Ducati Diavel: Ein richtiger Hingucker

Kraftvoller V2-Motor

Ducati Diavel: Ein richtiger Hingucker
Die Ducati Diavel ist ein Hingucker. © Ducati

Dieses Motorrad ist ein Statement. Wer sich für eine Ducati Diavel entscheidet, der will sich nicht in vornehmer Zurückhaltung üben, der will zeigen, was er hat. Und bei dem Italo-Bike ist das eine Menge.

Martin Häußermann

Dieses Motorrad taugt nicht für Menschen, die sich gern in vornehmer Zurückhaltung üben. Optisch wie akustisch ist die Ducati Diavel ein Statement, das schon im Stand kraftvoll und schnell wirkt. Und es würde keinen wundern, wenn sich statt eines normalen Motorradfahrers ein Mensch im Fledermauskostüm in den Sattel schwingen würde. "Sieht aus wie das Motorrad von Batman", meint denn auch eine Kollegin.

Und sie klingt auch so. Der V2 der Ducati Diavel ballert los, kaum ist der Startknopf gedrückt. Die tiefe Melodie aus den beiden Endschalldämpfern zaubert Fahrer und Beobachter ein breites Grinsen ins Gesicht. So muss sich ein Motorrad anhören. Dazu kann übrigens der Schlüssel in der Tasche des Fahrers bleiben. Sehr praktisch. Kein Gefummel mehr mit dem Lenkschloss, das sich elektrisch ver- und entriegeln lässt, kein Schlüsselanhänger, der im Fahrtwind flattert. Die Fahrzeugelektronik wird über einen kleinen Sender im Schlüssel aktiviert.

Ducati mit abstellbarem ABS

Die Elektronik bietet nicht nur ein Plus an Komfort, sondern auch ein Plus an Sicherheit. Dazu gehört ein ABS-System, das sich auf Wunsch auch abstellen lässt sowie ein System, dass das Mapping des Motors, also seine Leistungsentfaltung, und die Traktionskontrolle regelt. Drei Modi stehen zur Auswahl: Urban, Touring und Sport. Bei Urban, gleichbedeutend für Stadtverkehr, wird die Leistung des Motors auf 105 PS heruntergeregelt und die Traktionskontrolle regelt sehr früh.

Das Heck der Ducati Diavel Ducati

Mithin eignet sich dieser Modus vorzugsweise für nasse oder herbstglatte Straßen. Im Sportmodus wiederum regelt die Traktionskontrolle sehr spät und der Motor hängt aggressiv am Gas. Was den Schreiber dieser Zeilen dazu veranlasst hat, beides einmal kurz auszuprobieren, um dann die verbleibenden 800 Testkilometer im Touringmodus zu fahren. Auch hier mobilisiert das 1198 Kubik große "Testastretta II" genannte Aggregat, das ursprünglich für die hauseigenen Superbikes entwickelt wurde, die maximal möglichen 153 Pferde, die Leistungsabgabe ist dabei aber ausgesprochen harmonisch.

Knackige Überholmanöver

Wobei harmonisch nicht langweilig oder gar lahm bedeutet. Die Duc geht ab rund 3000 Touren vorwärts wie Pfeil und dreht putzmunter bis über 8000/min hoch. Ihre Freude darüber trompetet sie freudig aus den Endrohren heraus. Mit Rücksicht auf weniger motorradbegeisterte Menschen sollten solche Drehzahlorgien deutlich außerhalb geschlossener Ortschaften stattfinden. Aber im Grunde sind sie auch nicht wirklich nötig, schließlich stehen ab 2800/min fast drei Viertel des maximalen Drehmoments von 122 Nm zur Verfügung. Das macht gelassen und ermöglicht im Rahmen der Straßenverkehrsordnung natürlich kurze, knackige Überholmanöver, die aber mit Hilfe der perfekt dosierbaren, im Notfall brachial zubeißenden Bremsen auch sofort abgebrochen werden können.

Halt findet der Fahrer in jedem Fall in der tief ausgeformten Sitzmulde, er sitzt buchstäblich im Motorrad und findet auch dank des Superbike-ähnlichen Lenkers eine kompakte, keineswegs unbequeme Sitzposition. Weder Arme noch Rücken schmerzten nach der 400 Kilometer langen Überführungsfahrt von Köln nach Stuttgart, die in weiten Teilen über die Autobahn führte. Lediglich der verlängerte Rücken war überstrapaziert, was der Kombination aus straffer Polsterung und sportlicher Fahrwerksabstimmung zuzuschreiben ist. Ein kleines Manko im Alltag ist die Tatsache, dass Gepäcktransport auf der Diavel nicht vorgesehen ist.

Gelunges Fahrwerk der Ducati

Mit der Ducati in die Kurve Ducati

Das gelungene Fahrwerk findet in den speziell für die Diavel entwickelten Pirelli Diablo Rosso II kongeniale Partner . Trotz oder sogar wegen des breiten 240er-Schlappens auf dem Hinterrad lässt sich der gedrungene Vierteltonner wendig wie ein Rennrad in die Kurven werfen. Maximal 41 Grad Schräglage verspricht Ducati. Wir haben es ebensowenig nachgemessen wie den Sprint von Null auf 100, der in rund der Sekunden erledigt sein soll. Beides ist wohl auch eher von akademischer Bedeutung. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Reifen in praktisch jeder Lebenslage den nötigen Grip aufbauen, ob das nun in schneller Kurvenfahrt, beim Beschleunigen aus der Kurve oder gar einem brachialen Bremsmanöver ist.

Wobei wir dies aus der praktischen Erfahrung der Testfahrten bei frühsommerlichen Temperaturen nur für trockene Straßen behaupten können. Aber bei Regen nimmt Batman eh? das Auto. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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