Von Öko-Flitzern und Luxuskarossen

Autosalon Genf

Es ist die erste wichtige Messe dieses Autojahres. Auf dem Anfang März beginnenden Autosalon in Genf gibt es neben interessanten Ökostudien natürlich auch Autos, die zum Träumen anregen.

Von Sebastian Viehmann

In Genf wartet ein pralles Neuheitenfeuerwerk. Statt hektisch zusammen gezimmerter Öko-Studien wie in den letzten Jahren gibt es seriennahe Hybridmodelle, schicke Sportwagen, sehenswerte Luxus-Kreuzer und verblüffende Exoten. Die Highlights des Automobilsalons auf einen Blick von A bis Z.

Die Autobranche schaut nach vorn – was bleibt ihr auch anderes übrig. Die Zahl der Horror-Meldungen und Gewinnwarnungen im Jahr Eins nach der Abwrackprämie wird zwar kaum abreißen, doch auf dem Genfer Salon will sich niemand lumpen lassen. Vom 4. bis zum 14. März warten zahlreiche Premieren auf die Besucher. Standen die vergangenen Messen noch ganz unter einem bewusst zur Schau getragenen Öko-Stern, fließen alternative Antriebe diesmal eher als Selbstverständlichkeit in die Neuheiten mit ein. Und es gibt wieder Raum für elegante Visionen, PS-starke Supersportler und ungewöhnliche Konzepte.

Auferstehung der Giulietta

Einen großen Namen lässt Alfa Romeo zum 100-jährigen Firmenjubiläum wieder aufleben: Giulietta heißt der lang erwartete Nachfolger des Alfa 147. Rein äußerlich weist der neue sportliche Kompakte keine besonderen Reminiszenzen an die Giulietta der 50er und 60er Jahre auf. Die sportliche Silhouette verdankt der 4,35 Meter lange Kompakte vor allem der schwungvollen seitlichen Fensterlinie, aber auch den in der C-Säule versteckten hinteren Türgriffen. Power und Sparsamkeit vereinen die neuen Multiair-Motoren, die jetzt auch den Mini-Gegner MiTo antreiben.

Audi RS 5 Audi

Ganz unbescheiden zeigt sich Audi und präsentiert neben der Luxuslimousine A8 den 450 PS starken RS5. Ein hochdrehender V8-Sauger, eng verwandt mit dem Triebwerk des R8, treibt das 77.700 Euro teure Coupé zu Sportwagen-Leistungen an. Während der RS5 ein schnelles Spielzeug für betuchte Kunden ist, dreht sich in Genf auch Audis viel bedeutendere Neuheit auf dem Präsentierteller: Der A1 soll der Premiummarke neue Käuferschichten bescheren. Wem der Mini zu weiblich ist, der dürfte sich beim A1 wohler fühlen. Trotz einer Länge von rund 3,90 Metern und eine Breite von 1,75 Metern zeigt er sich deutlich maskuliner als sein britischer Konkurrent.

Bei BMW steht die neue 5er Limousine im Mittelpunkt. Die Kombi-Variante Touring werden die Münchner dagegen erst am 9. April auf der AMI in Leipzig zeigen. In Genf stehen dafür noch die überarbeite 3er Reihe samt Cabrio, der BMW M3 mit sportlichem Competition-Paket sowie der geliftete X5. Neue Motoren mit mehr PS, aber weniger Verbrauch, ein paar optische Retuschen und Assistenzsysteme wie das aus dem 5er bekannte Head-Up-Display sollen den edlen Geländewagen fit für die Zukunft machen. Erstmals in Europa wird auf dem Genfer Salon das Concept Car ActiveE gezeigt, BMWs elektrisches Stadtfahrzeug auf Basis des 1er Coupé.

DS High Rider

Citroen DS High Rider Citroen

Aus Frankreich schickt Citroën den DS High Rider nach Genf, einen Ausblick auf den kommenden DS4. Ähnlich wie der DS3 beim C3 wird der DS4 eine Edel-Variante des C4 werden, mit hochwertiger Ausstattung und zahlreichen Individualisierung-Möglichkeiten. Studie und Serienmodell sollen den Dieselhybridantrieb des PSA-Konzerns bekommen, außerdem dürfte der DS4 über eine Hydropneumatik verfügen.

Die Marke Infiniti, der Edel-Ableger von Nissan, zeigt in Genf seine M-Limousine, die nach anderen Ländern nun auch auf dem europäischen Markt erhältlich sein wird. Kräftige V6-Benziner und erstmals auch Dieselmotoren treiben die 4,94 Meter lange Limousine an, ein V6-Hybridantrieb folgt später. Der Wagen hat eine Front-Mittelmotor-Anordnung mit Hinterradantrieb, optional steht eine Allradlenkung zur Verfügung. Die für Europa bestimmten M-Varianten bekommen entweder den 320 PS starken 3,7-Liter-Benziner oder den neuen Dreiliter-Turbodiesel mit 238 PS.

