Erster Drive-In-Supermarkt öffnet im Saarland

Bundesweit zehn Märkte

Erster Drive-In-Supermarkt öffnet im Saarland
Einkaufen leicht gemacht: Am PC bestellen, vor Ort bezahlen und Ware mitnehmen © dpa

Vom PC aus bestellen und dann die Einkäufe per Auto abholen – das geht demnächst auch im Saarland. In vielen Teilen Frankreichs gibt es Drive-In-Supermärkte schon flächendeckend, in Deutschland dagegen erst vereinzelt. Experten bleiben skeptisch.

Von Jörg Fischer

Die berufstätige Mutter sitzt im Büro am PC. Die Mittagspause nutzt sie, um per Internet die Zutaten für das Abendessen zu bestellen. Auf dem Nachhauseweg holt sie die Ware ab. So sieht einer der idealen Kunden von Drive-In-Supermärkten aus, den jetzt auch die deutsche Lebensmittelbranche zunehmend ins Visier genommen hat. Der erste Markt dieser Art im Saarland eröffnet am kommenden Donnerstag.

Zunehmendes Interesse

In vielen Teilen des angrenzenden Frankreichs oder in Großbritannien wachsen solche Drive-In-Supermärkte schon seit Jahren wie Pilze aus dem Boden. In Deutschland steckt das Konzept vom «Click and Collect» dagegen noch in den Kinderschuhen. Vor einem Jahr eröffnete die Kette Real am Rande von Hannover ihren ersten Drive-In-Standort. Inzwischen ermöglicht es auch Rewe seinen Kunden, online bestellte Ware in sieben Märkten abzuholen. Mit dem Ensdorfer Globus-Markt gibt es jetzt bundesweit zehn solcher Märkte.

Die Einzelhandelsketten zeigen sich überzeugt, dass «Click and Collect» Zukunft hat. Globus will Mitte kommenden Jahres in Rheinland-Pfalz seinen zweiten Drive-In-Markt eröffnen. «Wir sind sehr zufrieden, und das Interesse nimmt laufend zu», sagt Rewe-Sprecher Raimund Esser. Auch Real sieht sich auf dem richtigen Weg. «Bei weiter guter Entwicklung können wir uns eine zweistellige Zahl von real-Drive-Märkten vorstellen», sagt Sprecher Markus Jablonski.

6000 Produkte im Angebot

Das Angebot stößt auf zunehmendes Interesse dpa

Er verweist darauf, dass dort zwar längst nicht so viele Produkte angeboten werden wie in den großen Einkaufsmärkten der Ketten, aber immer noch doppelt so viele wie beim Discounter um die Ecke. Globus Drive in Ensdorf etwa hat 6000 Produkte im Programm. Das sei rund ein Zehntel des Angebots im Globus Markt im benachbarten Saarlouis, sagt Marktleiter Michael Ipfling.

Kenner der Branche bleiben skeptisch, ob die Situation in Deutschland mit der in Großbritannien oder gar Frankreich vergleichbar ist, wo es weitläufige ländliche Regionen gibt. Der Frankfurter Handelsexperte Joachim Pinhammer räumt ein, dass mit dem Konzept das Problem der «letzten Meile» für die Händler gelöst wird. Die aufwendige Lieferung vor allem von verderblichen Waren zum Kunden verursacht hohe Kosten und bereitet Internet-Händlern einiges Kopfzerbrechen.

300 Kunden pro Tag als Ziel

«Trotzdem entstehen auch bei "Click and Collect" zusätzliche Kosten etwa für das Zusammenstellen und die Bereitstellung der Ware. Gerade mit Blick auf den deutschen Lebensmittelmarkt, den wohl am härtesten umkämpften überhaupt, bleiben wir skeptisch», meint Pinhammer. Damit sich das Geschäft rentiere, müssten langfristig höhere Preise oder Gebühren genommen werden.

Den Anbietern geht es aber erst einmal darum, neue Käuferschichten zu gewinnen. Real nimmt für den Einkauf per «Click and Collect» bisher eine ehr symbolische Servicegebühr von einem Euro, Rewe von zwei Euro und Globus überhaupt keine. Der Internet-Abhol-Einkauf sei nur ein zusätzliches Angebot. «Er soll das Einkaufserlebnis im Markt nicht ersetzten», betont Ipfling, der auch den Globus-Markt im benachbarten Saarlouis leitet.

Im Blick haben die Ketten vor allem Berufstätige, die es eilig haben und nicht viel Zeit für das Shoppen im Markt erübrigen können. Auch der neue Globus-Standort liegt direkt an einer vielbefahrenen Bundesstraße, über die täglich viele Pendler, darunter zahlreiche Franzosen, von der Arbeit in Richtung Heimat fahren. Als Ziel für den Drive-In hat sich Marktleiter Ipfling bis zu 300 Kunden am Tag gesetzt. Wie das Angebot angenommen wird, muss sich zeigen. Real registriert nach einem Jahr laut Jablonski in Hannover an guten Tagen bis zu 150 Kunden pro Tag, allerdings mit steigender Tendenz. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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