Dieselgate als Chance für Elektroautos in USA

VW-Abgasskandal

Dieselgate als Chance für Elektroautos in USA
Der Chevrolet Bolt hat über 300 Kilometer Reichweite. © Chevrolet

Der VW-Abgasskandal hat das Vertrauen in die Dieseltechnologie in den USA zerstört. Aber vielleicht hat Dieselgate auch etwas Positives und trägt dazu bei, dass sich mehr Kunden perspektivisch einem Elektroauto zuwenden.

Der Automarkt in den USA wird traditionell von Benzinschluckern dominiert. Elektroautos fristen dort noch ein Nischendasein. Der VW-Abgasskandal könnte dazu beitragen, dass sich das ändert. Der Ford F 150 ist der Bestseller in den USA, ein Trumm von einem Auto. Das Pick-up steht stellvertretend für die Gattung Autos, die in Amerika bei den Kunden hoch im Kurs stehen.

Doch es zeichnet sich ein Stimmungswechsel ab, auch wenn in Detroit erneut Fahrzeuge mit großen V8-Motoren im Mittelpunkt der Besucher standen. Dazu dürfte auch der VW-Abgasskandal beitragen, der den Diesel – der in den USA bereits vor dem so genannten Dieselgate um Anerkennung rang – in Verruf brachte. In den USA kommen auf VW nun Strafen in Milliardenhöhe zu.

Für die deutschen Autohersteller, die 95 Prozent des Dieselanteils im US-Markt stellen, könnte sich dadurch ein Trend zu mehr Stromern ergeben. Bereits heute mischen die deutschen Autobauer bei den Elektrofahrzeugen kräftig mit, wenngleich auch Tesla oder Toyota mit seinen Hybridmodellen insbesondere in Kalifornien beliebt sind.

Durchbruch in den Massenmarkt steht bevor

2015 haben die deutschen Hersteller ihren Marktanteil in den USA mehr als verdoppelt: Fast jedes fünfte Elektroauto ist inzwischen ein deutsches Fabrikat. Der Kuchen ist jedoch insgesamt noch recht klein, gerade einmal 0,3 Prozent machen die elektrischen Fahrzeuge im Gesamtmarkt aus, der sich auf 17,5 Millionen Neuwagen beläuft.

Mit einem Durchbruch rechnen auch Optimisten nicht vor 2017. Dann nämlich sollen mit dem Tesla Model 3 und dem Chevrolet Bolt EV von GM zwei Modelle auf den Markt kommen, die auch für die breite Masse erschwinglich sind. Den Stromern kommt zugute, dass sie auf Subventionen und steuerliche Regulierungen bauen können. Das wird beim Chevrolet Bolt EV deutlich, der laut GM-Chefin Mary Barra eigentlich bei 37.000 Dollar liegen würde, nach Abzug von staatlichen Vergünstigungen aber bei etwa 30.000 Dollar landet.

VW kündigt Elektro-Offensive an

Der VW BUDD-e soll 375 Kilometer rein elektrisch schaffen.
Der Budd-e von VW VW

Auf dem Bolt liegt große Hoffnung, mit einer Reichweite von mehr als 320 Kilometern setzt er neue Maßstäbe im Massenmarkt und könnte sich so als Gamechanger erweisen. Auch die deutschen Hersteller haben sich ins Rennen um den Automarkt der Zukunft begeben. Erfindergeist ist gefragt wie lange nicht mehr, wie sich gut am boomenden Stellenmarkt für Ingenieure verfolgen lässt. Denn anders als im gesättigten Markt für Benziner und Dieselmodelle kann bei den Elektrischen jeder noch so kleine Fortschritt marktentscheidend sein.

Der krisengebeutelte VW-Konzern hat jüngst mit dem Budd-e ein Konzeptauto vorgestellt, mit dem ausgerechnet einer der absoluten Klassiker unter Strom gesetzt wird: Der Transporter Bulli. Und das sei erst der Anfang der Elektro-Offensive, wie Markenchef Herbert Diess versprach.

Auch Audi und Daimler haben angekündigt, vermehrt in Elektroautos zu machen. Wann diese Investition sich auszahlen wird, ist schwer abzuschätzen. Der niedrige Ölpreis hat das Benzin in den USA massiv verbilligt und den Absatz von Stromautos wieder spürbar gedämpft. Wie Tesla-Chef Elon Musk letztes Jahr in einem Interview freimütig verkündete, rechnet er mit seinem Unternehmen frühestens 2020 damit, in die schwarzen Zahlen zu kommen. (AG)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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