BMW R 1200 R: Ein Rahmen, ein Motor und sonst nichts

Neuer Bayern-Roadster

BMW R 1200 R: Ein Rahmen, ein Motor und sonst nichts
Die BMW R 1200 R in Thundergreymetallic © Alberto Martinez

BMW schickt die neue BMW R 1200 R an den Start. Der Roadster bringt alles mit, um an den Erfolg des Vorgängermodells anzuschließen. Was das Bike zu bieten hat, zeigt unser Fahrbericht.

Von Frank Mertens

Edgar Heinrich ist der kreative Kopf bei BMW Motorrad. Er ist als Chefdesigner der Marke der Mann, der den Motorrädern der Münchner ein Gesicht gibt. Von seiner Arbeit hängt ab, ob der Funke beim Kunden überspringt, dieser sich überhaupt zu einer Probefahrt entschließt. Bislang ist ihm das hervorragend gelungen. Die Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache. In diesem Jahr haben die Münchner bereits im November die Rekordzahlen des Vorjahres überboten.

Doch darauf ruhen sich die Münchner nicht aus - und bringen nun ihren neuen Roadster auf den Markt, die R 1200 R. Es ist ein Erfolgsmodell. Seit dem Marktstart im Jahr 2006 wurden von der Maschine weltweit eine halbe Million Einheiten verkauft.

Starker Auftritt

Vor dem Hintergrund solcher Zahlen sollte man denken, dass der Druck besonders groß sei, ein solches Erfolgsmodell neu zu zeichnen. Eigentlich. Doch allzu schwer scheint es nicht gewesen zu sein, wenn man Heinrich bei der Vorstellung der neuen R 1200 R im spanischen Benidorm zuhört und ihn richtig versteht. Denn bei einem Roadster gibt es ohnehin nur einen Rahmen, einen Motor und sonst nichts, wie er sagt. Ah, so einfach ist das? Natürlich nicht.

Doch Heinrich lässt seine Arbeit lieber für sich sprechen, verweist nur noch auf die wertigen Materialien, eher er das Design auf den Betrachter wirken lässt. Und ja, es ist gelungen. Man kann vielleicht darüber streiten, ob das kleine Windschild (es wird in drei Varianten angeboten) wirklich passt. Doch das ist nur eine Petitesse. Sie schmälert nicht den guten Gesamteindruck dieses Roadsters. Wie kaum ein anderes Modell spiegelt dieser Roadster die Kernkompetenz der Bayern wider, die vor 91 Jahren mit der R 32 ihr erstes Modell auf den Markt brachten.

Unterschiedliche Styles

BMW R 1200 R
Die R 1200 R mit rotem Rahmen BMW

Mit der R 1200 R eröffnen die Münchner nun das nächste Kapitel dieser Erfolgsgeschichte und greifen dabei in die Trickkiste. Dort kann man man sich nämlich seinen Raodster durch die Wahl zweier unterschiedlicher Stylepakete seinem persönlichen Geschmack anpassen. Beim Style 1 genannten Paket (Aufpreis 350 Euro) wählt man beispielsweise eine weiße Lackierung und einen roten Rahmen. Wer so unterwegs ist, der hat sich für einen sportlichen, ja, sogar leicht aggressiven Auftritt entschieden. Zugleich bekommt man für dieses Geld noch eine Tankblende aus Edelstahl, goldene Bremssättel, ein Motorschild und ein Windschild mitgeliefert.

Beim Paket Style 2 (Aufpreis 290 Euro) gibt es die R 1200 R in Thundergrey metallic und einem grauen Rahmen. Damit ist ein elegant-dezenter Auftritt garantiert – für mich auch die erste Wahl. Ach ja, nicht zu vergessen, gibt es auch noch das Basismodell in blau. Die sieht auch nicht schlecht aus, reicht aber an den Auftritt der anderen beiden Varianten nicht heran.

