Unsittliche Verlockungen und Angebote

Trabant

Durch die Abwrackprämie könnte 2009 zu einem neuerlichen Schicksalsjahr für Trabant werden. Selbst eine Neuauflage kann wirkliche Enthusiasten nicht reizen.

Von Martin Woldt

Die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg verzeichnete am 1. Januar noch 37.124 zugelassene Trabant des Herstellers Sachsenring. Sie sind die bis heute Überlebende eines Symbols, das wie nur wenige andere auch für die Maueröffnung vor 20 Jahren steht. Und obwohl dieser Aufbruch in die Freiheit sich in das historische Gedächtnis eingebrannt hat, war er doch zugleich der Auftakt für ein bis heute andauerndes schleichendes Aussterben seiner Art.

Große Verlockung

Zur Jahrtausendwende konnte man noch die Hoffnung haben, dass sich der Bestand bei knapp 100.000 Fahrzeugen stabilisiert, denn die Talfahrt der Bestandskurve schwächte sich merklich ab. Doch spätestens seit dem Start der Abwrackprämie zeichnet sich ab, dass 2009 erneut zu einem Schicksalsjahr für den Trabi werden könnte.

Unter den bis Anfang April entschiedenen 70.000 Anträgen filterte das Bafa zwar erst 70 der Schrottpresse übereignete Sachsenring-Mobile heraus. Doch welche Unbekannte in den noch unerledigten, weit über eine Millionen Prämienanträgen steckt, ist schwer vorherzusagen. Denn die Verlockung ist groß. Denn für ein in vielen Fällen faktisch wertloses Fahrzeug vergleichsweise üppige 2500 Euro vom Staat auszuschlagen, verlangt doch übernatürlich große Willensanstrengungen.

Unsittliche Anrufe

Der letzte Trabant lief 1991 in Zwickau vom Band Foto: dpa

So verwundert es nicht, dass bei Christian Maritz in den letzten Wochen etliche Male das Telefon klingelte. Er ist Vorsitzender des Trabantclubs Berlin und das verleitete manchen Anrufer offensichtlich zu unsittlichen Angeboten. Für 2500 Euro könne er, hieß es da am anderen Ende der Leitung, das gute Stück doch kaufen. Weil es für die Schrottpresse eigentlich noch viel zu schade sei.

Es spricht eher für Maritz, dass er dennoch Verständnis zeigt. «Immerhin haben sie mit dem Anruf versucht, ihren Trabi irgendwie zu retten.» Zugleich verstimmt ihn der aus seiner Sicht politisch gewollte Tod des Autos. «Eigentlich wäre der Trabi noch lange nicht am Ende. Man kann nach wie vor viele Reparaturen selber machen, wieder mehr Ersatzteile kaufen oder eine spezialisierte Werkstatt finden.»

Lebendige Trabant-Szene

Praktisch an jedem Wochenende findet ein Trabant-Treffen statt Foto: dpa

Auch sei die Trabant-Szene quicklebendig. «Sie können praktisch an jedem Wochenende zu irgendeinem Trabi-Treffen fahren.» Nur könne das nicht darüber hinweg täuschen, dass der Druck der schlechten Nachrichten wie zuletzt durch die Umweltzone zugenommen habe. «Ein Auto, mit dem man nicht mehr überall hinfahren kann, verliert seinen Reiz.» Für jedes andere Fahrzeug gäbe es inzwischen irgendeine technische Lösung, das Innenstadtverbot zu umgehen, für den Trabant leider nicht.

Wie viele der ungefähr 2500 gegenwärtig in Berlin zugelassenen Sachsenring-Mobile am Ende des Jahres noch übrig sind, kann sich auch Christian Maritz nicht so richtig vorstellen. Für ihn persönlich komme die Abwrackprämie auf keinen Fall infrage. Aber er ist auch nicht mehr in einem knatternden Zweitakter mit 26 PS unterwegs. Sein Trabi ist Baujahr 1991, war schon bei Auslieferung mit dem 1,1 Polo-Motor von VW bestückt und hat inzwischen einen 1,6-Liter-Benziner vom Golf zwischen den Vorderrädern. Freilich, eine Lösung für Enthusiasten. Liegt darin die letzte Hoffnung, dem endgültigen Tod doch noch von der Schippe zu springen?

Neuer Trabi ohne Relevanz

Der neue Trabant von Herpa Foto: Herpa

Der Silberstreif am Horizont sind die noch immer existierenden Bemühungen des Spielzeugherstellers Herpa, einen «New Trabi» auf die Beine zu stellen. Das Projekt wurde 2007 auf der IAA bekannt gemacht. Herpa hat inzwischen den Kleinserienspezialisten Indikar aus Zwickau mit den Entwicklungsarbeiten beauftragt. Dessen Geschäftsführer Ronald Gerschewski teilte mit, dass es nach wie vor großes Interesse an dem Projekt gebe. «Ich treffe mich in den nächsten Tagen mit einem potenziellen Investor.»

Was Christian Maritz allerdings kaum optimistisch stimmt. «Wenn da etwas herauskommt, dann wohl so ein Retro-Teil wie der Mini oder der Fiat 500 für 30.000 Euro. Das hätte dann wohl nichts mehr mit dem ursprünglichen Trabant zu tun.»

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