Verführerische Form

Renaissance des Coupes

Coupes werden bei den Käufern wieder beliebter. Vor allem in der Kompaktklasse. Entsprechend machen sich die Hersteller Gedanken über entsprechend neue und attraktive Fahrzeuge.

Früher waren Coupes echte Traumwagen. Doch seit es immer mehr Cabrios mit festem Dach gibt, ist ihr Marktanteil vor allem unterhalb der Oberklasse gesunken, sagt Henner Lehne vom Prognosespezialisten CSM in Frankfurt. Seit zwei Jahren allerdings beobachtet er bei den Zweitürern eine Renaissance: Neue Dieselmotoren machten sie für Flottenkunden interessanter, und die wachsende Schicht älterer Kunden sehe in diesem Fahrzeugkonzept einen Kompromiss zwischen Limousine und Sportwagen. Diesen Trend wollen die Hersteller nutzen und bringen neue Modelle auf den Markt.

Besonders aktiv sind sie dabei in der Kompaktklasse. Dort bringt Mercedes im Juni zu Preisen ab 28.113 Euro den neuen CLC an den Start. Das weiterentwickelte und umgetaufte Sportcoupé der C-Klasse, das laut Mercedes mit sechs Motoren von 90 kW/122 PS bis 200 kW/272 PS angeboten wird, soll nach Angaben von Produktmanager Andreas Heindl an die Erfolge von CLK, CLS und CL anknüpfen.

VW bringt der Scirooco

Bei VW in Wolfsburg rollt aus dem Baukasten des Golf im Sommer der Scirocco zu den Händlern. Der Zweitürer soll laut VW-Chef Martin Winterkorn die Marke verjüngen und die Menschen zum Träumen animieren. Doch spricht er von einem Traum, «den sich ausgesprochen viele Autofahrer auch leisten können». Denn kosten werde der Wagen, den es mit 90 kW/122 PS bis 147 kW/200 PS geben soll, in der Basisversion nur 21.750 Euro.

Zwar ist der Drang in diese Nische für Christoph Stürmer vom Marktbeobachter Global Insight in Frankfurt «ein Rätsel», weil das Segment nach dem Erfolg der sportlichen Steilhecks vom Schlag des Golf GTI und der Klappdachcabrios wie dem Peugeot 307 CC «mausetot» sei. Doch denken auch andere Hersteller über entsprechende Modelle nach. So will Peugeot die 308-Studie RC-Z in Serie bauen, Renault hat als Vorboten des neuen Mégane ein Flügeltüren-Coupé gezeigt.

Der VW Scirocco Foto: VW

Keine Zweifel an der Daseinsberechtigung der Coupes hegen die Experten bei den Sportwagen, wo es in diesem Jahr ebenfalls einige Neuheiten geben wird. So bereitet Porsche für diesen Sommer eine Modellpflege beim 911er vor, und bei Nissan gehen zum Jahreswechsel die Neuauflage des 350Z und der Porsche-Gegner GT-R an den Start.

Erfolg des Bentley Continental GT

Bentley Continental GT Foto: Bentley

Am deutlichsten sei die Renaissance der Coupés allerdings in der Oberklasse, wo sie ihren Ausgang im spektakulären Erfolg des Bentley Continental GT genommen habe, sagt Global-Insight-Analyst Stürmer. «Seitdem gibt es zwischen Limousine und Sportwagen wieder ein drittes Segment: den klassischen Gran Tourismo.» Wurde diese Nische früher nur vom Ferrari 456 aufrecht erhalten, gebe es dort nun Autos wie den Mercedes CL, Jaguar XK8, Ferrari 612, 6er BMW und Maserati GT. Und die Auswahl wachse weiter. Denn eingeschränkt zählen für Stürmer auch die künftigen Viertürer-Coupés Porsche Panamera und Aston Martin Rapide sowie die bestätigte Serienfassung der BMW-Studie CS dazu.

BMW X6 Foto: BMW

Mit der wachsenden Auswahl verwischen allerdings auch die Grenzen zwischen den Segmenten. Deshalb muss ein Coupe in der Lesart der Autohersteller längst nicht mehr nur zwei Türen haben, um zu dieser Gattung zu zählen. Vorgemacht hat das vor vier Jahren der Mercedes CLS, der nun mit modifizierter Frontpartie und einem neuen Einstiegsmotor zu Preisen ab 55 692 Euro an den Start geht. Jetzt folgt ihm aus Wolfsburg der Passat CC. Drei Zentimeter länger, vier Zentimeter breiter, aber fünf Zentimeter flacher als die Limousine geht der noble Passat-Ableger im Juni zu Preisen ab 30.300 Euro mit Motoren von 103 kW/140 PS bis 220 kW/ 300 PS an den Start.

Dass man den Bogen sogar noch weiter spannen kann, beweist in diesem Sommer BMW mit dem X6. Denn dort kreuzen die Bayern zum ersten Mal einen Geländewagen mit einem Coupé und haben damit offenbar Erfolg: Obwohl der Wagen bei Preisen ab 55 800 Euro rund 3000 Euro teurer ist als der X5, ist er nach Angaben von BMW-Sprecher Andreas Lampka in vielen Märkten bereits ausverkauft.

Der Passat CC Foto: AG/Mertens

Ob sich der Trend zum Coupé allerdings in allen Klassen in Gang halten lässt, wird von den Marktbeobachtern bezweifelt. CSM-Analyst Lehne rechnet allenfalls mit einer Stabilisierung der Zulassungszahlen auf einem Niveau von etwa 100 000 Fahrzeugen im Jahr. Global-Insight-Experte Stürmer gibt sich noch zurückhaltender: «Mir ist schleierhaft, was die zu Geländewagen oder Cabrios mit festem Dach abgewanderten Kunden jetzt wieder ins Coupé zurückholen soll.» (dpa/tmn)

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