Prozessauftakt gegen Ex-Audi-Chef Stadler

Dieselskandal

Prozessauftakt gegen Ex-Audi-Chef Stadler
Ex-Audi-Chef Rupert Stadler vor dem Prozessauftakt vor dem Landgericht München. © dpa

Vor dem Landgericht München hat die strafrechtliche Aufklärung des Dieselskandals begonnen. Dort muss sich Ex-Audi-Chef Rupert Stadler verantworten.

Die Staatsanwaltschaft hat ihn und drei frühere leitende Audi-Ingenieure wegen Betruges angeklagt. Der Prozess findet wegen Corona unter erschwerten Bedingungen in einem großen Saal in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim statt.

Stadler fuhr in einem grauen Wagen vor und betrat das Gebäude zusammen mit seinen Anwälten. Auch der ehemalige Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz sowie die beiden weiteren Mitangeklagten sind erschienen. Hatz war bis 2009 Leiter der Motorenentwicklung bei Audi und dann bei VW. Stadler betrat den Saal in blauem Anzug, weißem Hemd und braunen Schuhen. Er grüßte Hatz mit einem «Faust-Check». Im Saal werden Mund-Nasen-Masken getragen.

Vorwurf: Manipulation von 400.000 Dieselmotoren

Die Ingenieure sollen über 400.000 Dieselmotoren ab 2008 so manipuliert haben, dass sie Abgastests bestehen, aber auf der Straße mehr Stickoxide ausstoßen. Der Motorenentwickler Giovanni P. ist laut Staatsanwaltschaft weitgehend, sein früherer Mitarbeiter Henning L. uneingeschränkt geständig. Walter Lechner, der Verteidiger von Giovanni P., kündigte ein Statement nach Verlesung der Anklage an: „Unser Mandant wird wie bisher umfassend aussagen.“ Er sei kein Entscheidungsträger gewesen, sondern drei Ebenen unter dem Vorstand: „Er hat getan, was von oben abgesegnet und angewiesen wurde.“

Stadler soll zwar erst nach Aufdeckung des Skandals durch die US-Umweltbehörde im September 2015 von der Sache erfahren haben, so das Ergebnis der jahrelangen Ermittlungen. Trotzdem habe er die Produktion und den Verkauf manipulierter Autos in Europa erst später gestoppt.

Stadler war von 2007 an fast zwölf Jahre Audi-Chef – bis 2018, als er kurz nach Einleitung der Ermittlungen gegen ihn in einem abgehörten Telefonat über die Beurlaubung eines Mitarbeiters sprach, wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Untersuchungshaft kam und Audi sich von ihm trennte. Aber eine Mitwisserschaft oder gar Beteiligung an Diesel-Manipulationen bestreitet er weiterhin. Eine Aussage Stadlers wird nicht zu Beginn, sondern im Laufe des Prozesses erwartet. Der Prozess soll zwei Jahre dauern, das Urteil wird Ende 2022 erwartet. (AG/dpa)

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dpa
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