Blitzeis droht auf den Straßen

Entspannung auf den Flughäfen

Seit Tagen stranden im Winterchaos tausende Passagiere auf kalten Bahnsteigen, in fremden Hotels oder auf Feldbetten an den Flughäfen. Nur langsam erholt sich der Betrieb auf der Schiene und in der Luft vom Schnee- Und Kälteschock. Und nun droht auch noch Blitzeis.

Kurz vor Heiligabend können gestrandete Fluggäste und wartende Bahnreisende hoffen, doch rechtzeitig nach Hause zu kommen. Mit leicht steigenden Temperaturen entspannte sich die Situation am Mittwoch auf den deutschen und anderen europäischen Flughäfen sowie im Schienenverkehr. Doch für Entwarnung ist es zu früh.

Normalität kehrt zurück

Die Airports müssen noch tausende seit Tagen wartende Fluggäste zu ihren Zielen bringen. Und auf den deutschen Straßen droht Blitzeis, da eine Regenfront heranzieht. Und am Donnerstag startet laut ADAC die erste Große Weihnachts-Reisewelle. Die Bahn verstärkt seit diesem Mittwoch ihre Hauptverkehrsverbindungen.

Auf dem wichtigsten deutschen Flugdrehkreuz in Frankfurt am Main entspannte sich nach tagelangem Chaos die Lage am Mittwoch etwas. «Wir kehren ein Stück weit in die Normalität zurück», sagte ein Sprecher des des Betreibers Fraport.

Mehr Züge auf den stark genutzten Achsen

Die Bahn setzt Sonderzüge ein dpa

Auch am größten europäischen Flughafen London-Heathrow ist ein Ende des Ausnahmezustandes in Sicht. Der Airport wollte am Mittwoch zwei Drittel aller geplanten Flüge abwickeln, doppelt so viele wie am Tag zuvor. Erst am Dienstagabend war die knapp vier Tage geschlossene zweite Landebahn wieder geöffnet worden.

Die Bahn hat inzwischen darauf reagiert, dass wegen des Wetters unzählige Reisende von Auto und Flugzeug auf die Bahn umsteigen. Zumindest auf den stark genutzten Nord-Süd- und Ost-West-Achsen werden mehr Intercity-Züge eingesetzt. Dafür werden aber die Nebenstrecken ausgedünnt.

Ramsauer räumt Versäumnisse ein

Nach Tagen des Bahn-Chaos hat Bundesverkehrsminister Peter Raumsauer (CSU) am Mittwoch erstmals jahrelange Versäumnisse eingeräumt. «Wir haben mit erheblichen technischen Problemen zu kämpfen, die aus der Vergangenheit herrühren», sagte der CSU- Politiker. «Es macht sich jetzt bemerkbar, dass man geglaubt hat, man könne sich das eine oder andere an der Reserve sparen.» Diese baue man derzeit in allen Bereichen der Bahn wieder auf. Die Probleme ließen sich aber nicht von heute auf morgen beheben.

Wer sich in diesen Tagen statt auf Bahn und Flugzeug auf das eigene Auto verlassen will, muss kurz vor dem Weihnachtsfest allerdings ebenfalls viel Geduld aufbringen. Der ADAC erwartet für Donnerstag und den ersten Weihnachtstag das stärkste Verkehrsaufkommen.

Blitzeis in Berlin und Brandenburg

Staus durch Blitzeis drohen dpa

Unterdessen gab es in einigen Regionen am Mittwoch bereits erste Warnungen vor dem gefährlichen «Blitzeis». Unter anderem in Berlin und Brandenburg war nach Tiefsttemperaturen bis zu minus zehn Grad warmer Regen auf die eiskalten Böden gefallen. Hier müsse sich die Bevölkerung den ganzen Tag über auf das tückische Eis einstellen, warnte der Wetterdienst.

Am Frankfurter Flughafen wurde unterdessen versucht, die etwa 3500 gestrandeten Passagiere, die zum Teil großräumig in der Region untergekommen waren, zusätzlich zum normalen Passagieraufkommen in den Maschinen unterzubringen. Rund 600 Passagiere hatten die Nacht am Flughafen auf Feldbetten verbracht. Trotz des inzwischen wieder reibungslosen Flugbetriebs müssten mindestens 70 Flüge gestrichen werden. «Ganz normal» sei die Situation noch nicht, sagte der Sprecher. «Wir müssen gucken, wie es auf den anderen europäischen Flughäfen weitergeht.»

Langsame Erholung in Heathrow

Denn eine Störung in London-Heathrow bedeutet in der Regel Ausfälle an fast allen anderen Airports. Der Flughafen ist als eine der größten Drehscheiben der Welt mit täglich 180.000 Fluggästen auch für den Betrieb vieler anderer Flughäfen in Europa wichtig. Eine schnelle Rückkehr zum Normalbetrieb werde es nicht geben, warnte ein Sprecher in der britischen Metropole.

«In London läuft noch nicht alles rund», bestätigte auch ein Sprecher des Flughafens in München. Knapp 20 Flüge nach London seien in München annulliert worden. Noch hole man die ausgefallenen Flüge von Dienstag nach. In München habe in der vergangenen Nacht aber kein Passagier am Flughafen übernachten müssen.

Neue Reisewelle folgt

Auf den Pariser Flughäfen normalisierte sich die Lage wieder weitgehend. Chaos gibt es dagegen bei der Zugverbindung mit dem Eurostar zwischen London und Paris. Das Unternehmen hat den Verkauf von Fahrkarten bis zum 24. Dezember eingestellt und ruft Passagiere dazu auf, ihre Fahrten wenn möglich zu verschieben. In Brüssel kehrt der Flughafen ebenfalls langsam zum normalen winterlichen Betrieb zurück.

Insgesamt war an den Flughäfen in Deutschland die Entspannung deutlicher spürbar. In Hamburg sei der Flugverkehr problemlos gestartet, sagte eine Sprecherin am Morgen. Auch Düsseldorf meldet «normalen» Flugbetrieb. In Nürnberg war lediglich ein Frühflug nach Frankfurt gestrichen worden, sonst lief alles zeitlich nach Plan.

Für Donnerstag sei außerdem noch einmal mit einem Zuwachs an Fluggästen zu rechnen, weil in neun Bundesländern die Weihnachtsferien beginnen. «Eine Prognose, ob sich rechtzeitig zu Weihnachten wieder alles normalisiert haben wird, kann wirklich noch keiner geben», hatte schon am frühen Morgen ein Fraport-Sprecher gesagt. Zumindest die Wettervorhersage sei vorteilhaft. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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