Privatkunden verlieren Interesse am Diesel

Privatkunden verlieren Interesse am Diesel
Der Dieselmotor kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. © dpa

Die Koalition will an diesem Montag entscheiden, ob es zu Nachrüstlösungen für ältere Diesel kommt. Privatkunden kehren dem Selbstzünder unterdessen zunehmend den Rücken.

Noch 2012 habe der Anteil der Dieselkäufe unter Privatkunden bei 34 Prozent gelegen – in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres seien es noch 19,3 Prozent gewesen, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Essen-Duisburg, am Montag.

Bereits im vergangenen Jahr war der Anteil demnach auf 22,1 Prozent gesackt. Ein Großteil der Dieselbesitzer, die mit Fahrverboten rechnen müssten, werde sich kaum wieder für einen Diesel entscheiden.

Dieselanteil sinkt rapide

Im Gesamtmarkt hatten 32,2 Prozent der Neuzulassungen einen Dieselmotor, während es 2012 noch 48,2 Prozent waren, wie Dudenhöffer sagte. Gleichzeitig hätten die deutschen Autobauer einen „überproportional großen Anteil“ an den Diesel-Neuzulassungen im Land – zwischen Januar und August 2018 kamen demnach 78,4 Prozent der Diesel-Neuwagen von deutschen Herstellern. Klarer Marktführer mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent an den Diesel-Neuwagen sei der Volkswagen -Konzern.

Zuvor hatten sich die Betriebsratschefs von VW, Daimler und BMW gegen pauschale Hardware-Nachrüstungen ausgesprochen. Außerdem müsse der Gesetzgeber auch alle ausländischen Hersteller mit einbeziehen. «Wir sind gegen eine Lösung, die einseitig deutsche Hersteller benachteiligen und Arbeitsplätze gefährden würde», warnte, Bernd Osterloh (VW), Michael Brecht (Daimler) und Manfred Schoch (BMW) in der «Bild»-Zeitung. Sie favorisierten Umtauschprämieren, um alte Diesel von der Straße zu holen. Hintergrund ist, dass ausländische Marken, die beim Diesel einen Marktanteil von gut einem Viertel (26,5 Prozent) haben, vorerst nicht zu technischen Nachrüstungen beitragen wollen.

Scheuer setzt auf Anreizsystem

Die Koalition will an diesem Montag ein Maßnahmen-Paket schnüren, mit dem Diesel-Fahrverbote abgewendet werden sollen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) setzt vorrangig auf neue Anreize, damit mehr Besitzer Diesel der Klassen Euro 4 und Euro 5 in sauberere Euro-6-Autos tauschen – Benziner oder Diesel, neue oder gebrauchte. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht dies als «Hauptelement» des neuen Konzepts. Nach dem Dieselgipfel 2017 hatten die deutschen Hersteller schon Prämien gestartet. Diese nahmen mehr als 200 000 Kunden in Anspruch, wie es im Juli hieß.

Im Kern zeichnen sich neue Kaufanreize von mehreren Tausend Euro ab, damit mehr Besitzer ältere Diesel durch sauberere Wagen ersetzen. Außerdem geht es um umstrittene Umbauten an Motoren älterer Diesel, auf die vor allem die SPD in der Bundesregierung dringt. Bei den Verhandlungen in der Regierung gab es nach wie vor offene Punkte. Ungeklärt waren bei technischen Nachrüstungen nach Angaben aus Koalitionskreisen etwa Haftungsfragen und eine volle Übernahme der Kosten durch die Autobauer, die die Bundesregierung verlangt.

CSU: Fahrzeughalter nicht belasten

CSU-Chef Horst Seehofer betonte in München, er lege großen Wert darauf, «dass die Fahrzeughalter finanziell nicht belastet werden». CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte: «Wir werden die Dieselfahrer nicht belasten und wollen keine Fahrverbote.»

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte dem SWR, sie gehe davon aus, dass die Koalition zu einer Lösung komme. Allerdings werde es ohne Hardware-Nachrüstungen nicht gehen. Diese seien besonders wichtig, nur so könne die Luft in Städten wirklich sauberer werden. Außerdem gehörten auch Umtauschprämien zum Lösungspaket, da sich eine Umrüstung alter Fahrzeuge nicht immer lohne. Alle Maßnahmen sollten auf Kosten der Industrie gehen. «Die hat uns das eingebrockt, die Automobilindustrie, und die muss das auch bezahlen.» (AG/dpa)

Keine Beiträge vorhanden

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein