Dethleffs Globetrail: Spätstarter mit Qualitäten

Dethleffs Globetrail: Spätstarter mit Qualitäten
Als letzter der großen Caravaning-Hersteller kommt jetzt auch Dethleffs mit einem eigenen Camper-Van. © Dethleffs

Auch die Traditionsmarke Dethleffs bringt nun einen eigenen Camper-Van. Der Globetrail macht die Auswahl komplett.

Das Kompetenzzentrum der Erwin-Hymer-Gruppe für Kastenwagen oder Camper-Vans ist bei der Marke Dethleffs in Isny angesiedelt. In den vergangenen 17 Jahren wurden rund 55.000 Exemplare dieser kompakten Reisemobile dort konzipiert, entwickelt und gebaut. Und dennoch geht jetzt mit dem Modell Globetrail der erste Camper-Van mit einem Dethleffs-Label zu Preisen ab 47.000 Euro an den Start. Wie kann das sein?

Als „Freund der Familie“ haben sich die Allgäuer seit eh und je bei den Wohnmobilen mit Alkoven-, teil- und vollintegrierten Modellen breit aufgestellt, waren bei den Kastenwagen allerdings mit der Produktion für den Camper-Van-Spezialisten Poessl samt deren Zweitmarke Globecar zufrieden. Mit dem anhaltenden Boom der Camping-Fahrzeuge, bei dem die kompakten Modelle mit Abstand der größte Wachstumstreiber sind, war es aber jetzt ein Gebot der Stunde, endlich mit einem eigenen Produkt auf den Markt zu kommen.

„Endlich Vollsortimenter“

Der Platz im Sitzgruppen-Podest wird für zwei weitere Bodenfächer genutzt. Foto: Dethleffs

„Endlich sind auch wir Vollsortimenter“, freut sich Geschäftsführer Alexander Leopold. Und so verspricht der Dethleffs-Chef, neben den aufgebauten Reisemobilen, den Wohnwagen und dem neuen Camper-Van Globetrail als vierte Säule des Unternehmens in Kürze ein erstes eigenes Modell im Bereich der Urban Camper neu einzuführen. Auch hier ist der Hersteller aus Isny ja keineswegs unerfahren; die noch junge Marke Crosscamp, die seit drei Jahren Campingbusse auf Toyota- und zuletzt auch auf Opel-Basis ausbaut, ist innerhalb der Hymer-Gruppe bei Dethleffs angesiedelt.

Allerdings wird das Fahrzeug mit dem Dethleffs-Label kein Klon der Crosscamp-Modelle, sondern basiert auf dem Ford Transit Custom und dürfte vermutlich auf der CMT-Messe im Januar 2022 mit einem Dieselmotor Premiere feiern. Dass zeitgleich dazu die Plug-in-Variante PHEV des Customs als erster Teilzeitstromer im Camper-Bereich an den Start geht, ist eher unwahrscheinlich.

Unterschiede bei den Betten

Dethleffs hat sich unter den Betten eine neue Variante mit Stauschrank samt Heckauszug einfallen lassen. Foto: Dethleffs

Doch zurück zum Globetrail. Wer tatsächlich als letzter der großen Volumenhersteller, einen ausgebauten Kastenwagen als Neuheit präsentiert, hat es nicht leicht. Der Innenausbau in den begrenzten Dimensionen eines Fiat Ducato – später soll auch der etwas günstigere Citroën Jumper als Alternative angeboten werden– ist konzeptionell ausgereizt. Nicht umsonst setzt fast das gesamte Wettbewerbsumfeld auf die stereotypen Grundrisse, wie man sie auch in den beiden Globetrail-Modellen vorfindet: Vorn die Sitzgruppe mit den drehbaren Frontsesseln, Tisch und Zweierbank (mit einer Isofix-Verankerung), Küche und Dusch-/Toilettenraum in der Wagenmitte sowie das Schlafzimmer im Heck.

Einziger Unterschied der beiden Versionen: Der sechs Meter lange 600 DB hat hinten ein quer liegendes Doppelbett, der 36 Zentimeter längere Globetrail 640 EB verfügt dagegen über Betten in Längsrichtung, die sich sowohl als Einzelkojen wie auch als große Liegewiese nutzen lassen. Wie bei allen anderen auch.

Geräumiges Bad mit viel Stauraum

Es gibt viel Platz und jede Menge Ablagefächer. Foto: Dethleffs

Die Allgäuer haben großen Wert auf ein geräumiges Bad gelegt, das in Ober- und Unterschränken viel Stauraum bietet. Auch ohne variable Lösung mit schwenkbaren Waschbecken oder Wänden gibt es eine große Duschwanne. In den Duschvorhang wurden Magnete eingearbeitet, damit er beim Duschen nicht am Körper klebt. Nachteil der großen Duschkabine: Im großen Globetrail misst das dahinterliegende, linke Einzelbett in der Länge lediglich 1,76 Meter. Auf der rechten Seite sind es immerhin 1,93 Meter.

Dafür hat sich der Hersteller für den Heckbereich unter den Betten eine neue Variante mit einem Stauschrank samt Heckauszug einfallen lassen. Er soll für mehr Ordnung sorgen und schnellen und leichten Zugang zu notwendigen Utensilien wie Unterlegkeile, Taschenlampen und Stromkabel ermöglichen. Den Heckauszug gibt es in beiden Globetrail-Ausführungen, wobei er im 640 EB mittig angebracht ist und so bei hochgeklappten Betten den Transport von zwei Fahrrädern sauber voneinander trennt. Eine praktische Idee. Für noch sperrigeres Gut kann der Heckauszug auch mit ein paar Handgriffen komplett ausgebaut werden.

100 Liter Frischwasser – 90 Liter Abwasser

Der Globetrail basiert auf dem Ford Transit Custom. Foto: Dethleffs

An Stauraum herrscht aber eh kein Mangel. Insgesamt zehn tiefe Oberschrank-Fächer stehen zur Verfügung. Zudem wurde der Platz im Sitzgruppen-Podest für zwei weitere Bodenfächer genutzt. Drei grifflose Schubladen in der Küchenzeile, die sich optional mit einer Zentralverriegelung verschließen lassen, nehmen Teller, Tassen, Töpfe und Pfannen auf. Der Kühlschrank an der Stirnseite hat zwar keinen Doppelanschlag, die größere 84-Liter-Variante ist aber auch so von innen und außen gleichermaßen gut erreichbar. Die 100-Liter-Frischwasser- und 90-Liter-Abwassertanks entsprechen den gängigen Dimensionen in dieser Klasse.

Helle Farbtöne in Grau und Beige sowie Schrankklappen in Holz-Dekor sorgen für eine wohnliche Atmosphäre und heben den Globetrail-Van von den Modellen der Einsteiger-Marken ab. Das Exterieur-Design mit der geschwungenen roten Linie passt sich dem Dethleffs-Familien-Look an. Am meisten dürften sich potenzielle Kunden aber darüber freuen, dass im Grundpreis ein 90-Jahre-Jubiläumspaket mit 3,5-Tonnen-Auflastung, Leichtmetall-Felgen, Captains-Chairs mit Armlehnen und Markise bereits im Preis enthalten sind. Zumal die Serienausstattung mit Klimaanlage, Tempomat, Rahmenfenstern, Hebe-Kipp-Dachfenstern über der Dinette und im Heck sowie der Fliegengittertür bereits sehr ordentlich ist. Preise ab 47.000 Euro für den Dethleffs Globetrail 600 DB und 50.000 Euro für den 640 EB scheinen für den in der Mittelklasse angesiedelten Hersteller daher angemessen. (SP-X)

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