Wie vor drei Jahren: Die geplante Einführung des E10-Kraftstoffes gerät durch Politiker und Verbände zum Debakel. Wo aber bleibt der mündige Autofahrer?
Die Einführung des Biosprits E10 steht in Deutschland unter keinem guten Stern. Bereits 2009 sollte der Kraftstoff noch vor allen anderen EU-Ländern eingeführt werden, um zu zeigen, dass Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnehme. Das Vorhaben sollte schnell umgesetzt werden, wurde mangelhaft vorbereitet und scheiterte grandios. Doch daraus wurde wegen mangelhafter Vorbereitung nichts. Anfang dieses Jahres sollte es endlich soweit sein – aber über die Startphase ist man auch diesmal nicht hinausgekommen. Der Grund auch heute: mangelhafte Vorbereitung.
Spiegelbild der Gesellschaft
Jetzt, wo es zu spät ist, sucht jeder die Schuld beim Anderen. Ein Benzingipfel am kommenden Dienstag soll nun für Klarheit sorgen, die schon im Vorfeld der Einführung hätten geklärt werden müssen. Da dies nicht passiert ist, standen dieser Wochen Tausende Autofahrer ratlos vor den Zapfsäulen und haben statt E10 den teureren Superkraftstoff getankt. Bis mindestens Dienstag bleibt der Autofahrer verunsichert und zahlt die Zeche. Doch auch bei den 70 Prozent derjenigen, die den neuen Sprit hätten tanken können, liegt ein hohes Maß an Schuld. Anstatt sich darüber aufzuregen, hohe Preise zahlen zu müssen, hätte ein Blick ins Internet genügt, um sich zu informieren.
Das E10-Debakel ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die aktuell politischen Entscheider haben aus den Fehlern ihrer Vorgänger nichts gelernt. Die Kommunikation mit den zuständigen und ausführenden Organen scheint nachhaltig gestört oder findet überhaupt erst dann statt, wenn es zu spät ist. Und der Bürger – bei so einem hohen Prozentsatz der ablehnenden Autofahrern kann man schon von einer repräsentativen Gruppe sprechen - sonnt sich unmündig in seinem Unwissen und ist zu bequem, per Eigeninitiative den ein oder anderen Euro einzusparen. So muss man feststellen, dass nicht nur die Einführung des E10 unter keinem guten Stern steht.
Thomas Flehmer