Neue Mercedes S-Klasse soll Daimler beflügeln

Keine Rückstellungen für Kältemittel

Neue Mercedes S-Klasse soll Daimler beflügeln
Daimler-Chef Dieter Zetsche wird sich Kritik anhören müssen. © dpa

Der Autobauer Daimler hat durch den Verkauf seiner restlichen EADS-Anteile seine Nettoliquidität gesteigert. In den ersten sechs Monaten lag der Gewinn indes leicht unter dem Vorjahreswert.

Gut erholt zur Attacke: Dank eines überraschend soliden zweiten Quartals traut sich der Autobauer Daimler wieder große Schritte zu. Nachdem der maßgebliche Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus fortgeführten Geschäften mit 2,1 Milliarden Euro nur noch knapp unter dem Vorjahreswert von 2,3 Milliarden lag, blies Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch zum Angriff: "Daimler geht es gut und es wird noch besser in diesem Halbjahr - und vor allem 2014", sagte er bei der Bilanzvorlage.

Vom nächsten Jahr an will der Konzern wieder steigende Gewinne quer durch seine Sparten vermelden können. Daimler-Papiere legten vorbörslich leicht zu, drehten nach Handelsbeginn aber mehr als ein Prozent ins Minus, nachdem die Aktie seit Mitte Juni rund 20 Prozent zugelegt hatte.

Daimler-Gewinn leicht gesunken

Nach dem desaströsen ersten Quartal mit einem Einbruch beim EBIT von mehr als der Hälfte und einer neuerlichen Gewinnwarnung sieht Konzernlenker Zetsche den Autobauer aber wieder auf Kurs. Bei den neuen Hoffnungsträgern der kompakten A- und B-Klasse sei die Entwicklung besser als erwartet. Gerade die A-Klasse macht den Stuttgartern Freude, weil jeder zweite Käufer von der Konkurrenz abgeworben wurde. Das sei ein "ungewöhnlich hoher Wert", sagte Zetsche. Außerdem seien die neuen Käufer deutlich jünger als bei der Vorgängerbaureihe.

Im zweiten Halbjahr soll dann die neue Mercedes S-Klasse mit bislang 20.000 Vorbestellungen den Gewinn der Stuttgarter beflügeln. Auch von der im Frühjahr aufgefrischten E-Klasse erwartet Daimler viel. Zwar geht das Management trotz angepeilter Bestmarken bei Absatz und Umsatz weiterhin davon aus, dass das EBIT aus fortgeführten Geschäften unter den 8,1 Milliarden Euro von 2012 bleiben wird - aber das zweite Halbjahr soll "deutlich besser" werden als die ersten sechs Monate. Das ist auch bitter nötig, denn zur Jahreshälfte liegt der Wert mit 3,1 Milliarden Euro noch fast ein Drittel unter dem Vorjahr.

Dass trotzdem der Nettogewinn und das Konzern-EBIT weit über den Vorjahreswerten rangieren, liegt einzig am milliardenschweren Verkauf von Daimlers restlichen EADS -Anteilen. Dieser spülte reichlich frisches Geld in die Kassen: Zur Jahreshälfte lag die Nettoliquidität des Industriegeschäfts mit 11,3 Milliarden Euro rund 1,3 Milliarden Höher als zum Ende des ersten Quartals - und das, obwohl Daimler in dieser Zeit gut 2,3 Milliarden Euro an Dividenden ausschüttete.

Mit der neuen Generation der C-Klasse sowie dem GLA, einem Kompakt-SUV, stehen Anfang 2014 dann zwei weitere Hoffnungsträger in den Startlöchern. Gute Voraussetzungen also, um im Wettrennen mit den Oberklasse-Rivalen BMW und der Volkswagen-Tochter Audi endlich Boden gut zu machen. (dpa)


Keine Rückstellungen für Kältemittel

Doch eine dunkle Wolke hängt weiterhin über den Stuttgartern: Im Streit um das möglicherweise hochgefährliche Kältemittel R1234yf für Autoklimaanlagen haben sich die Fronten verhärtet - und mögliche Folgen sind noch nicht absehbar. Zwar betonte Finanzchef Bodo Uebber, dass Daimler keinen Grund sehe, Rückstellungen für mögliche Konsequenzen vorzunehmen. Doch seit Frankreich sich weigert, einige Mercedes-Modelle mit dem alten - und zum Teil verbotenen - Kältemittel zuzulassen, spürt Daimler den Streit auch im Geldbeutel.

Denn die Stuttgarter müssen ihren Kunden unter anderem Ersatzautos bereitstellen. "Das ist natürlich mit Kosten verbunden", bekannte Zetsche, ohne Zahlen zu nennen. Daimler sieht sich zwar im Recht. Der Konzern hat vom Kraftfahrtbundesamt eine nachträgliche Zulassung für die Modelle mit dem alten Kältemittel bekommen, die eigentlich in der gesamten EU gelten müsste. Aber laut Zetsche wartet das Unternehmen nach wie vor auf eine offizielle Begründung, warum sich Paris querstellt. (dpa)



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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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