Träume tageweise zu mieten

Supersportwagen vom Autovermieter

Für Supersportwagen wie einen Lamborghini fehlt den meisten Autoliebhabern das Geld. Träume von teuren Exklusivmodellen lassen sich trotzdem verwirklichen: Viele Autovermietungen haben inzwischen auch Exoten im Programm.

Michael Gorr hat einen Traum. Für gewöhnlich ist der Familienvater aus Mittelhessen ganz brav im Opel Omega unterwegs. Aber insgeheim wünscht er sich einmal im Leben hinter das Steuer eines Lamborghini. Kaufen kann und will er so einen Supersportwagen nicht. Doch muss der Traum deshalb nicht unerfüllt bleiben. Denn überall in der Republik findet man mittlerweile Autovermieter, die sich auf exotische Wünsche spezialisiert haben: Vom italienischen Boliden bis zum deutschen Klassiker bieten sie dort tageweise Traumwagen für jedermann an.

Kein billiger Spaß

Einen Lamborghini könnte Michael Gorr zum Beispiel in Berlin mieten. Dort bietet die Firma Phantom Cars derzeit wahlweise einen Gallardo Superleggera oder ein reguläres Gallardo Coupé an. Allerdings hat der Supersportwagen auch als kurzes Vergnügen einen hohen Preis: 600 Euro pro Tag werden dafür fällig. Wer nostalgisch veranlagt ist, kommt günstiger davon - etwa mit einem originalen VW-Bus aus der Generation T2 von der Oldtimervermietung Classicdepot in Berlin. Mittlerweile hat das Unternehmen ein gutes Dutzend restaurierter Bullis im Programm, zumeist mit Wohnmobilausbau. Die Fahrzeuge sind speziellen Themen gewidmet - vom Beatles-Bus «St. Pepper» bis zum Hippie-Mobil.

Die Preise reichen laut der Firma von einer Tagesmiete von 120 Euro bis zum Dreitagespaket für 430 Euro, jeweils 200 bis 400 Kilometer inbegriffen. «Hinter dem Projekt steht die Idee, jedem die Möglichkeit zu geben, Konformismus und Eintönigkeit zu entfliehen», erklärt Maximilian Funk von Classicdepot. So könne man ein Stück moderne Zeitgeschichte erleben, ohne sich einen Klassiker kaufen zu müssen.

Ausflug im Trabi

Auch Trabis können gemietet werden dpa

Geschichte pur erlebt man auch bei einem Ausflug mit einem originalen Trabi, den man ebenfalls am besten in Berlin mietet. Dort bietet zum Beispiel die Event- & Touring AG für Preise ab 55 Euro für drei Stunden den Zweitakter als Limousine und Cabrio an. Geführte Stadtrundfahrten oder Stadtrallyes können Kunden zusätzlich buchen. Wer nicht über den Potsdamer Platz, rund ums Brandenburger Tor oder über den Checkpoint Charlie knattern will, kann den Wagen auch an der Müritz, in Stralsund, Leipzig, Wittenberg und in Frankfurt/Main ausleihen.

Historische Traumwagen sind auch bei vielen Herstellern tageweise mietbar: BMW zum Beispiel hat nach Angaben von Pressesprecher Manfred Grunert für 90 Euro pro Sitzplatz eigens eine Stadtrundfahrt im offenen Oldtimer im Programm, die auch im Werk und im firmeneigen Museum Station macht. Gefahren werden die edelsten Schmuckstücke aus der Sammlung, sagt Grunert: «Aus den 30er Jahren stehen ein BMW 326 Kabriolett sowie ein BMW 335 Kabriolett zur Verfügung. Das Flair der 50er Jahre vermittelt ein BMW 502 Cabriolet, besser bekannt als Barockengel. Und mit dem BMW 3200 CS Cabriolet wird eine besondere Rarität geboten, denn dieser offene Wagen wurde nur ein einziges Mal gebaut.» Der Haken an dieser Zeitreise: Gefahren werden die Klassiker von einem Chauffeur.

Hummer gefragt

Für manche Sinnbild der Klimakrise, für andere ein Traumwagen ist der Hummer aus dem General-Motor-Konzern. Weil sich diesen gewaltigen Geländewagen kaum jemand selbst in die Garage stellt, blüht auch hier das Verleihgeschäft. Die Firma Yellow Hummer etwa hat für Tagespreise von 99 Euro aufwärts an knapp 20 Standorten in Deutschland und auf Mallorca bis zu 40 eigene Fahrzeuge im Einsatz. Wer sich lieber andere US-Träume erfüllen will, bekommt dort auch legendäre Musclecars wie den Ford Mustang, den Chevrolet Camaro oder die Corvette.

Doch die Vermieter schauen bei der Auswahl ihrer Exoten nicht nur in den Rückspiegel. Auch die Zukunft kann man bei einigen schon erfahren. So tourt der Münchner Autoverleiher Sixt inzwischen mit einer kleinen Flotte elektrischer Fiat 500 durchs Land. Die umgerüsteten Kleinwagen machen in den zwölf Monaten in München, Hamburg, Dresden/Leipzig, Berlin und Frankfurt/Main Station und kosten am Tag 59 Euro, teilt das Unternehmen mit.

Egal ob Supersportwagen, Oldtimer oder Elektroauto: «Wer sich einen exotischen Leihwagen nimmt, der sollte sehr gut aufpassen», mahnt Hans-Georg Marmitt von der Sachverständigenvereinigung KÜS in Losheim am See (Saarland). Vor allem Klassiker seien nur bedingt alltagstauglich. «Und in jedem Fall ist eine gründliche Einweisung erforderlich», sagt der Experte. Außerdem rät er zum genauen Studium von Vermietbedingungen, Versicherungsschutz und all dem anderen Kleingedruckten. «Sonst wird der Ausflug im Traumwagen vielleicht schnell zum Alptraum.» (dpa/tmn)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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