Aerodynamik: Wenig Möglichkeiten für Reifenhersteller

Kampf um guten Cw-Wert

Auch die Reifenhersteller haben die Aerodynamik im Blick. Zwar seien die Möglichkeiten begrenzt, aber „viele Werte hinter dem Komma ergeben in der Summe einen Wert vor dem Komma“, sagte Wolfgang Schiwietz von Yokohama der Autogazette.

Auch die Reifenherstellern kämpfen um eine bessere Aerodynamik. Doch die Möglichkeiten zur Verringerung des Luftwiderstandes sind bei den Pneus begrenzt. "Es zählt das Gesamtpaket im Reifen mit den unterschiedlichen Maßnahmen", sagte Wolfgang Schiwietz, Manager Technik Tuning bei Yokohama der Autogazette.

Selbst die Schrift auf dem Reifen sorgt für Verwirbelungen

Auf gerade mal drei Ansatzpunkte werden die sinnvollen Verbesserungen eingeteilt. "Zum einen entstehen Verwirbelungen durch eine offene Profilstruktur an der Reifenschulter, sprich wenn die Profilrillen bis in die Außenschulter gehen und auch hier noch sehr tief sind. Hier versuchen wir mittlerweile eine möglichst geschlossene Außenschulter zu realisieren um die Verwirbelungen zu minimieren", sagt Michael Fett, Produktmanager Dunlop bei Goodyear Dunlop.

Interessant ist der Aspekt, dass selbst die Beschriftung auf der Seitenwand des Reifens zu Verwirbelungen führt. "Hier sind wir mittlerweile bei einem Großteil unserer Reifen, sogar Winterreifen, zu einer negativen Prägung der Seitenwandbeschriftung übergegangen", so Fett weiter, "der dritte Punkt ist das Felgenhorn, also der Übergang zwischen Reifen und Felge. Hier kann man durch eine spezielle Form des Reifens diese Lücke abdecken und somit die Luft besser darüber hinweg strömen lassen."

Einsparpotenzial wie beim Außenspiegel

Die begrenzte Form der Verminderung beziffert der Produktmanager auf gut vier Prozent Einsparpotenzial beim Cw-Wert. "Das entspricht etwa dem Effekt, wenn man einen Außenspiegel entfernen würde." Auch Schiwietz ist sich dessen bewusst. "Alles zusammen addiert ergibt es eine Kraftstoffersparnis. Viele Werte hinter dem Komma ergeben in der Summe einen Wert vor dem Komma."

Zudem sehen sich die Reifenhersteller beim Thema Aerodynamik bereits an einer Grenze angekommen. "Weitere Verbesserungen sehen wir dann eher im Bereich der anderen Reifenformate. Dieser Trend zeigt sich ja bei Elektrofahrzeugen, bei denen schmale Reifen mit großem Umfang verbaut werden", sagt Fett und wird durch Schiwietz ergänzt. "Bei den Breitreifen mit einer großen Laufflächenbreite sind Maßnahmen kontraproduktiv."

Aerodynamikerkenntnisse mittlerweile als Standard verbaut

Weitere Einsparmöglichkeiten wären zwar weiterhin gegeben, doch würde dann die Reifenstruktur verändert werden müssen. Doch würde eine Modifikation der so genannten Karkassgeometrie verschiedene Leistungskriterien der jeweiligen Pneus verändern und sich so negativ auf das von den Autoherstellern entwickelte Lastenheft negativ auswirken, so dass der jeweilige Reifen dann keine Freigabe erhalten würde.

So wird das Thema Aerodynamik bei den Reifenherstellern auch weiterhin nur eine untergeordnete Rolle spielen. Bei Dunlop, die seit mehr als zehn Jahren aerodynamisch optimierte Reifen produzieren, die in der Anfangsphase gemeinsam mit den Herstellern entwickelt wurden, setzt man deshalb laut dem Produktmanager Fett auf den Faktor Erfahrung. "Mittlerweise sind diese Erkenntnisse in vielen Produkten bereits als Standard verbaut." (AG/TF)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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