Perfekte Ergonomie

Der Tacho der BMW R 1200 R
Der Tacho kann für verschiedene Ansichten konfiguriert werden Jörg Künstle

So wie BMW die neue R 1200 R an verschiedene Geschmäcker angepasst hat, ist sie auch bei der Ergonomie vorgegangen. Für kleine und größere Fahrer lässt sich die Sitzposition in verschiedenen Höhen einstellen: Die Sitzpolster reichen von 760 mm (niedrig) bis hin zu 840 mm (hoch). So findet jeder die Position, in der er sich am wohlsten fühlt. Und auch an Sozius oder die Sozia wurde gedacht, in dem hier ein komfortableres Sitzpolster ausgewählt werden kann.

Wer vor der Fahrt das richtige Sitzpolter ausgesucht hat, kann es sich auf der Testfahrt so richtig gut gehen lassen. Man sitzt auf diesem 231 Kilogramm schweren Roadster zwar leicht nach vorn geneigt, aber sehr, sehr komfortabel. So kann man die Ausfahrt durch das bergige Hinterland von Bernidorm genießen – und dafür sorgt neben einer glänzenden Ergonomie insbesondere der luft-wassergekühlte Boxermotor mit einer Leistung von 125 PS und einem maximalen Drehmoment von 125 Nm, das der Zweizylinder bei 6500 Umdrehungen zur Verfügung stellt. Doch bereits ab 2500 Touren ist für einen ausreichend druckvollen Antrieb gesorgt. Der Fahrer kann diese Leistung dank einer gefühlvollen Gasannahme dann auch ohne Probleme zum Einsatz bringen.

Schaltassistent Pro eine Empfehlung

Die BMW R 1200 R
Die R 1200 R glänzt mit ihrem Handling Alberto Martinez

Das Fahrwerk dieses Roadsters ist dann auch voll auf Sportlichkeit ausgelegt. Es verfügt über eine Up-Side-Down-Gabel, bei dessen Ausführung und Dimensionierung sich die Ingenieure am Supersportler S 1000 RR orientiert haben So wird in Kombination mit der Paralever-Einarmschwinge des Hinterrades für eine optimale Fahrpräzision gesorgt. Der Federweg beträgt vorn wie hinten 140 Millimeter. Wer mit der R 1200 R die ersten Kurven genommen hat, wird schlicht angetan sein von dem Handling des neusten BMW-Modells.

Nochmals gesteigert wird die Fahrdynamik und der Fahrspaß durch das elektrische Fahrregelsystem Dynamic-ESA (Aufpreis 750 Euro). Mit ihm lässt sich die Dämpfung mittels Tastendrucks auf die Fahrgegebenheiten einstellen. Standardmäßig ist man im Road-Modus unterwegs, kann aber auch auf Dynamik umschalten und dem System somit mitteilen, dass es nun sportlicher zur Sache gehen soll und die Dämpfer in Millisekunden entsprechend straffer eingestellt werden sollen.

Eine feine Sache ist der Schaltassistent Pro. Wer ihn einmal benutzt hat, wird ihn nicht mehr missen wollen. Mit ihm können die Gänge ohne Betätigung des Hand-Kupplungshebels sowohl Hoch- als auch Heruntergeschaltet werden – und das fast ohne Zugkraftunterbrechung. Dadurch kann der Fahrer nicht nur noch sportlicher unterwegs sein, sondern vor allem auch komfortabler. Die 400 Euro, die BMW dafür aufruft, sind eine gute Investition.

Wer Luste auf die neue BMW hat, der muss indes zahlungsbereit sein. So steht der Roadster zwar mit “nur” 12.800 Euro in der Preisliste, doch wer dann noch Lust auf einige Nettigkeiten wie ein Style-, Dynamik- oder auch Touringpaket hat, der kann locker noch einmal 3000 Euro drauf legen. Das ist viel Geld, ohne Frage. Doch Purismus (Ein Rahmen, ein Motor und sonst nichts) kann manchmal schon ziemlich faszinierend sein.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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