Daimler schläfert Maybach ein

S-Klasse statt Nobelschlitten

Der Daimler-Nobelschlitten Maybach ist bald Geschichte. Die verlustreiche Traditionsmarke wird nicht wiederbelebt. Daimler-Chef Dieter Zetsche setzt künftig in der Oberklasse voll auf die S-Klasse.

Der Autobauer Daimler stellt seine Nobelmarke Maybach ein. «Es wäre nicht sinnvoll, ein Nachfolgemodell für den jetzigen Maybach zu entwickeln», sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». In einem Brief an die Mitarbeiter, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, schreiben Zetsche und seine Kollegen: «Im Luxussegment werden wir künftig ganz auf unsere Kernmarke Mercedes-Benz setzen, die wertvollste Premium-Automarke der Welt.» Die Produktion des Maybach werde spätestens dann auslaufen, wenn die neue S-Klasse 2013 auf den Markt komme.

Aus nach neun Jahren

Bei Daimler war bereits seit längerem darüber diskutiert worden, ob Maybach eingestellt oder mit einem Partner wie zum Beispiel dem britischen Sportwagenbauer Aston Martin weiterentwickelt wird. Die nach dem Autopionier August Wilhelm Maybach (1846-1929) benannte Traditionsmarke wurde erst 2002 wiederbelebt. Nach Brancheneinschätzung hinken die Maybach-Verkäufe aber seit langem weit hinter den ursprünglich geplanten Stückzahlen her.

Zetsche räumte im Gespräch mit der «FAZ» ein, dass die Wiedereinführung der Marke 2002 unterm Strich ein Verlustgeschäft war. In dem Brief an die Mitarbeiter heißt es, Daimler habe seit 2002 über 3000 Maybach-Fahrzeuge produziert. Die Nobelkarosse wird in großen Teilen in Handarbeit in Sindelfingen (Kreis Böblingen) gefertigt.

"Offensive mit Stern"

Die Beschäftigten müssten sich um ihre Zukunft aber keine Sorgen machen: «Niemand von Ihnen muss um seinen Arbeitsplatz bei Daimler fürchten», schreibt der Vorstand. «Im Gegenteil: Ihre Kompetenz im Top-Luxussegment wird dringend gebraucht – für die nun beginnende "Offensive mit Stern"!»

Daimler will das Angebot der luxuriösen S-Klasse deutlich ausbauen. «Konkret werden wir unser Angebot im S-Klasse-Segment, das zurzeit aus der Kurz- und Langversion der S-Klasse Limousine sowie dem CL-Coupé besteht, schrittweise um drei zusätzliche Modelle erweitern», heißt es in dem Schreiben.

Absatzerwartung im fünfstelligen Bereich

Der «FAZ» sagte Zetsche, davon erhoffe sich Mercedes jährlich einen Absatzzuwachs im fünfstelligen Bereich. Auch eine Verdopplung des bisherigen S-Klasse-Absatzes von aktuell rund 80.000 Stück sei langfristig nicht abwegig: «Wir sind seit eh und je führend in diesem Segment. Das soll auch so bleiben. Wir wollen nicht warten, bis uns die anderen den Schneid abkaufen.»

Die Offensive ist Teil der Daimler-Strategie, bis 2020 führender Oberklassehersteller zu werden und die Konkurrenten BMW und Audi auch beim Absatz zu überflügeln. Dafür investiert der Konzern kräftig. Allein in den Standort Stuttgart-Untertürkheim fließen in diesem und im kommenden Jahr über 1,5 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr steckte der Autobauer in den Stammsitz bereits 670 Millionen Euro, 2012 sollen es mehr als 980 Millionen Euro werden.

Die Investitionen fließen in Aus- und Umbauten sowie neue Fertigungstechnologien im Bereich der Achsen-, Getriebe- und Motorenproduktion - zum Beispiel für die neue Kompaktwagengeneration. In dem Stammwerk arbeiten rund 17.000 Menschen. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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