Volkswagen will angreifen

Winterkorn gibt sich aggressiv

Der VW-Chef will von Intrigen nichts wissen und freut sich auf Porsche. Sorgen macht ihm nur der Streit um die Mitbestimmung.

Von Eva Tasche

Martin Winterkorn ist bekennender Fußball-Fan. Bei der Bilanz-Pressekonferenz von Europas größtem Autobauer Volkswagen zeigte sich der VW-Boss am Donnerstag als Stürmer: «Der Volkswagen Konzern greift an.» Gemeinsam mit Porsche wolle VW in eine ganz neue Liga vorstoßen. Und das beschreibt Winterkorn so: «Porsche und Volkswagen, das ist so, als ob sich das Talent und die Stürmerqualitäten von Marcelinho und Mario Gomez in einem Spieler vereinen.» Kaum ein Wort verliert er zu den Intrigen und Machtkämpfen um die beiden Autobauer, die - offen oder hinter den Kulissen - seit Monaten die Schlagzeilen beherrschen. Auch bei der Frage-Runde nach der Bilanzvorstellung stand das Thema im Zentrum.

Keine Hinweise auf Machtverlust

Keine Hinweise auf Machtverlust Streit mit Porsche nach der Ankündigung des Sportwagenbauers, den VW Anteil von derzeit über 30 auf künftig über 50 Prozent zu erhöhen - davon will Winterkorn nichts wissen. Im Gegenteil: «Wir freuen uns auf die bald noch engere Zusammenarbeit.» Die Eignerfamilien - Porsche und Piëch - wüssten, was für ein Juwel der Volkswagen-Konzern sei, versucht Winterkorn zu beschwichtigen. Und auch einen wachsenden Machtverlust sieht der VW-Chef nicht. Dass er selbst in der Porsche Holding keinen Sitz hat, nimmt er öffentlich gelassen: Auch die Landesregierung habe über 20 Prozent der VW-Aktien - kein Vorstand beanspruche deshalb einen Sitz in der Landesregierung.

VW will aktive Rolle spielen

Der enge Zusammenschluss mit Porsche werde ein Unternehmen entstehen lassen, das «mit seiner Strahlkraft, Profitabilität und Innovationskraft der beste Autobauer der Welt sein wird», ist Winterkorn überzeugt. VW spiele dabei eine aktive Rolle, sagt er und bemüht dazu noch einmal seinen Lieblingssport: «Wir fühlen uns als Spielgestalter und nicht als Tribünengast.» Und der Spielverlauf sei «fair». Das Wort Machtübernahme nimmt er nicht in den Mund. Sorgen macht ihm allerdings der Streit um die Mitbestimmung, der seit Monaten zwischen VW-Betriebsrat und dem Großaktionär tobt. Er hoffe sehr, dass der Zwist bald gelöst werden könne. «Wir brauchen Klarheit. Wir müssen unsere Teams aufstellen und endlich gemeinsam das Spiel bestimmen.»

Betriebsrat gießt Öl ins Feuer

Der VW-Betriebsrat sieht die VW-Belegschaft bei der Mitbestimmung in der Porsche Holding, deren Teil VW nach der Übernahme durch Porsche sein wird, nicht angemessen berücksichtigt. Betriebsratschef Bernd Osterloh goß am Donnerstag nochmal Öl ins Feuer und griff die Porsche-Spitze nun auch wegen ihres Widerstandes gegen das VW-Gesetz mit scharfen Worten an. Porsche Chef Wendelin Wiedeking kämpft gegen die von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) geplante Neuauflage des Gesetzes, die wichtige Mitspracherechte der Arbeitnehmer erhalten soll.

Wolfgang Porsche zieht in VW-Aufsichtsrat

In der Schlacht um Macht und Einfluss konnte Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche unterdessen einen weiteren Etappensieg verbuchen. Der Porsche-Enkel und Cousin von VW-Aufsichtratschef Ferdinand Piëch soll bei der Hauptversammlung Ende April als vierter Vertreter des Großaktionärs in den VW-Aufsichtsrat gewählt werden. Das geht aus der Einladung zu dem Aktionärstreffen hervor. Porsche solle den Sitz von Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer übernehmen, der sein Mandat niederlegen werde.

Im Wettlauf mit Toyota aufgeholt

Die Querelen um Porsche und VW werden dabei für Außenstehende immer undurchschaubarer. VW hat zuletzt glänzende Zahlen vorgelegt und im Wettlauf mit dem erfolgreichsten Autobauer der Welt, Toyota, aufgeholt. Absatz, Umsatz und Gewinn stiegen auf Rekordhöhen. Die Produktivität nahm um zehn Prozent zu. Die Renditen wuchsen. Die Gesellschaft zeigte sich bei der Jahresbilanz damit als attraktive Braut. Wer künftig in Wolfsburg das Sagen haben wird, ist aber wohl endgültig noch nicht ausgemacht.

Unstimmigkeiten um Piëch

Derjenige, der als der mächtigste Mann bei VW und in der Branche galt, musste zuletzt möglicherweise eine Niederlage hinnehmen. Ferdinand Piëch schied aus dem wichtigen Präsidium des Porsche-Aufsichtsrates aus und machte Platz für seinen Bruder Hans Michel. Die Gründe dafür wurden öffentlich nicht benannt. Angeblich nehme die Familie in Zuffenhausen Piëch übel, dass er den Streit um die Mitbestimmung derart hat eskalieren lassen und den VW-Betriebsrat nicht hat stoppen können - so eine der Deutungen. Zumindest hätte er sich distanzieren müssen, wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt. (dpa)

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