Überraschende Wende

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Überraschende Wende
Die Lösung für Opel scheint gefunden © Foto: dpa

Überraschende Wende im Opel-Poker: Die US-Mutter General Motors wird die deutsche Tochter nun doch komplett aus eigenen Mittel sanieren, die Anträge auf Bürgschaften zog der Autobauer zurück. Einen weiteren Jobabbau soll es aber nicht geben.

Nach monatelangem Ringen um Staatshilfen hat der Autobauer Opel alle Anträge auf Bürgschaften der europäischen Länder überraschend zurückgezogen. Opel und die Konzernmutter General Motors (GM) wollen die Sanierung des Herstellers nun aus eigenen Mitteln finanzieren, teilte der Autobauer am Mittwoch in Rüsselsheim mit. «Neue zeitaufwendige, komplexe Verhandlungen und eine weiterhin ungesicherte Finanzierung können wir uns nicht erlauben», begründete Opel-Chef Nick Reilly den unerwarteten Schritt.

Keine zusätzlichen Entlassungen

Zwar habe sich am Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro für die Restrukturierung des Unternehmens nichts geändert. Mit der Entscheidung sei nun aber der Weg frei für eine schnelle Umsetzung des Zukunftsplans. Der Hersteller müsse weiter in neue Produkte und Technologien investieren. Dazu gehöre ein Investitionsprogramm über 11 Milliarden Euro für neue Produkte und Technologien.

Trotz des Verzichts auf Staatshilfe seien keine weiteren Werkschließungen oder Entlassungen geplant. "Wir haben keine Absicht, den Sanierungsplan zu verändern, es ist der beste Plan für das Unternehmen", sagte Opel-Chef Nick Reilly am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Damit bleiben die vier deutschen Werke in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern erhalten.

Konstruktive Zusammenarbeit

Nach dem Sanierungsplan sollen europaweit 8300 der 48.000 Stellen abgebaut werden, möglicherweise könnten es aber auch weniger werden. Details würden an den jeweiligen Standorten mit den Arbeitnehmervertretern ausgehandelt. Zudem soll das Werk im belgischen Antwerpen geschlossen werden, um Überkapazitäten abzubauen.

Erst vor einer Woche hatte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) den Antrag auf Bürgschaften des Bundes zurückgewiesen. Daraufhin hatten die Länder mit Opel-Werken Hilfen signalisiert. Bei einem Länder-Treffen am Dienstag in Frankfurt sagten die Staatssekretäre eine konstruktive Zusammenarbeit und eine zügige Bearbeitung möglicher Bürgschaftsanträge zu.

Sanierungsvertrag bleibt gültig

Angesichts der schwierigen Lage des Unternehmens und des schwachen Automarktes in Europa wollten Opel und GM nun aber keinen neuen langwierigen Prozess starten, sagte Reilly: «Die Entscheidung der deutschen Regierung letzte Woche war eine Enttäuschung für uns. Damit hat sich eine mögliche Sicherung von Bürgschaften aus Deutschland vermutlich um weitere Monate verzögert.»

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz zeigte sich am Mittwoch erleichtert: «Nach über eineinhalb Jahren Unsicherheit für die Beschäftigten und der Ablehnung von Bürgschaften durch die Bundesregierung übernimmt General Motors die volle und alleinige finanzielle Verantwortung für Opel.» Damit habe GM Klarheit geschaffen und Spekulationen beendet, die zur Beschädigung der Marke Opel/Vauxhall beigetragen hätten. Der zwischen Management und Arbeitnehmern ausgehandelte Vertrag über Standort-, Beschäftigungs- und Investitionszusagen bleibe gültig. Darin hatte sich die Belegschaft zu einem Sanierungsbeitrag von jährlich 265 Millionen Euro bis 2014 über Lohnverzicht verpflichtet.

Brüderle begrüßt Entscheidung

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hat den Verzicht begrüßt. «Ich fühle mich in meiner Entscheidung voll bestätigt», sagte Brüderle am Mittwoch in Berlin mit Blick auf seine Absage an eine Bundesbürgschaft vor wenigen Tagen. Dies zeige, dass sich marktwirtschaftliche Grundlagen auszahlten. Mit der Entscheidung von Opel und der Konzernmutter General Motors (GM) werde der Steuerzahler geschont. Zugleich werde für faire Wettbewerbsbedingungen gesorgt. Opel könne sich nun darauf konzentrieren, erfolgreich gute Autos zu bauen. Staatshilfen müssten die Ausnahme bleiben. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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