Der neue Ford Focus

Der Ford Focus Ford

Bei Ford steht der neue Focus im Mittelpunkt, der als erstes Fahrzeug der neuen Weltmodell-Strategie den Globus erobern soll. Auf der neuen C-Plattform entsteht eine ganze Modellfamilie. Auch der neue C-Max wird in Genf zu sehen sein, sowohl als Fünfsitzer als auch in der Siebensitzer-Version Grand C-Max – und zwar mit Schiebetüren und innovativem Sitzkonzept.

Lotus Elise Lotus

Bei Lotus dreht sich neben der Rennversion des Evora auch der geliftete Sportflitzer Elise auf dem Präsentierteller. Neu an Bord ist ein 136 PS-Sparmotor mit 1,6 Litern Hubraum, der einen Durchschnittsverbrauch von 6,1 Litern pro 100 Kilometer erreichen soll. Die interessantere Lotus-Neuheit in Genf ist jedoch das Proton Concept Car (die Firma Lotus gehört dem Autobauer Proton aus Malaysia): Das Stadtfahrzeug hat den von Lotus entwickelten seriellen Hybridantrieb unter der Haube. Ähnlich wie der Opel Ampera wird der Lotus rein elektrisch angetrieben, und ein Verbrennungsmotor mit drei Zylindern erhöht die Reichweite.

Maserati Gran Cabrio Maserati

Ganz klassisch, nämlich mit einem 440 PS starken V8-Motot, feiert bei Maserati das GranCabrio in Genf den Frühlingsanfang – zwar nicht als Premiere, aber pünktlich zur Markteinführung in Deutschland. Eine kleine Premiere haben die Italiener aber auch im Gepäck, nämlich das Quattroporte-Sondermodell Sport GT S Award Edition. Schicke 20-Zoll-Felgen, eine metallisch-grau Lackierung mit Goldeffekt namens „Quarzo Fuso“ und diverse Zierelemente wie die handpolierten Bremssättel verleihen dem sportlichen Luxuskreuzer eine besondere Note.

Bei Mazda steht die neue Generation des Familienvans Mazda 5 im Brennpunkt. Die geschwungenen Linien im Nagare-Stil mit Anlehnungen an die Elemente Sand und Wasser wurden erstmals in ein Serienmodell übertragen. Unter der Haube arbeiten sparsame Benzindirekteinspritzer und Dieselmotoren mit Start-Stopp-Automatik. Ebenfalls Premiere feiert die überarbeitete Version der Mittelklasselimousine Mazda 6. Neu eingeführt werden neben frischen Motoren unter anderem ein adaptives Frontlichtsystem und eine überarbeitete Fahrwerksabstimmung.

F 800 Style von Mercedes

Der F 800 Style Daimler

Einen schönen Ausblick auf die Zukunft liefert Mercedes-Benz. Das Forschungsfahrzeug Mercedes F 800 erträumt die Oberklasse von morgen. Der F 800 ist durch seine Modulbauweise als Plug-In-Hybrid oder als Elektro-Kreuzer mit Brennstoffzelle denkbar. Der Plug-In-Hybrid soll im Schnitt nur drei Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verbrauchen. Konkrete Lust auf den Frühling macht das E-Klasse Cabrio. Highlight des offenen Sternträgers ist das optionale AirCap oberhalb der Frontscheibe, das deutlich besser als ein Windschott die Luftverwirbelungen von den Passagieren fernhält.

Eine kleine Revolution gibt es bei Mini: Der viertürige Countryman feiert Premiere und eröffnet der Lifestyle-Marke damit ein neues Fahrzeugsegment. Der Wagen hat im Normalzustand vier Einzelsitze, eine Sitzbank für drei Fond-Passagiere gibt es optional. Mit 4,1 Metern Länge überragt der Countryman den Kombi Clubman nur um sieben Zentimeter. Das permanente Allradsystem „Mini All4“ steht gegen Aufpreis zur Verfügung.

Nissan Juke Nissan

Nissan zeigt am Lac Leman sein neues Crossover Juke, einen kompakten City-Cruiser mit bulliger Frontpartie, riesigen Kotflügeln und handlichen Abmessungen. Der 4,13 Meter lange Juke soll nicht nur ein Ableger des erfolgreichen Qashqai sein, sondern ein ganz neuer Fahrzeugtyp, mit dem die Japaner das Segment der Kompaktwagen ordentlich aufmischen und in Europa beim jüngeren, männlichen Großstadtpublikum punkten wollen. Im Oktober kommt der Juke mit Motoren von 110 bis 190 PS auf den Markt.

