BMW K 1200 R: Münchner Power-Bike

Naked Bike

Die K 1200 R von BMW ist das stärkste serienmäßige Naked Bike der Welt. Mit 163 PS sorgt dieses Motorrad für eine beeindruckende Leistungsentfaltung.

Von Frank Mertens

Die Zeiten der freiwilligen Selbstbeschränkung sind lange vorbei. Unter den Zweiradherstellern ist nach dem Wegfall der 100 PS-Grenze ein Buhlen nach immer mehr Leistung ausgebrochen. Gerade erst hat Kawasaki seine ZZR 1400 vorgestellt. Ein Motorrad mit 190 PS. Soviel hat die BMW K 1200 R nicht. Doch mit ihren 120 kW/163 PS ist die Münchnerin immerhin der stärkste serienmäßige Roadster der Welt.

Ungeheure Faszination

Über Sinn oder Unsinn von derart viel Leistung auf zwei Rädern lässt sich trefflich streiten. Eines ist diesen Bikes jedoch gemein: von ihnen geht eine ungeheure Faszination aus. Das trifft vor allem auf diesen Roadster der Münchner zu. Allein schon das äußere Erscheinungsbild der K 1200 R zeigt: dieses Bike will anders sein. Und sie ist es auch. Allein schon mit ihrem Aussehen polarisiert es. Entweder man mag es oder man mag es nicht. Ein dazwischen gibt es nicht.

Das Cockpit der K 1200 R Foto: Werk

Die erste positive Überraschung hat die BMW bereits beim Platznehmen parat. Anders als gedacht kann ich mit meinem 1,91 Metern auf der Sitzbank ausgesprochen bequem niederlassen. Die Oberschenkel lassen sich passgenau um den Tank schließen. Die Sitzposition ist leicht nach vorn geneigt, die Füße können ohne Verrenkungen Bremse und Kupplung bedienen. So muss es sein! Selbst kleinere Fahrer können sich auf der K 1200 R wohlfühlen: Während die normale Sitzhöhe 820 Millimeter beträgt, ist optional (erfreulicherweise ohne Aufpreis) auch eine 790 Millimeter hohe Sitzbank zu erhalten.

Den Zündschlüssel umgedreht, kurzer Systemcheck, ein Druck auf den Startknopf, nun kann es losgehen: Der Vierzylinder brummt sonor vor sich hin. Das hört sich gut an. Doch beim Einlegen des ersten Ganges und dem anschließendem Hochschalten ist es mit dem Hörgenuss vorbei: Die Gänge lassen sich nur mit einem lauten «Klock» einlegen, so dass man Angst um das Getriebe haben muss. So etwas erwartet man eigentlich nicht von einem Motorrad, dessen Einstiegspreis beachtliche 13.300 Euro beträgt. Doch es bleibt bei diesem einem Negativerlebnis.

Menge Fahrspaß

Die Seitenansicht der K 1200 R Foto: Werk

Ansonsten bietet die K 1200 R eine Menge Fahrspaß. Vor allem die Kraftentfaltung, die der Vierzylinder aus 1,2 Liter Hubraum schöpft, ist gewaltig. So bringt es die BMW auf ein maximales Drehmoment von 127 Nm, das bei 8250 Umdrehungen in der Minute anliegt. Damit ist für reichlich Bums gesorgt. Vor allem in hohen Drehzahlbereichen fühlt sich dieser Roadster wohl. Wer mit ihm indes gemächlich durch die Stadt zuckeln will, dessen Freude wird gedämpft. Mit niedrigen Drehzahlen hat die K 1200 R nichts am Hut. Sie will so bewegt werden, wie es ihrem Naturell entspricht. Ausgesprochen sportlich nämlich.

Bremstest mit der K 1200 R Foto: Werk

Und für diesen Einsatzbereich bringt die 237 Kilo schwere BMW alles mit, was man dafür braucht: Ihr langer Radstand von 1,57 Meter in Kombination mit dem tiefen Schwerpunkt und der glänzenden Fahrwerksabstimmung vermitteln dem Fahrer ein hohes Maß an Stabilität. Ein besonderes Schmankerl bietet die K 1200 R mit dem optional erhältlichen ESA (660 Euro), mit dem sich mittels Tastendrucks am Lenker Federung und Dämpfung elektronisch - auch während der Fahrt - an die individuellen Bedürfnisse einstellen lassen. Mit der BMW hat man stets das Gefühl, Herr der Lage zu sein. In lang gezogenen Kurven lässt sich dieser Roadster durch nichts aus der Ruhe bringen. Er zieht unbeeindruckt seine Bahnen. Ein klein wenig schwer tut sich die K 1200 R indes bei kurz aufeinander folgenden engen Kurven. Hier büßt sie wegen ihres langen Radstandes etwas an Agilität ein.

In 2,8 Sekunden auf 100 km/h

Beeindruckend ist und bleibt aber ihre Beschleunigung: Wer aus dem Drehzahlkeller mit Vehemenz den Gashahn aufzieht, wird mächtig nach hinten gezogen. Die reinen Leistungsdaten sprechen eine deutliche Sprache: In 2,8 Sekunden ist die 100 km/h-Schallmauer durchbrochen. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei rund 262 km/h erreicht.

Windschild zu empfehlen

Wer viel auf der Autobahn mit der K 1200 R unterwegs ist, dem sei das kleine optionale Windschild empfohlen, mit dem unsere Testmaschine ausgestattet war. Es hält erstaunlich viel Fahrtwind ab. Keine Diskussionen sollte es bei einer anderen Entscheidung geben: dem ABS. Wer diese Maschine ohne bestellt, ist selber schuld. Die für das Teilintegral fälligen 1050 Euro sollte einem die eigene Sicherheit wert sein. Die ABS-Bremse greift zwar ausgesprochen bissig zu, doch bei der Power der K 1200 R ist ein ABS schlicht ein Muss.

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