tempo der Autoindustrie zu Lasten der Gesellschaft gehe.

Deutlich wurde der verkehrspolitische Sprecher des VCD, Gerd Lottsiepen. «Das Klima und die Industrie zahlen die Zeche, wenn die technischen Maßnahmen nicht greifen.» Durch einen verminderten Verbrauch der neuen Autos könne der Autofahrer je nach Modell bis zu 400 Euro pro Jahr einsparen. Und dieser Betrag könne sich noch steigern, wenn der Ölpreis immer weiter steige.

Feuchte Teppiche in Brüssel

Darum ärgern sich die Umweltschützer vor allem darüber, dass die deutschen Hersteller gemeinsam mit der Bundesregierung in Brüssel die CO2-Grenzwerte aushebeln wollen. «Bei der Autoindustrie wird viel geweint. Als wir letztens in Brüssel waren, warnte uns ein EU-Abgeordneter vor den noch feuchten Teppichen», so Lottsiepen.

Dabei sei der CO2-Wert das höchste Gut, dass die automobile Zukunft bestimmen werde. Dass die deutschen Hersteller mit der Flotte großer Autos diese Werte nicht erreichen können, ist klar. Unterstützung kommt durch den Verband der Automobilindustrie (VDA). So merkte VDA-Umweltgeschäftsführer Thomas Schlick an, dass in der Umweltliste teilweise Nischenfahrzeuge an der Spitze ständen. Mit diesen allein könne der CO2-Ausstoß im Straßenverkehr nicht gesenkt werden.

Zeit gewinnen

Mit dieser Aussage hat Schlick natürlich recht. Doch zieht das nach sich, dass die derzeitigen Nischenautos die Technik der Zukunft stellen, die in der Flotte der deutschen Vertreter noch nicht auftauchen. Darum wird in Brüssel auch hart um eine Verschiebung der Grenzwerte gekämpft, um Zeit zu gewinnen und etwaige Strafen zu vermeiden. «Der VDA und Bundeskanzlerin Angela Merkel treten bei Innovationen immer noch auf die Bremse», sagt Vogt.

Dass die deutschen Autohersteller beim Umweltengagement gleich mit BMW/Mini, Daimler/Smart und Volkswagen unter den Top Five vertreten sind, ist für Lottsiepen dabei kein Widerspruch. «Die deutschen Hersteller produzieren relativ sauber und haben eine transparente Umweltkommunikation.»

Versagen des Managements

Ein wenig Hoffnung keimt deshalb bei Lottsiepen auf, dass auch die Fahrzeuge sauberer werden. «Dass es anders geht, haben VW und Audi doch schon mal mit dem Drei-Liter-Auto bewiesen», sagt Lottsiepen, «das Versagen damals lag eher am Management.»

Darum lobt der Sprecher auch die Bemühungen von VW und BMW, die die Verbrauchswerte beim Golf und der 3er-Reihe stark senken konnten. Und natürlich hofft er auf weitere «saubere Erfolge» für die nächste Umweltliste: «Ich hoffe, dass im kommenden Jahr die deutschen Autos bei der Umweltliste dazwischenfunken.»

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