Dudenhöffer: Dem Elektroauto läuft die Zeit davon

Eine Million E-Autos bis 2020

Dudenhöffer: Dem Elektroauto läuft die Zeit davon
Eine Ladestation für ein Elektroauto. © dpa

Die E-Mobilität kommt nicht in Schwung. Dennoch hält die Regierung am Ziel von einer Million E-Autos fest. Das sei möglich, aber nur unter günstigen Voraussetzungen, so das Fraunhofer Institut. Andere Experten sind pessimistischer.

Das politische Ziel von einer Million Elektroautos in Deutschland bis zum Jahr 2020 kann laut Experten ohne staatliche Subventionen nur unter günstigen Bedingungen erreicht werden. Die Szenarien für Wagen mit steckdosentauglichem E-Antrieb bewegten sich zwischen 150 000 und gut einer Million, sagte Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) am Freitag in Hannover auf einem Kongress des Automobilverbands VDA.

Nach dem Willen der Bundesregierung sollen zwischen Alpen und Küste spätestens 2020 rund eine Million Elektrofahrzeuge im Fahrzeugbestand sein. Dabei gezählt werden nicht nur rein batteriebetriebene Wagen, sondern auch Hybridformen, die Verbrennungsmotoren mit E-Antrieben kombinieren und wie reine Stromer an der Steckdose aufladbar sind.

Regierung zeigt sich optimistisch

Berlin hatte sich stets zuversichtlich gezeigt und das Millionen-Ziel allenfalls als "ambitioniert" bezeichnet, nicht aber als womöglich zu hoch gesteckt. Erst Ende Februar sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Katherina Reiche (CDU), bei einem Kongress in Hannover: "Ich bin sehr optimistisch, dass dieses Ziel erreicht werden kann."

Aus Sicht der Wissenschaft tauchen nun aber deutliche Fragezeichen auf. Das ISI hat im Auftrag der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) den möglichen Hochlauf der E-Mobilität vorausberechnet. Experte Wietschel sagte zwar: "Die Million ist möglich." Doch Unsicherheiten erschwerten derzeit noch eine konkretere Vorhersage.

Die Fraunhofer-Forscher machen drei Kernaussagen. Zunächst einmal sei nur sicher, dass vieles noch unsicher sei. Die Studie untersucht diverse Faktoren, die eine wesentliche Rolle spielen. Dazu gehören die Preisentwicklungen bei Batterien, beim Rohöl - daran hängen die Kosten an der Tankstelle - und natürlich die Strompreisentwicklung. Allein dieses Bündel lasse rechnerisch einen breiten Korridor zu.

Deutschland angeschlagen

Neben den wichtigen Flottenkunden entscheiden Privatnutzer erheblich mit bei dem Millionen-Ziel. Sie müssten bereit sein, die höheren Anschaffungskosten der heute noch teuren E-Fahrzeuge zu schultern. Wietschel: "Der Einfluss der Mehrpreisbereitschaft ist groß." Daneben, so ergeben Umfragen, ist die Reichweite der heutigen E-Autos schlicht zu gering.

Doch unabhängig von diesen Aussagen halten viele Experten das Ziel von einer Million E-Autos für unrealistisch. „Dem Elektroauto läuft in Deutschland die Zeit davon“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer aktuellen Studie. „So wurden im Jahr 2013 in Deutschland nur 6.379 Pkw als Elektroautos neu zugelassen während es etwa in Frankreich 8.779 waren und in Norwegen 8.225“, so Dudenhöffer, der die fehlender Unterstützung seitens der Politik kritisiert. „Reagiert die Politik jetzt nicht schnell, wird es sehr schwer sein, das Elektroauto in die Zukunft zu bringen“, so der Wissenschaftler. „Es scheint, dem Elektroauto geht der Strom aus.“ (AG/dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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