Bosch: Gewinn mit Elektroautos vor 2020

Derzeit wenig Umsatz

Bosch: Gewinn mit Elektroautos vor 2020
ein Bosch-Mitarbeiter im Werk Tamm © dpa

Bosch investiert derzeit pro Jahr 400 Millionen Euro in die Elektromobilität. Gewinn erwartet der weltgrößte Autozulieferer noch vor dem Ende der aktuellen Dekade.

Der weltgrößte Autozulieferer Bosch will mit dem Geschäft rund ums Elektrofahrzeug noch vor 2020 den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffen. "Die Umsätze im Bereich Elektromobilität werden in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts deutlich anwachsen, so dass wir dann auf alle Fälle auch die Gewinnschwelle überschreiten", sagte der Chef der Automobilsparte, Bernd Bohr, der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. "Im Moment wird sehr viel entwickelt und geforscht, aber noch relativ wenig Umsatz gemacht."

Hohe Vorleistung

Bosch werde in diesem Jahr mit Diesel und Benziner voraussichtlich etwa 14 Milliarden Euro erlösen, im Bereich Elektromobilität nur rund 140 Millionen Euro, sagte Bohr. Die Vorleistung ist ungleich höher: "Wir investieren rund 400 Millionen Euro Jahr für Jahr in die Schlüsselkomponenten der Elektrifizierung", sagte Bohr. Dazu zählten der Elektromotor, die Leistungselektronik und die Batterie.

"Das ist im Moment noch kein besonders gewinnträchtiges Gebiet", räumte der Manager ein. "Aber wir müssen uns jetzt auf diesem Markt positionieren, damit wir irgendwann eine vergleichbare Position wie beim Diesel und Benziner haben werden."

Struktureller Umschwung zwischen 2020 und 2030

Bohr rechnet damit, dass sich ab Mitte des nächsten Jahrzehnts die Elektroautos durchsetzen und von da an Schritt für Schritt weniger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft werden. "Den strukturellen Umschwung sehen wir in der Dekade zwischen 2020 und 2030", sagte Bohr. "Dann werden Batterien zur Verfügung stehen, die deutlich leistungsfähiger und kostengünstiger sind."

Die Elektromobilität hat aber nicht nur Auswirkungen auf den Antriebsstrang des Autos. "Fast alle Komponenten des Automobils werden durch die Elektrifizierung betroffen sein", sagte Bohr. "Zum Beispiel ist heute die Heizung eines Fahrzeugs einfache Technik, weil ich vom Verbrennungsmotor beliebig viel Wärme habe. Heizen beim Elektrofahrzeug heißt, ich nehme Energie aus einer sehr teuren Batterie und wandle sie in Wärme um." Deshalb müsse überlegt werden, wie das Fahrzeug isoliert werden könne. "Heute wird es gegen Kälte nicht isoliert."

Freiheiten im Design

Das Auto der Zukunft könnte auch ganz anders aussehen. "Die Tatsache, dass ich nicht mehr diesen großen Klotz Alu oder Eisen habe, nicht den ganzen Abgas- und Antriebsstrang, den ich durchs Fahrzeug führen muss, das gibt Freiheiten im Design, die heute noch nicht ausgeschöpft werden."

Bosch sieht sich im Kampf um die besten Plätze im E-Auto vorne mit dabei. "Das Umsatzpotenzial, das wir in einem Elektrofahrzeug haben, ist deutlich höher als in einem Auto mit Verbrennungsmotor. Deshalb macht uns der Strukturwechsel keine schlaflosen Nächte", sagt Bohr. "Wichtig ist, dass wir von dem Kuchen marktanteilsmäßig ein ordentliches Stück abbekommen." Er hält es für wahrscheinlich, dass sich an den Wertschöpfungsketten über die Jahre etwas zugunsten der Zulieferindustrie verändern wird.

Kooperationen bieten Vorteile

Die Stuttgarter bieten die komplette Leistungspalette bis hin zum Elektroantrieb an. Auch um die Kosten möglichst niedrig zu halten, sei die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen entscheidend, sagte Bohr. "Kooperationen wird man beim elektrischen Antrieb noch mehr sehen." Beim Elektromotor arbeitet Bosch beispielsweise mit dem Nachbarn Daimler zusammen. Die Vorteile: "Wir bündeln jetzt die Volumina. Beide lernen daraus und wir werden gemeinsam schneller."

Mit dem koreanischen Samsung-Konzern wollen die Stuttgarter im nächsten Jahr über den Standort für eine neue Batteriefabrik in Europa entscheiden. Bisher produziert das Gemeinschaftsunternehmen SB Limotive nur in Korea. Ob die neue Fabrik in Deutschland gebaut wird, wollte Bohr noch nicht sagen. "Unabhängig von der Batterie sehe ich große Vorteile darin, dass Bosch mit der Fertigung mit einem signifikanten Anteil auch in Deutschland vertreten ist." (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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