Opel Meriva Opel

Messestar bei Opel ist die neue Generation des Kompaktvans Meriva, die mit ihren Schmetterlingstüren bereits viel Aufsehen erregt hat. Mit vielen praktischen Details, sparsamen Motoren und einem guten Platzangebot ist der Meriva exzellent aufgestellt. Mit dem Concept Car Flextreme GT/E dagegen wagt Opel einen Ausblick in die Zukunft. Technisch basiert der Coupé-artige Viertürer auf dem Elektroauto Opel Ampera, das 2011 auf den Markt kommen soll.

Eine der elegantesten Messepremieren hat Peugeot zu feiern. Der „5 by Peugeot“ ist zwar nur eine Studie, hinter der sich aber der längst überfällige Nachfolger der Limousine 607 verbergen dürfte. Das Design erinnert an Aston Martin – genau wie bei Peugeots Coupé-Roadster-Studie SR1, die ebenfalls in Genf steht. Peugeots repräsentative Limousine ist mit 4,9 Metern Länge zwischen Mittel- und Oberklasse angesiedelt. Der Wagen hat den Hybridantrieb HYbrid4 unter der Haube, der einen Durchschnittsverbrauch von 3,8 Liter pro 100 Kilometer erzielen soll.

Auris HSD Toyota

Bei Porsche zeigt der 911 GT3 R Hybrid, wie Porsches künftiger Le Mans-Rennwagen und auch ein hybrider Serien-Sportler aussehen könnte. Im Heck des GT3 R Hybrid arbeitet wie gewohnt ein Sechszylinder-Boxermotor mit vier Litern Hubraum und 480 PS. Porsches Elektroantrieb für den zusätzlichen Boost sitzt in Form von zwei je 60 kW starken E-Maschinen an der Vorderachse. Konventioneller, aber für die klassische Porsche-Kundschaft wohl begehrenswerter ist der Porsche 911 Turbo S mit 530 PS. 3,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h zeigen der Konkurrenz, wer Chef im Ring ist – oder vielmehr auf dem (Nürburg)ring. Beim Viertürer Panamera dagegen rundet ein 300 PS starker V6 die Motorenpalette nach unten ab.

Der Frühlingsanfang wird nicht nur mit dem E-Klasse Cabrio und dem Maserati GranCabrio für die Besserverdienenden zelebriert, sondern auch bei Renault. Der Mégane wirft sein Dach ab und wird als CC zum Cabrio-Coupé. Das elektrohydraulische Panorama-Glasdach öffnet auf Knopfdruck binnen 21 Sekunden und entlässt bis zu vier Insassen an die frische Luft. Eine Nummer kleiner lässt es Renault mit der Studie Wind auf Twingo-Basis angehen.

VW bringt der Sharan

Mit zahlreichen Neuheiten statt mit Rückrufen will Toyota auf dem Genfer Salon Schlagzeilen machen. Das Hybridmodell Auris HSD (Hybrid Synergy Drive) wird parallel zum Facelift des japanischen Kompaktwagens präsentiert. Dazu kommt die Serienversion des Plug-In Prius und endlich wieder ein Sportwagen aus dem Hause Toyota: Der FT-86 mit Hinterradantrieb und Leichtbau-Karosserie könnte der Marke einen dringend benötigten Image-Schub geben. Den Smart-Gegner iQ wollen die Japaner mit neuen Farben und Interieurs beim Sondermodell iQ(N)collection aufwerten, und auch die Facelift-Version des RAV4 ist in Genf zu sehen.

Eine lang erwartete Neuheit fährt am Stand von Volkswagen vor: Der Familienvan Sharan, in der aktuellen Version hoffnungslos veraltet, erhält endlich eine Neuauflage und feiert in Genf seine Weltpremiere. Auch der Geländewagen Touareg rollt in seiner neuen Generation an und führt gleichzeitig den Hybridantrieb bei Volkswagen ein. Eine kleine Rennsemmel ohne Sparsamkeits-Ambitionen ist dagegen der Polo GTI, der mit 180 PS in ganz neue Leistungsdimensionen vorstößt. Und mit dem Pick-Up Amarok zeigen die erfolgreichen Wolfsburger, dass wirklich kein Fahrzeugsegment mehr vor ihnen sicher ist.

Neben den großen Herstellern bleibt in Genf traditionsgemäß auch Platz für Exoten. Einer davon ist das Unternehmen Bufori aus Kuala Lumpur in Malaysia. Die Asiaten wollen ihre Limousine Bufori MkVI präsentieren, ein Auto für das „Ultra-Luxussegment“ mit einem 6,1 Liter großen Motor und zahllosen Individualisierungsoptionen. Der Schweizer Auto-Visionär Frank M. Rinderknecht enttäuscht seine Fans auch in diesem Jahr nicht und präsentiert für Rinspeed den UC? (Urban Commuter), der wie ein zu heiß gewachsener Fiat 500 aussieht. Der Elektro-Kleinstwagen steht für ein ganzes Mobilitätskonzept, soll er doch für Langstrecken in speziellen Waggons auf dem Schienenweg transportiert werden.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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