Ducati Diavel: Italienisches Teufelswerk

Umfassende Überarbeitung

Ducati Diavel: Italienisches Teufelswerk
Die Ducati Diavel wurde überarbeitet. © Ducati

Ducati hat der Diavel eine umfassende Überarbeitung verpasst. Was dabei herausgekommen ist, zeigt unser Fahrbericht mit dem Teufelswerk aus italienischer Produktion.

Von Ulf Böhringer

Als sie vor drei Jahren erstmals auf der Straße fuhr, erregte sie ungeheures Aufsehen: Die aus Bologna stammende Ducati Diavel wirkt auf ihre Art völlig neu und anders. Ein fetter und gleichzeitig leichter Cruiser mit handfesten Sportler-Genen, zielgenau entwickelt für italophile Menschen mit ausgeprägt extrovertiertem Wesen. Ein Teufelsding, das seinem Namen (Diavel steht im Bologneser Dialekt für Teufel) Ehre macht.

Über 160 PS stark, mit feiner Technik ausgerüstet und doch zugleich von teils ungehobeltem Wesen. Nahezu 20.000 Männer – die Diavel ist, sorry, nun wirklich nix für Frauen – fühlten sich bisher angesprochen, vorzugsweise in Amerika, aber auch in Frankreich, Italien und Deutschland. Jetzt hat Ducati seinem Teufelswerk eine technische und optische Überarbeitung angedeihen lassen. Präsentiert wurde die Diavel II in Monte Carlo, wo sie trotz hoher Dichte an Bentleys, Maseratis und Lamborghinis nicht wenig Aufsehen erregte.

Neue Diavel gibt sich umgänglicher

War die erste Auflage der Diavel noch ein wirklich brutales Teil, mit dem umzugehen eine strenge Hand unerlässlich war, so gibt sich die jetzt vorgestellte Diavel II wesentlich umgänglicher: Sie ist wahrnehmbar verfeinert worden, ihr Motor läuft geschmeidiger und die deutlich hübscher gestaltete Auspuffanlage tönt auch weniger prollig. Nach wie vor eine Macht ist ihr 1.200 Kubikzentimeter großer Zweizylinder-Motor, der nun mit Doppelzündung und einer weiterentwickelten Motorsteuerung ausgerüstet ist und seine maximal 119 kW/162 PS deshalb geschmeidiger entfaltet: Schon ab 2.000 Umdrehungen gibt er in den unteren Gängen verwertbare Kraft ab, wodurch sich die Diavel trotz weiterhin kerniger Kupplung komfortabler und mit weniger Nervenaufwand durch dichten Verkehr manövrieren lässt.

Insbesondere gilt dies, wenn der Fahrer das nützliche, leicht einstellbare „Urban“-Mapping wählt; es reduziert die Maximalleistung auf für die Stadt noch immer üppige 74 kW/100 PS, wichtiger ist jedoch die geschmeidigere Umsetzung der Gasbefehle. Auch agiert die dynamische Traktionskontrolle dabei höchst vorsichtig. Die Alternativen heißen „Touring“ und „Sport“; in beiden steht die volle Kraft von 162 Pferden zur Verfügung, doch unterscheiden sie sich in der Art der Gasannahme. Zudem greift die dynamische Traktionskontrolle im Sportprogramm etwas später regelnd ein. Die enormen Kraftreserven des Motors machen es selbst bei forcierter Fahrt nur selten nötig, das obere Drehzahldrittel (jenseits der 7.000 Umdrehungen) aufzusuchen; meist hält man sich im Mittelbereich auf, in dem Druck für so gut wie alle Lebenslagen zur Verfügung steht.

Einige Änderungen am Design

Ducati Diavel
Die Ducati Diavel hat 162 PS Ducati

Obwohl nach wie vor auf den ersten Blick als Diavel erkennbar, gibt es an der Neuen doch einige Design-Veränderungen. Gut gelungen ist die kürzer bauende und kompakter gestaltete Auspuffanlage, die nun den Blick besser auf das schöne Hinterrad freigibt, das von einer Einarmschwinge geführt wird. Dass der neue Schalldämpfer zudem nicht mehr gar so krawallig agiert, schadet der Diavel nicht. Verändert zeigt sich auch die Front mit einem anfangs gewöhnungsbedürftig erscheinenden gestylten Voll-LED-Scheinwerfer; brennt das Licht, erscheint das Hightech-Teil aber gleich wesentlich gefälliger. Die Lichtausbeute ist ohnehin eine feine Sache, der Aufmerksamkeitswert hoch. Aufgehübscht wurden zudem die seitlichen Kühlerverkleidungen.

Knochiges Sechsganggetriebe

Erstaunlich ist auch bei der Diavel-Neuauflage, dass sich dieses lange Motorrad mit seiner Cruiser-Attitüde bei Bedarf enorm aktiv fahren lässt und dass selbst brachiales Vorwärtsstürmen relativ leicht von der Hand geht. Der linke Fuß sollte freilich stets gut in Form sein, denn das Sechsganggetriebe gehört zur knochigen Sorte. Dafür ist die Schräglagenfreiheit bedeutsam groß, so dass zügiges Umrunden von Kurven viel Freude macht – mit der Einschränkung, dass der Asphalt möglichst von feiner Beschaffenheit sein sollte.

Ducati Diavel
Die Diavel hat ein knochiges Getriebe Ducati

Denn einerseits ist die Federung nicht die komfortabelste und andererseits mag der extrem breite 240er Hinterreifen unebenes Geläuf ganz und gar nicht. Da ist dann – noch mehr als ohnehin – ein nicht nur kräftiger, sondern auch erfahrener Mann am Lenker gefragt. Perfekt agiert die mächtig dimensionierte, bei Bedarf von einem fein regelnden ABS unterstützte Dreischeiben-Bremsanlage. Angesichts der Premium-Attitüde von Ducati erstaunt jedoch, dass die Diavel keinen selbstrückstellenden Blinker aufweist.

17.490 Euro ruft Ducati für die Diavel in Grundausstattung mit komplett geschwärztem Erscheinungsbild auf. Ein böses Teil, dem man den Leibhaftigen auf Anhieb abnimmt. Sensiblere Naturen fühlen sich möglicherweise von der dezenter wirkenden Karbon-Version mehr angesprochen, die es wahlweise in schwarz-weiß oder schwarz rot mit auffällig lackierten Rahmenteilen gibt. Doch dann geht’s richtig ans Eingemachte: 20.990 Euro sind viel Geld für ein paar zusätzliche Karbonteile und die, zugegeben, nochmals schöner gestalteten Schmiederäder statt der Alu-Gussräder der Basisversion, die zudem fünf Kilogramm schwerer sind. Andererseits: Wer vor dieser Wahl steht, gehört ohnehin nicht zu den wirklich Bedauernswerten in unserem Land. Soll er sich ruhig ein wenig quälen mit der Entscheidung... (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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