Detroit Motor Show: Alles auf Anfang

23. North American International Auto Show

Was war das Gejammer am Anfang des letzten Jahres groß. Unter dem Eindruck der Krise war die gedämpfte Stimmung in der Cobo Hall angesichts des schlechten Autojahres 2009 und der Krise förmlich greifbar. Doch in diesem Jahr wollen vor allem die deutschen Premium-Hersteller die Staaten wieder rocken.

Sowohl Audi als auch Mercedes und BMW werben um die Gunst der Amerikaner, die schon im Seuchenjahr 2010 ihre vorübergehende Missgunst gegenüber hochvolumigen Fahrzeugen beiseite gelegt haben und sich nun wieder den größeren Karossen zuwenden. Audi bietet bei der 23. Internationalen Auflage im Bundesstaat Michigan den neuen A6, der auch als Hybridversion kommt, an - BMW kontert mit dem 6er Coupé und dem bereits in Los Angeles gezeigten Cabrio der Baureihe. Zudem soll das 1er M Coupé die sportlichen Ansprüche der Amis wieder ins Gedächtnis zurückrufen.

VW bringt neuen Midsize Sedan

Bei Mercedes läuft die überarbeitete C-Klasse vom Stapel. Neben optischen Veränderungen besonders an der Front wurden vor allem die Aggregate effizienter gestaltet. Daneben feiert der Smart als Fünftürer ein Comeback. Der auf dem Nissan Micra basierende Kompakte wird aber ausschließlich auf dem US-Markt zu haben sein. Volkswagen enthüllt einen für die USA entworfenen so genannten Midsize Sedan, der die Rolle des Passat einnehmen soll. Die knapp 4,75 Meter lange Limousine orientiert sich vom Design her am in den Staaten erfolgreichen Jetta. Der Neue ist zudem ein rein amerikanisches Produkt. Gefertigt wird das Modell im gerade neu eröffneten Werk in Chattanooga/Tennessee.

Doch auch die „Big Three“ General Motors, Ford und Chrysler haben ihre Depressionen abgelegt. Die mittlerweile zum Fiat-Konzern gehörende Chrysler Group stellt den neuen 300C vor, der in Europa ab dem Herbst als Lancia 300 an den Start gehen wird. Dem Markenwechsel nach Europa fiel das frühere C zum Opfer. Den bulligen Auftritt aber behielt die Limousine, auch wenn die Designer das Modell deutlich weicher gezeichnet haben.

Rückkehr der großen Geländewagen und Pickups

Pickups wie der GMC sind wieder gefragt GM

Dass die Depression mehr oder weniger abgeblasen ist dokumentiert Jeep mit dem Patriot. Zwar sind mittlerweile alle SUV verbrauchsärmer ausgefallen, doch als Sparmobile gehen sie nicht gerade durch. Besonders GM haut nach einem traurigen Messeauftritt 2010 kräftig auf die Pauker. Der GMC Sierra all Terrain HD ist ein Pickup alter Prägung, der nicht nur Colt Sievers gefallen würde. Zwar ist das 5,8 Meter lange Monstrum zunächst nur als Studie zu sehen, dokumentiert aber ganz klar den Trend hin zu alten Größen – eine Serienfertigung ist also nicht ausgeschlossen.

Und auch bei Ford geht es wieder eine Stufe höher. Nachdem im vergangenen Jahr der Focus seine Premiere in Detroit feierte und mittlerweile auf dem Markt eingeführt wurde, erhält nun der Kuga einen Nachfolger. Das in Europa recht erfolgreiche Kompakt-SUV löst in den USA den ebenso beliebten Escape ab.

Prius als Van-Variante

Die Studie Veloster erhält Seriencharakter Hyundai

Waren vor einem Jahr noch die Elektroautos die vermeintlichen Heilsbringer, so sind die Antriebe der Zukunft in diesem Jahr zwar noch an den Ständen zu bestaunen, aber sind bereits zumeist wieder in die zweite Reihe gerutscht. Am ehesten wird der Ampera-Ableger von Chevrolet für Eindruck sorgen, auch wenn noch gar nicht sicher ist, dass der Elektro-Van mit Range Extender in den Messehallen enthüllt wird. Ansonsten gibt es neue Hybrid-Modelle, die bei den Amerikanern je nach Spritpreis mal mehr, mal weniger hoch im Kurs stehen.

Ebenfalls als Van-Variante wird der Prius erwartet. Aber auch ohne Hybridantrieb stellen die asiatischen Hersteller ihre neuen Modelle vor. Hyundai zeigt ein neues Crossover-Coupé, das den Namen der Studie Veloster auch in der Serie tragen wird. Und Toyota zeigt die dritte Generation des Yaris. Denn obwohl der Trend wieder hin zu größeren Modellen läuft, stehen die Kleinen in der Warteschlange um bereit zu sein, wenn die Kraftstoffpreise wieder steigen . . . (AG/TF)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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