KBA: Neues Kältemittel verschlechtert Sicherheit

Zwischenbericht vorgelegt

KBA: Neues Kältemittel verschlechtert Sicherheit
Eine B-Klasse geriet bei Tests mit dem Kältemittel in Brand. © Daimler

Das Kraftfahrt-Bundesamt hat bei Tests Sicherheitsmängel des Kältemittels R 1234yf festgestellt. Die Behörde empfiehlt nun weitere Tests. Eine unmittelbare Gefahr bestehe aber nicht. Es bleiben viele Fragen offen.

Der Autobauer Daimler sieht sich durch einen am Mittwoch vorgelegten Zwischenbericht des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) in seiner Risikobewertung des neuen Kältemittels R1234yf in Klimaanlagen bestätigt. Darin stellt die Behörde nach Tests unter verschiedenen Szenarien fest, "dass das Sicherheitsniveau von Kraftfahrzeugen durch den Einsatz von R 1234yf tendenziell verschlechtert wird, da beim Einsatz von R134a während des Tests keinerlei kritisches Schadensereignis erzeugt werden konnte."

Nachdem es bei zwei Tests mit unterschiedlichen Schweregraden zunächst zu keiner Entflammung der getesteten Fahrzeuge gekommen war, kam es bei dem dritten Versuch zu einer Entflammung im Motorraum und dem Austritt von erheblichen Mengen an Fluorwasserstoff. Untersucht wurden die "vier zulassungsstärksten Fahrzeugtypen", die mit dem Kältemittel R-1234yf typgenehmigt worden sind. Dabei handelte es sich um die Mercedes B-Klasse, den Subaru Impreza, den Hyundai i30 und den Opel Mokka. Diese Fahrzeuge wurden in einem realitätsnahen Versuchsaufbau mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 40 km/h gecrasht und anschließend deren Kältemittelkreislauf auf Beschädigungen untersucht. Bei welchem Fahrzeug es zu einer Entflammung kam, ist nicht bekannt.

KBA empfiehlt weitere Tests

Mit dem neuen Kältemittel komme eine neue Technologie zum Einsatz, die laut der Behörde im Widerspruch zu den europäischen Zielen zur Verringerung der Gefahren im Straßenverkehr stehe. Wer aufgrund dieser Aussage annimmt, dass das KBA bei mit dem neuen Kältemittel befüllten Fahrzeugen eine unmittelbare Gefahr sehe, irrt. Denn die Behörde teilte mit, dass sie im Rahmen des Produktsicherheitsgesetzes keine "ernste Gefahr" sehe, die ein Eingreifen notwendig machen würde. Vielmehr sieht das KBA die Hersteller in der Pflicht, die für die Sicherheit ihrer Fahrzeuge selbst verantwortlich seien. Zudem empfiehlt das KBA aufgrund der bislang vorliegenden Ergebnisse weitergehende Untersuchungen durch die EU, "da nach wie vor nicht bekannt ist, unter welchen Bedingungen und mit welchen Faktoren es zu einer Kältemittelentflammung und Fluorwasserstoffexpositionen in Kraftfahrzeugen kommen kann (…)."

Der Autobauer Daimler begrüßt diese Empfehlung des KBA. "Die Untersuchungen von Mercedes-Benz haben in einer Vielzahl von Tests reproduzierbar gezeigt, dass die mögliche Entflammung des Kältemittels von unterschiedlichen Faktoren, wie etwa Aufprallgeschwindigkeit, Unfallkonstellation sowie der Temperaturverteilung im Motorraum und weiteren Parametern abhängt", teilte Daimler in einer Presseerklärung mit. "Aus der Vielfalt der möglichen realen Unfallkonstellationen hat das KBA ein relevantes Szenario herausgegriffen. Eine gesamtheitliche Beurteilung des Risikos lässt sich daraus allerdings nicht ableiten", so der Autobauer. Bei eigenen Tests von Daimler unter so genannten Real Life-Bedingungen war eine Mercedes B-Klasse in Brand geraten. Dies hatte der Kältemittelhersteller Honeywell auf ein "bauartbedingtes Problem" von Daimler zurückgeführt.

Daimler bekräftigte seinen Entschluss, die Entwicklung von CO2-Klimaanlagen voranzutreiben. „Wir haben die Entwicklung der CO2-Klimaanlage für unsere Pkw im Vorstand der Daimler AG fest beschlossen und alle dazu notwendigen Prozesse bereits gestartet. Unser Ziel ist die schnellstmögliche Einführung dieser sicheren und klimafreundlichen Technologie in allen unseren Serienautos“, sagte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. (AG/FM)

Den vollständigen Bericht des KBA lesen Sie hier.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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